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Die Ukraine hat ein riesiges Potenzial der Wasserschätze, trotzdem gibt es erst ein Paar Standorte, die man als Oasen des Kleinschiffbaus bezeichnen kann. Eine davon ist in Poltawschtschyna, in der Stadt Horischni Plawni (Plawni – ukr. das Röhricht – Üb.). Die Leute kamen von der ganzen Sowjetunion dorthin, um „Kommunismus zu erbauen“. Die Stadt, die in der Sowjetunion Komsomolsk genannt wurde, war eine der besten beispielhaften Städte davon in der Region. Um ein Bergbau- und Aufbereitungskombinat zu errichten, vernichtete man malerische Dörfer; Dnipro wurde zum Kachowsker Stausee, so konnte man Tscherkassy oder sogar Kyjiw erreichen. Zum Glück ist das Röhricht, nach dem das Dorf in den alten Zeiten benannt wurde, erhalten und zieht um die Stadt um. Vor kurzem bekam die Stadt ihren historischen Namen – Horischni Plawni – zurück, und es wäre ganz seltsam, wenn es dort keine Menschen gäbe, die diesem Röhricht (ukr. Plawni – Üb.) ihre Leben widmen würden.

Solch ein Mensch ist z. B. Wassyl Leschtschenko, wir haben ihn während unserer Expedition besucht. Er gründete den einzigen Segelklub in der Stadt, der ganz schnell zum Prägebild von Horischni Plawni und sein Segelboot als Logo der Stadt  anerkannt wurde. Mit seinen Segelbooten kann man sogar eine Weltumseglung machen, aber aktuell segelt der Kapitän eines vor kurzem von Strande abgearbeiteten Schiffes „Fregat-2“ mit seiner Familie auf Dnipro. Er möchte die Änderung des Stadtnamens nicht besprechen. Man spürt, dass Horischni Plawni und doch nicht Komsomolsk ihm von Natur aus näher wäre, aber da die Stadt durch die Einsiedler geprägt wurde, und die gegen Umbenennung der Stadt sind, kann man eigentlich kaum was dazu sagen.

Die Segelleidenschaft

„Ich fing mit dem Segeln an, weil ich so gerne auf dem Wasser sein wollte. Alles begann 1972. Das Gehalt war damals 100 Rubel und ein gutes Boot kostete ein Paar Hunderte. Deswegen kaufte ich mir ein einfaches Holzboot um 10 Rubel in einem Geschäft und setzte den Segel aus einem Leintuch darauf. Und zusammen mit meiner jungen Familie (mein Kind war damals 5 Jahre alt) segelten wir. Danach wollte ich in dem Boot eine Kajüte machen, damit man da auch übernachten könnte, ohne Zelten mitschleppen zu müssen. Es sah wie ein Segelboot aus, aber damals noch ohne Motor, weil ich noch kein Geld dafür hatte.“

„Einen gebrauchten Bootmotor ‚Moskwa-10‘ besorgte ich in Krementschuk. Dann wurde der mit einem Motorboot um 5 Rubel und einer Bewirtung der Transportierenden hierher gebracht. Damals kostete Benzin fast nichts und die Motoren waren sehr teuer, gegen 200 Rubel. Ich suchte immer danach, wie ich alles günstiger machen könnte, den Motor fand ich so um 40 Rubel.“

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So bekam Wassyl ein kleines Segelboot: 4,5 Meter lang mit einer Kajüte und einem Motor. Er war der coolste Segler in Horischni Plawni. Die anderen mussten rudern, wenn der Motor ersäufte. Und der junge erfinderische Segler stellte absichtlich den Motor still und segelte, davon war er so begeistert. Wenn er aber schnell nach Hause musste und es keinen Wind gab, ließ Wassyl den Motor an und das war sein Vorteil im Vergleich zu den anderen. Wassyl sagt, die anderen wären eigentlich nicht neidisch, aber bereiteten schon „die Überraschungen“ vor. Ab und zu wären die Seile abgeschnitten oder die Falleine weg.

