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Die Boote am Horizont zu beobachten, die zum Hafen kommen, ist für jeden Einwohner von Berdjansk schon eine Gewohnheit. Die gigantischen Giraffen ähnlichen Kräne entladen und laden die riesigen Kielräume mit Fracht wieder auf. Der Berdjansker Seehafen empfängt im Laufe des Jahres Tausende Schiffen, dabei werden über 4 Millionen Tonnen Fracht empfangen und verschickt.

Es wäre schwierig für die Schiffe, ihr Ziel ohne Hilfe von Leuchttürmen zu erreichen. Im Asowschen Meer ist es einfach, an die Küste zu gelangen, besonders für große Frachtschiffe. Die Berdjansker Nehrung ist wegen ihrer Form am ganzen Asowschen Meer am gefährlichsten. Sie ist wie ein Dreieck: Sie verengt sich im Süden zur Mitte hin und erstreckt sich wieder nach Südwesten. Also ohne Leuchtturmsignal kann man nicht. Leuchttürme weisen auf die Umwege hin und die Schiffe vor dem Tod bewahren. Das Signal wird von einem Leuchtturmwärter geleitet. Er macht seine Arbeit bei jedem Wetter. Es ist sehr wichtig, bei Stürmen und beim Schnee auf dem Posten zu sein.

Ohne Kontrolle des Wärters wird der Leuchtturm, von deren Präzision das Leben der Seeleute abhängt, nicht funktionieren. Zumindest war es früher so… An der Schwarzmeerküste sind einige Leuchttürme voll automatisiert: Ihre Arbeit wird ferngesteuert.

Es gibt zwei funktionierende Leuchttürme in Berdjansk: den Oberen und den Unteren. Der Obere Leuchtturm steht auf einem Hügel in der Stadt. Er wurde gebaut, um den Weg zum Hafen für die Schiffe, die den Berdjansker Golf betraten, zu zeigen. Zu diesem Golf zeigt der Untere Leuchtturm den Weg. Er steht am Rande des Berdjansker Golfs, fern von Menschen, wo das Land mit dem Asowschen Meer verbunden ist.

die Anzahl
5 / 58 Heute gibt es in der Ukraine 58 funktionierende Leuchttürme, fünf davon sind an der Küste des Asowschen Meeres.

„Leuchttürme sind die Heiligen der Meere, sie gehören allen und sind als die Bevollmächtigten unantastbar“, diese Worte von Konstantin Paustowskij dekorierten einst den Eingang zum Unteren Berdjansker Leuchtturm.

Die Geschichte der Errichtung des Leuchtturms begann im fernen Jahre 1838, als hier im Auftrag des Grafen Woronzow ein 23-Meter-hoher Steinbau errichtet wurde. Der Turm war weiß gestrichen und mit einer orangefarbenen Linie verziert, so dass man ihn vom Meer aus gut sehen konnte. Zur Beleuchtung wurde dann Kerosin verwendet, das nach dreißig Jahren auf elektrische Lampen umgestellt wurde. In der Ukraine ist dies der zweite Leuchtturm, nach Odessa, wo Elektrizität erschien.

die Anzahl
180 2018 wird dieser Leuchtturm 180 Jahre alt. Dies ist einer der ältesten Leuchttürme in Pryasowja.
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Jakiw Fedirko. Der Leuchtturmwärter

Für gewöhnliche Touristen und besonders für Ausländer ist es nicht so einfach, in einen Leuchtturm in der Ukraine zu gelangen, da sein Territorium als Objekt des geschlossenen Regimes betrachtet wird. Trotz eingeschränktem Zugang und schneller Automatisierung aller Prozesse arbeiten die Menschen auf den Leuchttürmen. Wer sind sie?

Seit mehr als einem halben Jahrhundert arbeitet Jakiw Fedirko auf dem Unteren Berdjansker Leuchtturm. Unter den ukrainischen Leuchtturmwärtern, die derzeit tätig sind, ist er der älteste.

„Früher bestieg Jakiw zweimal am Tag die 99 gusseisernen Stufen, sodass die Schiffe immer helles Licht sehen könnten.“

Jetzt ist es schon ihm schwierig, auf so eine Höhe zu klettern. Für ihn macht das sein junger Assistent. Jakiw Fedirko lebt in einem Haus in der Nähe des Leuchtturms. Er kennt sich in der Gegend sehr gut aus. All die Jahre der Arbeit am Leuchtturm war er kaum von Berdjansk weg. Er sagt, dass es keinen speziellen Bedürfnis gebe. Für ihn sei es hier schon gut.

