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Seit dem Beginn der großangelegten Invasion führt Russland wieder verstärkt Deportationen von Ukrainer:innen durch. Gemäß den Angaben des ukrainischen Menschenrechtsbeauftragten Dmytro Lubinez wurden seit Februar 2022 mindestens 2.800.000 ukrainische Bürger:innen nach Russland deportiert bzw. zur Ausreise dorthin gezwungen. Es sind ebenfalls Fälle von Zwangsausreisen nach Belarus bekannt.

Um so viele Ukrainer:innen wie möglich gegen ihren Willen aus ihrer Heimat zu bringen, ist den russischen Okkupanten in den besetzten Gebieten jedes Mittel recht: sie entziehen den Eltern illegal das Sorgerecht, vereinfachen die Adoptionsregelungen, eröffnen „Integrationslager“ für Jugendliche usw. Wir berichten darüber, wie die Ukraine für die Rückkehr von jedem einzelnen ihrer Bürger:innen kämpft und wo man Hilfe finden kann, wenn man deportiert wurde.

Methoden und Mittel der Deportation

Die meisten Deportationen gehen mit sogenannten „Filtrationslagern“ einher. Laut einem Forschungsbericht der Yale Universität wurden von Russland seit März nur auf dem Gebiet der Donezker Oblast 21 solche „Institutionen“ eingerichtet.

Filtrationslager
Spezielle Einrichtungen, in denen die Menschen vor ihrer Deportation durchsucht und verhört werden. Sie können zudem als Gefängnis für Zivilist:innen und Militärangehörige dienen, die das Okkupationsregime nicht unterstützen.

Der Prozess, den Russland als „Filtration“ bezeichnet, ist in Wahrheit eine Art Kontrolle, bei der biometrische Daten gesammelt, persönliche Gegenstände und Telefone kontrolliert und politische Ansichten erfragt werden. Ukrainer:innen, die durch solche Lager gehen mussten, berichteten von unerträglichen Bedingungen: Sie mussten von einigen Stunden bis zu fast einem Monat lang in überfüllten, kaum bis gar nicht geheizten Räumen ohne Zugang zu Nahrung, Wasser und Basiseinrichtungen (wie z.B. Duschkabinen) ausharren. Zusätzlich zum psychologischen Druck wird bei solchen „Kontrollen“ oft auch körperliche Gewalt angewendet.

Es wurden Fälle festgehalten, in denen Eltern auf unbestimmte Zeit durch Russen festgenommen und ihre Kinder deportiert wurden. In anderen Fällen blieben Kinder allein in Kampfgebieten zurück, wenn Übergänge geschlossen wurden und sich Verwandte oder Bekannte in benachbarten Orten befanden.

Oft brachte Russland ukrainische Familien in besetzten Gebieten bewusst in eine prekäre Lage, um den Eltern dann das Sorgerecht zu entziehen. So begann Russland in der Region Donetschyna (in der Nähe von Donezk) im Februar 2022 mit der Zwangsmobilisierung von Männern. Dieses Vorgehen diente zugleich zwei Zielen: den Kriegsverlauf zu verzerren, indem den Ukrainer:innen die Schuld daran gegeben wird sowie zusätzliches Personal für den militärischen Konflikt zu aktivieren, denn wenn Russland die Bewohner:innen der besetzten Gebiete zur eigenen Bevölkerung zählt, sind diese verpflichtet, „ihre Heimat“ zu verteidigen. So wurden nicht Russen, sondern Ukrainer:innen an die Frontlinie geschickt.

Die Mobilisierung hatte auch weitere, oft nicht sofort bemerkbare, negative Folgen. Aus finanzieller Not waren die Ehefrauen der ukrainischen Männer oft dazu gezwungen, im Ausland Arbeit zu suchen. Die Kinder wurden währenddessen vorübergehend bei Großeltern oder Freunden gelassen. Bereits im April 2022 wurden in der Region Donetschyna „Kommissionen für Schutz der Rechte der Minderjährigen“ aktiv. Diese gingen wie folgt vor: Es wurden zunächst Informationen über die ihrer Meinung nach sozial und ökonomisch problematischen Familien gesammelt und anschließend wurden diese mit einem Vermerk über die Notwendigkeit der Sorgerechtsentziehung an Okkupationsgerichte übergeben. Nach der Gerichtsentscheidung wurden die Kinder in soziale Einrichtungen gebracht und von dort aus zwangsweise nach Russland deportiert.