„Die mit eigenen Händen gebastelten Segelboote gab es damals auch in Krementschuk. Dort machte man sogar ein größeres Segelboot. Aber das Zentrum des selbstständigen Kleinschiffbaus war eigentlich Kyjiw. 1978 zusammen mit den Kameraden aus Krementschuk nahmen wir an einer Regatta teil. 300 Meilen auf dem Kaniwer Stausee. Erst damals war ich zum ersten Mal in Kyjiwer Städtischem Kreuzsegelbootklub. Das war unvergesslich! Es gab so viele Segelboote, alle mit eigenen Händen gebaut. Ich schaute das alles mir an und dachte, dass ich auch so was bauen könnte. Wenn die Leute in Kyjiw so was schaffen, warum kann ich das denn nicht?“

Die Gebrüder Birjukowytsch

Die Leiter des Kyjiwer Städtischen Kreuzsegelbootklub waren damals die Gebrüder Birjukowytsch. 1968 wurde der erste in der USSR Segelsportlerverein der Stadt Kyjiw gegründet. Die Form und die Methoden der Arbeit des Vereins waren für das zynische totalitäre Kommunismus-System unerträglich, dessen Ideologie die winzigsten Merkmale der Selbständigkeit kaum dulden konnte. Der Segelklub wurde zum „Phänomen der gesellschaftlichen Initiative, die von Unten und nicht auf die Anzeige von Oben kam, und blieb doch aktiv“.

Links – eine Kuftjalk Batkiwschtschyna (Vaterland – Üb.). Rechts – Kapitän Dmytro Birjukowytsch

Die Klubmitglieder spielten genug mit „Schrott“ und wollten ein Segelboot kaufen, aber in der USSR-Zeiten war das schon eine Herausforderung. Einerseits waren die Segelboote in der Bilanz der Wasserstationen. Andererseits war es in dem sowjetischen Wirtschaftssystem obligatorisch, die Sportausrüstung nach deren Nutzungsfrist zu vernichten und die neue Ausrüstung erst danach zu besorgen. Oft wurden die noch tauglichen Segelboote als nicht tauglich abgeschrieben, in Teile gesägt und verbrannt. Und nur mit dem Abschreibungsprotokoll konnte der Trainer sich an die Organisation wenden und so ein neues Segelschiff bekommen. Keine Logiknormen. Die Hauptaufgabe dahinter war es, die Privatpersonen zu verhindern, die Ausrüstung zu nutzen, denn das widersprach den Sowjetischen Gesetzen, die das Privateingentum verbaten. Möge das Segelboot verbrannt werden, nur nicht ins Privateigentum kommen. Aber die Gebrüder Birjukowytsch hatten Glück: Der Trainer der Wasserstation „Wodnyk“ Oleg Busowskyj half Kostjantyn, ein Segelboot „Syb“ (ukr. – „die Dünung“ – Üb.) ins Privateigentum zu bekommen.

Anfang 60er gab es Zehnte von solchen „Privateigentümern“, wie die Gebrüder Birjukowytsch. Die banden bei den Wasserstationen von verschiedenen FSV (Freiwillige Sportvereine) an, und so vermummelten die sich als Staatseigentum. Die Betreiber der FVS verachteten diejenigen, die ein eigenes Segelboot hatten. Und nach den sportlichen Erfolgen von jenen Segelsportlern wurde diese Verachtung nur schlimmer. So konnten die Segelboote nicht mehr bei FVS im Sommer gelassen werden.

Der erste ukrainische Bürgersegelbootklub

Deswegen entschied sich Kostjantyn Birjukowytsch, einen von den staatlichen Wirtschaftsstrukturen unabhängigen Segelklub zu gründen. Sein Traum kam dank der Unterstützung der Segelbegeisterten und den treuen Mitgliedern der sowjetischen Bürokratiemaschine ins Leben. Nach einer gründlichen Arbeit und nach Besprechungen unter den Segelbegeisterten kam „der Statut des Kyjiwer Städtischen Kreuzsegelbootklubs“ bei dem Rat der Sportvereine und –organisationen der Stadt Kyjiw zur Welt. Aber das war erst Anfang, die Freisegler mussten noch nach einem Gelände suchen und alles selbständig ausrüsten und vorbereiten, sich um Sicherheit und Überwachung kümmern. Man konnte sich nur auf eigene Kräfte da verlassen, weil es keine staatliche Unterstützung von der Sowjetunion gab.