Er beeilt sich nicht, etwas zu erzählen und seine Erinnerungen zu teilen. Er brachte eine Sammlung alter Fotos und Sammelalben aus Zeitungen mit, die von seinem Leuchtturm erzählen. Sofort kann man sehen, dass er ein Fan von seinem Job ist. Aber wie schwer ist es doch, ein paar Worte von ihm zu bekommen… Es scheint, dass er nach Jahren des Nachdenkens auf dem Leuchtturm das Zeitgefühl verloren hat.

Unmittelbar nach dem Krieg wurde es dem Vater von Jakiw Efim Fedirko vom Kommandanten vorgeschlagen, den Posten eines leitenden Technikers am Unteren Berdjansker Leuchtturm einzunehmen. Im Oktober 1945 zogen sie mit der Familie aus Mariupol nach Berdjansk. Jakiw war noch sehr klein. Er erinnert sich:

„Mein Vater diente auf Schiffen des hydrographischen Dienstes. Als er nach seinem Dienst nach Mariupol zurückkehrte, bot der Kommandant ihm die Arbeit am Leuchtturm an. Und wir kamen hierher, schauten das alles uns an, das war echt gut. Und wir sind dann hierher gezogen.“

Seit dem Moment, als Jakiw Fedirko den Unteren Berdjansker Leuchtturm betrat, sind mehr als 70 Jahre vergangen. Das heißt, für Jakiw ist diese Arbeit buchstäblich seine Lebensbeschäftigung. Als sechzehnjähriger Junge half er seinem Vater dabei. Dann studierte er Hydrographie an der Marine-Schule, hatte sein Praktukum auf verschiedenen Leuchttürmen. Fünf Jahre lang hat auf der Krym auf dem Leuchtturm von Kis-Aul gearbeitet, aber ist doch zu seinem Unteren Berdjansker Leuchtturm nach Hause zurückgekehrt.

„Seit 1971 habe ich die Stelle am Leuchtturm bezogen und führe ihn so immer noch. Dann zog sich der damalige Leiter, Cholodyrjew Andrij Hawrylowytsch, zurück, und ich kam hierher. Zurück nach Hause…“

Wir kümmern uns um die Sicherheit der Navigation in unserer Zone: Mariupol – Berdjansk, Berdjansk – Kertsch. Alle Golfs haben Schilder, Leuchttürme. Und in Belosarajka, und am ganzen Asowschen Meer. In der Vergangenheit war das Management (die hydrographische Kontrolle – Ed.) in Kertsch, und jetzt, nach der Annexion, wird alles von Mykolajiw aus kontrolliert.

Viele Schiffe kommen in Berdyansk an, besonders im Sommer, mit dem Beginn der Erntezeit, wenn Getreide verschifft wird.

Nun, so Jakiw, ist die Arbeit nicht besonders schwierig, denn alles ist automatisiert. Der Leuchtturm selbst schaltet sich zur richtigen Zeit ein und aus. Zusätzlich zum Licht wird ein Funksignal gesendet:

„In der Vergangenheit wurde das Gerät ganz viel behandelt, es war notwendig, den Fokus so einzustellen, dass es genau da leuchtet. Wenn sich ein Objektiv über oder unter dem Fokus befindet, ist der Strahl nicht am Horizont. Jetzt ist alles geregelt. Mit dem Sonnenuntergang schaltet sich das Lichtsignal ein, mit dem Sonnenuntergang geschaltet es sich aus. 2005 wurde moderne Optik dort eingeführt. Vorher suchte man in den Tabellen nach der Zeit des Sonnenuntergangs und des Sonnenaufgangs, alles wurde ganz genau gefolgt.“

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„Früher musste man halbe Stunde vor dem Einschalten des Leuchtturms die Vorhänge aufziehen. Dann schaltet der Leuchtturm morgens aus und du ziehst die Vorhänge runter, weil die Geräte vom Sonnenlicht beschädigt werden können. Ein Sturmglas musste auch geputzt werden. Jetzt wischen wir auch, aber Vorhänge müssen nicht ziehen: Die neue Optik ist nicht lichtempfindlich. Eine Stunde vor dem Einschalten des Leuchtturms geht der Wärter rauf und prüft alles: es kann sein, dass Reparaturen notwendig sind. Wir sind auch da für Reinigung, Lackierung und Wartung von Maschinen.“

Jakiw erinnert sich mit Nostalgie an die Zeiten, als die Arbeit interessanter, aber auch komplizierter gewesen war. Er zeigt uns seine Fotos vom Treffen der Leuchtturmwärter in Kertsch. Früher kamen oft Gäste zu ihm. Sein persönliches Archiv beherbergt nach wie vor Artikel und Fotografien der Korrespondenten aus Berdjansk und Odessa. Nur auf diesen Fotos können wir die alte Ausrüstung sehen.