Die Versammlung im Kyjiwer städtischen Kreuzsegelbootklub, die 60-er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Dabei gab es damals ziemlich gefährliche Vorwürfe den Gründern des Klubs entgegen: „Ihr seid die unabhängige Ukraine!“ Es wird jetzt ganz ironisch empfangen, denn die Vorwürfe kamen von der ideologischen Abteilung des ZK der kommunistischen Partei der Ukraine, die dann später der Ukraine ihren ersten Präsidenten gab. Aber die Vorwürfe wegen „der Unabhängigkeit“ könnten damals manchen auch  ihre Freiheit kosten.

Die Expedition von Dmytro Birjukowytsch

Später leistete Kyjiwer Kreuzsegelbootklub seinen Beitrag zur Unabhängigkeit der Ukraine. 2000-2004 machte Dmytro Birjukowytsch eine See-Expedition „Möge die Welt die Ukraine kennen lernen!“ auf der Kuftjalk „Batkiwschtschyna“ (ukr. – „Vaterland“ – Üb.). Die Route war 1,5 Äquatorlänge. Er besuchte 4 Kontinente, 14 Länder und 70 Häfen, 3 Ozeane, unzähliche Meere, 5 Seen, 6 Flüsse und 8 Kanäle. In der Türkei erkundigte man sich bei dem Kapitän von „Batkiwschtschyna“, was für eine seltsame Fahne er hätte. Dann machte die Mannschaft einen Informationsstand mit einer Karte und kurzen Informationen über die Ukraine: Hauptstadt, Bevölkerung, Nationalwährung. Beim Landen im Ausland, stand der Informationsstand auf der Decke.

Als „Batkiwschtschyna“ die USA erreichte, berichteten die ersten Spalten von Los Angeles Times und The New York Times darüberIn Amerika war man erstaunt, wie es möglich wäre, die Ozeanschifffahrt mit solch einem Segelboot zu machen. Die Expedition dauerte 4 Jahre lang, 50 Menschen nahmen daran als Mannschaftsmitglieder und noch ein Paar Hunderte als Gäste teil.

Nach seiner Rückkehr in die Ukraine, fing Dmytro Birjukowytsch mit noch einem Segelboot an, aber seine Gesundheit wurde schlechter. Dann setzte die Pläne des Opas sein Enkel Wadym fort, der mit seinen 14 Jahren als Junge bei „Batkiwschtschyna“ dabei gewesen war. Nun baut der mit seinen Freunden seine „Batkiwschtschyna“. Wenn er damit fertig ist, wird es zu einem der größten Segelboote in der Ukraine.

Ein Segelklub in Horischni Plawni

Tief beeindruckt von Kyjiwer Segelklub wollte Wassyl Leschtschenko auch einen Segelklub in damaligen Komsomolsk gründen. Am 7. Oktober 1978 trafen sich fünf Segelfans und führten die Gründungsversammlung durch, da wurde ein Statut entworfen und somit ein offizieller Status erteilt. Die Verwaltung des Bergbau- und Aufbereitungskombinates (Damals Bergbau- und Aufbereitungskombinat Dnipro – Red.) in Poltawa kam denen entgegen. Die fanden Räumlichkeiten für die Unterrichtsstunden in der technischen Schule. Ende Dezember 1978 wurde die Frage der Gründung eines eigenen Segelklubs beim Bergbau- und Aufbereitungskombinat schon bei der Sitzung der Gewerkschaft des Kombinats besprochen.

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Seiner Zeit war dieser Segelklub sehr reich. Da gab es Kindergruppen: „Kadeten“, „Optimisten“, „Finnen“. Die übten auf die in Tallin gekauften Booten. Sowohl Kinder als auch Erwachsene waren von Segelsport begeistert. Da gab es keine Altersbegrenzungen, alle wurden willkommen:

„Die Kinder ab 6 Jahren besuchten unsere Segelkurse, auch die Jugendlichen, die Arbeiter. Wissen Sie, Segelsport ist ein Kampf mit der Naturgewalt, unabhängig vom Wetter und Uhrzeit: Das Wetter ist dabei egal, ob es windig oder still ist, ob es kalt oder warm ist. Unter solchen Bedingungen wird man physisch stark und lernt in Harmonie mit der Natur zu leben.“