Während des Krieges erlitt der Leuchtturm einen wahren Schock: Er wurde fast zerstört. Jakiw zeigt die Fotos des Leuchtturms nach der Rekonstruktion im Jahre 1957:

„Beim Zurückziehen haben die Deutschen versucht, die ganze Struktur zu zerstören, aber etwas ging falsch dabei: nur die Kuppel des Turms wurde gesprengt. 1957 wurde er restauriert. Das technische Gebäude wurde ebenfalls restauriert. Da wurde ein deutsches Soundsystem eingesetzt. Als die Sichtweite auf 60 Kilometer sank, wurde ein akustischer Alarm aktiviert, so dass die Schiffe die Entfernung zum Leuchtturm durch Schall messen konnten. So war es bis 1981, und dann wurde ein Radarreflektor eingesetzt, eine solche ,Zigarre‘ aus Amerika.“

„Jetzt ist das Licht des Leuchtturms in einer Entfernung von fünfzehn Seemeilen sichtbar. Ans Meer werden die Signale vom Lampenturm geschickt: Viereinhalb Sekunden kommt ein helles Licht und dann eine Pause von drei Sekunden.“

Zusammen mit Jakiw arbeiten hier drei weitere Leute. Früher waren 12 Leute im Team. Durch den Übergang zur modernen Technik stirbt der Beruf des Wärters allmählich aus. Immer mehr Schiffe sind mit den neuesten GPS-Navigatoren ausgestattet, Segler werden über Satellitendaten geführt. Die meisten Leuchttürme arbeiten autonom und senden Funksignale an kleine Radarreflektoren auf hoher See.

Die Leuchttürme kommen aus dem Betrieb und werden zu Denkmälern der Geschichte und Architektur. Zunehmend erfüllen sie eine rein dekorative Funktion oder stehen einfach still und kollabieren langsam. Der menschliche Faktor bleibt jedoch da entscheidend. Trotz der Tatsache, dass jetzt die ganze komplexe und gefährliche Arbeit durch die Automatisierung ausgeführt wird, setzt man seine Arbeit fort und bleibt beim ganzen Betrieb und beim Überwachen dabei. Natürlich muss der Wärter nicht mehr den Turm beim kalten und stürmischen Wetter besteigen, um die Arbeit der Lampe einzustellen. Es genügt, nur einmal pro Woche die Funktionsfähigkeit des Gerätes zu überprüfen.

Hart atmend überwindet Jakiw Schritt für Schritt den Aufstieg zum Leuchtturm. Er ist stolz auf ein altes Foto, wo er noch jung ist und wie die Leuchtturmoptik anderen Korrespondenten zeigt. Wir wollen in die Vergangenheit zurückgehen und das gleiche Foto machen, aber schon mit dem jetzigen Jakiw.

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Die Wächter des Leuchtturms – eine Familienberufung

In der Familie von Jakiw Fedirko arbeiteten viele beim Leuchtturm:

„Mein Bruder hat hier gearbeitet, meine Tochter und meine Frau auch. Fast eine Dynastie…“

Der Vater von Jakiw, sowie Jakiw selbst, arbeitete hier sogar nach der Pensionierung. Die jüngste Tochter Tetiana arbeitet als Technikerin auch hier zusammen mit ihrem Vater, obwohl sie nicht auf einem Leuchtturm wohnt. Jetzt besteigt sie anstelle ihres Vaters den Leuchtturm und setzt seine Arbeit fort. Sie kommt mit seinen Enkelkindern jedes Wochenende zu Besuch. Das ist eine wahre Familienberufung, eine wahre Liebe, die von Generation zu Generation weitergegeben wird:

„Ich hätte diese Arbeit nie gewechselt. Hier können Sie dem Lärm des Meeres lauschen, die Sonne und den Sonnenuntergang bewundern und den Sturm und die Wellen beobachten. Es ist notwendig, gut zuzuhören. Vom Leuchtturm aus am frühen Morgen können Sie Delfine sehen. Ich habe nie daran gedacht, meinen Leuchtturm zu verlassen.“

Weltweit werden die Leuchttürme immer mehr zu Mini-Hotels und Restaurants mit der Möglichkeit, nach oben zu klettern, und in der Ukraine wird immer noch ein Regime für diese Objekte eingesetzt. Der Beruf des Leuchtturmwärters besteht hier weiter. Und wir haben immer noch die Gelegenheit, Leute wie Jakiw zu besuchen, die seit einem halben Jahrhundert ständig dem Lärm des Meeres lauschen und ihre Posten nicht verlassen werden.

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autorin des Textes:

Hanna Ostrowercha

Redakteurin:

Jewhenija Saposchnykowa

Kameramann:

Dmytro Ochrimenko

Filmeditor:

Mykola Nossok

Fotograf:

Dmytro Bartosch

Fotograf:

Serhij Korovajnyj

Transkriptionist:

Tymur Pljuschtsch

Transkriptionistin:

Olha Salimonowytsch

Folge der Expedition