Die Segelboote mit eigenen Händen basteln

„Bei der Klubgründung kauften wir keine Segelboote für Erwachsene – wir bauten die selbst. In Kyjiw sahen wir sehr gute Boote und nach der Rückkehr wurde es entschieden, dass wir die auch selbst und noch besser bauen können. Damals war ein Segelboot aus Armozement oder Holz wirklich ein Top für uns, weil wir gar nichts gesehen hatten. Damals zeigte man so was nicht mal im Fernsehen. Internet gab es keinen. Jetzt verstehe ich, dass die Boote ziemlich gut waren. Heute gilt das alles als ‚Schrott‘. Im Vergleich zu denen ist mein Boot schon von einer höheren Importklasse. Damals gab es keine von der Art. Alle Boote in unserem Segelklub wurden mit eigenen Händen gebastelt. Gekauft wurden nur drei davon: ‚Estonija‘, ‚Faworit‘, ‚Mirabella‘.“

„Damals gab es eine Zeitschrift ‚Motor- und Segelboote‘. Zum ersten Mal erschien sie in den 60ern. Zuerst aber hatte ich keine Ahnung davon. Dann so plötzlich sah ich die in einem Kiosk. Diese Zeitschrift war damals die einzige Informationsquelle. Dann suchte ich nach Fachliteratur. Im Großen und Ganzen waren das die ausländischen Autoren, britischen, wie Francis Chichester, oder polnischen, wie Andrzej Urbanczyk. Der letzte beschrieb viele Seemänner, die segelten, und es gab auch ganz viele Fotos von diesen Segelbooten. Ich habe seine Bücher: ‚Alleine durch den Ozean‘, ‚Die See-Robinsone‘ und andere.“

1982 erschien das ins Russische übersetzte Buch von Kurt Reinke „Segelboote“. Das wurde sofort von den Bücherregalen in den Geschäften ausverkauft.

„Das benutzte ich bei der Konstruktion von meinem eigenen Segelboot. Das Projekt machte ich selbst, von Reinke habe ich die Daten genommen. Zum Beispiel, Querspant oder Metalldicke und andere Daten übernahm ich von ihm. Ich wollte keine Serienproduktion machen. Dann bräuchte ich Patente, ein freigegebenes Projekt, etc. Ich baute für mich, deswegen war das alles realistisch. Ich nahm die Daten, um die nicht selbst zu berechnen. Er hatte zwei Projekte von einem Segelboot aus Metall: 10 Meter und von 14 Meter lang. Ich machte aber ein 12-Meter-Boot. Dabei verbesserte ich das Projekt von 60er Jahren. Damals waren die Boote ganz anders.“

Ein klassisches Boot war eng vorne und hinten, in der Mitte gab es im Vergleich zu den heutigen Booten kein Komfort. Da konnten sogar keine Kajüten platziert werden, eher ein Schiffsbett. Dazu noch sind die Tendenzen der Segelboote anders geworden. Damals wurde es behauptet, dass die Segelboote eng sein müssen, dann wurde in Praxis bewiesen, dass die auch breit sein können, mit Komfort und allen Bedingungen. Auf den Segelbooten gab es keine Toilette, kein Waschbecken, selbstverständlich keine Kajüte, wo man alleine bleiben oder schlafen könnte. Deswegen beachtete Wassyl bei seinem neuen Segelboot „Fregat“ diese aktuellen Tendenzen.

„Die Idee, ein Segelboot mit Komfort zu bauen, kam mit einer gewissen Erfahrung. Wir waren mit dem Segelboot drei Tage lang von Sebastopol zurück, ohne zu landen. Am Bord gab es drei Familien. Auf dem Segelboot gab es kaum Platz, um alleine zu bleiben, es gab keine Kajüte, wo man sich umziehen oder schlafen, und dabei nicht durch Gespräche gestört werden könnte. Dann verstand ich, dass für solche Segelbootfahrten man eine Kajüte braucht, um alleine zu bleiben, ein Buch zu lesen, zu schlafen, Radio zu hören und erst zum Abendessen mit allen zusammen zu bleiben oder bei der Wachenübernahme auf die Decke zu kommen. Ich fing mit diesem Segelboot an, weil es schwer war, in kleinerem Maßstab alles zu projektieren. Eine Kajüte hatte ein Stockbett für die Mannschaft. Manchmal waren wir nur mit einer Männermannschaft segeln und ich mag es nicht, mit einem Mann in einem Bett zu schlafen. Und so ist ganz bequem, niemand kann dir in die Rippen stoßen. Für eine Familie wäre eine Kajüte für zwei am besten.“

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Im Segelklub baute Wassyl die Segelboote „Viktorija“, „Korolewa“ und „Fregat“ und beendete noch ein 13-Meter-Boot:

„Mein Boot baute ich 6 Jahre lang. Jeden Tag arbeitete ich ohne Wochenende 12-16 Stunden lang. Meine Frau hat sich schon daran gewöhnt, dass ich mein ganzes Leben Segelboote baue. Schon seit 2 Jahren ist ‚Fregat-2‘ vom Stapel gelaufen. Die Segler ändern die Namen der Segelboote nicht. Die Segelboote werden getauscht, aber die Namen bleiben, nur eine Nummer kommt noch dazu. Ich wollte nach Francis Chichester und Eric Tabarly machen – das waren ganz berühmte Segler – und meine zukünftigen Segelboote ‚Fregat-2‘, ‚Fregat-3‘ usw. nennen.“

Wassyl machte die Projektskizze und die Modelle des zukünftigen Bootes selbst, eines davon komplett, mit Segeln, und auch hier vor Ort wurde es gleich getestet. Ein Modell testen kann man aber auch mit dem Computer und der 3D-Grafik.

„Wassyl sagt, dass er ein Mensch vom guten alten Schlag sei, deswegen macht er alles, wie gewöhnt, mit seinen eigenen Händen, mit Bleistift und Whattmanpapier.“

„Das zweite Modell wurde nach einem Metallmuster gemacht. Nach dem erfolgreichen Testen wurde das Modell vergrößert. 6 Monate lang verbrachte ich mit dem Bau des Schiffskörpers – ich machte einen Stempel, alle Zeichnungen, ein Spant, schnitt die Metallplatten, verschweisste und sandstrahlte die, grundierte die vor und brachte zum Segelklub mit. Alle Holzteile, alle Abteilungen und die ganze innere Ausrüstung machte ich schon da, vor Ort, das dauerte 5 Jahre und 6 Monate lang.“

Bei den Skizzen der inneren Teile hatte Wassyl mehrere Varianten, im Internet suchte er sich alles nach seinem Geschmack aus:

„Ich nahm Firmensegelboote als Beispiel, aber ich machte so, wie ich es am besten spürte. Und manche Dinge sind bei mir wirklich besser. So, zum Beispiel ist der Segelbootkörper bei mir aus einer Esche und nicht aus Plastik. Das Baum sägte ich am Hof unseres Familienhauses ab, brachte hierher, schnitt Bretter davon und so erhielt ich den ganzen Baustoff. In der Tat, nur der Transport kostete mir da etwas.“

„Der Motor auf dem ‚Fregat-2‘ ist übrigens ein Automotor, der wurde konvertiert, da ein echter Diesel von 5 bis 10 Tausend Dollar kosten würde. Und so was, schon gebraucht, kann man um 1000 Dollar kaufen und verbessern. Aber das bedeutet auch ganz viel Arbeit.“

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1999 verzichtete sich das Bergbau- und Aufbereitungskombinat komplett auf die Finanzierung des Segelklubs und übergab den in die Bilanz der Stadt. Die Stadt hat aber kein Geld dafür. Deswegen wurde der Segelklub in die Kinder- und Jugendlichen Sportschule mit dem entsprechenden Status reorganisiert und andere Fächer kamen dazu.

„Der Segelsport wurde nicht mehr zum Hauptfach. Nun haben wir da Tennis, Federball, und viel mehr. Das Hauptfach ist Rudern. In diesem Jahr hat unser Sportler Juri Tscheban eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen gewonnen. Das ist schon sehr erfreulich, aber die ganze Finanzierung wird für die Entwicklung des Rudersports verbraucht. Deswegen wird der Segelsport immer noch als Laiensport betrachtet. Der alte Name ‚Segelklub‘ ist erhalten, aber schon seit 16 Jahren ist es eine Kinder- und Jugendsportschule. Da gibt es auch unter anderem eine Segelabteilung und eine Gruppe, die mit dem Segeln, hauptsächlich mit dem Kreuzsegeln, weiter machen. Wir nehmen an verschiedenen Wettkämpfen teil. In diesem Jahr fand ein Wettbewerb unter Kreuzsegelboote in Switlowodsk statt. Unser Segelboot nahm daran teil und gewann den zweiten Platz. Das ist eigentlich gut. Ein mit eigenen Händen gebasteltes Segelboot gewann den zweiten Platz beim Ukrainischen Wettbewerb, wobei alle eigentlich die Super-Boote hatten, mit denen es kaum Konkurrenz gäbe.“

Mit den Segelbooten von Wassyl Leschtschenko könnte man sogar eine Weltumseglung machen. Man muss sich darauf aber ganz gründlich von allen Seiten vorbereiten. Zum Beispiel, das kleinste Segelboot, das eine Weltumseglung geschafft hat, ist aus Russland. Jewgenij Gwosdjew aus Machatschkala baute das Segelboot auf dem Balkon einer „Chruschtschowka“ (eine in der ehemaligen Sowjetunion geläufige umgangssprachliche Bezeichnung für einen fünfstöckigen Plattenbau, der die Wohnungsknappheit kostensparend und schnell beseitigte – Üb.). Das Boot war 3,5 m lang.

„Das war wirklich ein braver Mann. Obwohl auch seine erste Segelfahrt machte er mit 50. Seine zweite Segelfahrt machte er schon mit 70. Leider ertappte ihn ein Sturm neben den Küsten von Italien in seiner dritten Segelfahrt und er starb. Dieser Mann ist ein Unikat für unsere Länder. Obwohl im Westen ist es keine Heldentat. In den Seeländern wohnen die Menschen 10-15 Jahre lang auf ihren Segelbooten mit Kind und Kegel. Und die reisen ihr ganzes Leben lang.“

Wassyl erinnert sich auch an gefährliche Situationen am Wasser:

„Einmal gab es 4-Meter-Wellen auf dem Kaniwer Stausee. Mit einem kleinen 5-Meter-Boot gingen wir auf die Wellen hinauf und fielen hinunter. Das Wetter war furchtbar, obwohl es Sommer war. Es regnete, es donnerte, es wurde dunkel. Wir fanden eine Insel und nannten sie unsere Rettungsinsel. Sie hatte eine sehr interessante Form eines Hufes. Dort gab es eine behagliche Bucht, wo wir übernachteten. Rund herum beugten sich die Bäume, die Wellen schlugen vor und dort war es, wie in Abrahams Schoss. Es gab einmal so einen starken Sturm. Aber sonst gab es eigentlich keine Abenteuer von der Art.“

Man muss auch eine Auslauferlaubnis für ein Segelboot haben. Der Aufbrief muss den Satz „See- und Küstenschifffahrt ist erlaubt“ enthalten. Dann lässt die Grenzkontrolle in See stechen. Ungerne, es gibt da auch Besonderheiten. Nun müssen die Segler auch eine Seefunkstation haben, um ständig in Kontakt mit der Grenzkontrolle zu bleiben. Auf ihre Anfrage muss man sofort informieren, woher und wohin es ginge.

Die ukrainischen Städte, die einst industriellen Giganten waren, entwickeln die Tourismusbranche sehr aktiv, und so bekommen die ihren zweiten Atemzug. Horischni Plawni hat alles, um das freie Segeln weg von der schweren Industrie anzufangen: die Begeisterten, die mögen, was sie machen, das Wasser und die Segelboote. Komsomolsk ist attraktiver geworden, aber es dauert noch mit der Entwicklung der Stadt. Die Menschen müssen nicht nur den neuen Namen beachten, sondern auch die Ortschaft, die so attraktiv für die Wasserbegeisterten geworden ist.

Wie ein Vlog Poltawschtschyna #1 von uns gefilmt wurde

Ihr könnt erfahren, wie unsere Reise von Kyjiw nach Horischni Plawni und zu Wassyl Leschtscheko war, wenn ihr euch unseren ersten Vlog aus Poltawa Oblast anschaut:

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autor des Textes:

Oleksandr Portjan

Redakteurin:

Jewhenija Saposchnykowa

Fotograf:

Taras Kowaltschuk

Kameramann:

Dmytro Ochrimenko

Pawlo Paschko

Filmeditorin:

Marija Terebus

Julija Rublewska

Regisseur:

Mykola Nossok

Transkriptionistin:

Iwanna Sarytska

Folge der Expedition