Auch die vereinfachten Adoptionsverfahren erleichterten die Kinderdeportationen: Seit März 2022 wurde in Russland eine Reihe von Regelungen für die Ausweisvergabe an Waisenkinder aus okkupierten Gebieten erlassen. In sogenannten „Zentren zur Förderung der familiären Erziehung“ suchte man neue Eltern für die Kinder und führte Kurse zur „ideologischen Erziehung“ für die potenziellen Kandidat:innen durch.

Auch die Russisch-Orthodoxe Kirche, die in der Ukraine schon lange über keinen „heiligen“ Ruf mehr verfügt, half bei den Deportationen der Ukrainer:innen. Das russische Katastrophenschutzministerium übergab den Kirchenmitarbeiter:innen Informationen über die Deportierten. Diese waren wiederum dafür zuständig, sie zentralisiert auf ihre Gemeinden zu verteilen. Zudem unterzieht die Kirche die Ukrainer:innen einer zweiten, „geistigen“ Filtrationsrunde, indem sie im Rahmen von Beratungsgesprächen dieselbe russische Propaganda verbreitet.

Heimliche Deportation

Bereits kurz vor der großangelegten Invasion hat das russische Militär damit begonnen, Waisenkinder aus den temporär besetzten Städten Donezk und Luhansk zu deportieren. Ab dem 18. Februar 2022 fixierten Menschenrechtsorganisationen Fälle von Zwangsausreisen nach Russland unter dem Vorwand einer „Evakuierung“. Es handelte sich dabei um getarnte Deportationen von Ukrainer:innen.

Diese konnte man auch kurz vor der Befreiung der Stadt Cherson und ihrer Umgebung auf dem rechten Ufer des Dnipro beobachten. Der lokale Journalist Oleh Baturin berichtete im Oktober 2022 von Ukrainer:innen, die auf die besetzte Krim oder in die russische Region Krasnodar gebracht wurden. Die Russen behaupteten, dass sie temporär in Sanatorien und Kurhäusern untergebracht werden sollten. Gleichzeitig verbreiteten Telegramkanäle der Okkupanten gegensätzliche Informationen: Den Ankömmlingen wurde nahegelegt, in Krasnodar zu bleiben.

Unter dem Deckmantel von Ferienlagerbesuchen wurden ukrainische Waisen und Halbwaisen aus den temporär besetzten Gebieten in der Region Donetzk deportiert (häufig waren aber auch Kinder mit beiden Elternteilen betroffen). Das Schema wurde durch die russischen Bürger Dmitrij Garzew und Dmitrij Schmeljow organisiert, die sich als „Minister für Gesundheitsschutz“ und „Minister für Steuern und Finanzen“ der „Volksrepublik Donezk“ bezeichnen. Wie der Sicherheitsdienst der Ukraine festgestellt hat, gehören sie zum nächsten Umkreis von Denis Puschilin, dem Anführer der Donezker Miliz, unter dessen Protektion sie 2022 Teil der Okkupationsregierung wurden.

Ähnliche Berichte über als Erholungs-, Kur- oder Bildungsfahrten getarnte Deportationen kommen auch aus anderen temporär besetzten Städten und Dörfern der Ukraine. So brachten die Okkupanten unter dem Vorwand von Lehrermangel in der Stadt Kinder aus Lyssytschansk nach Russland, angeblich um den Lernprozess nicht zu unterbrechen und die kleinen Ukrainer:innen irgendwo auf russichem Territorium zu „retten“. Den Eltern wurde nicht erlaubt, ihre Kinder zu begleiten.

Der Bürgermeister von Enerhodar berichtete, wie einige Eltern aus der Stadt und der Umgebung im Oktober 2022 ihre Kinder nach Krasnodar in Russland schickten. Nach einiger Zeit stellten die russischen Okkupanten die Ukrainer:innen jedoch vor die Tatsache, dass sich die Rückkehr ihrer Kinder „auf unbestimmte Zeit verzögert wird“ und sie dort zur Schule gehen werden. Auch wurden die Eltern angewiesen, ihnen warme Kleidung zu schicken.

Bei einer Untersuchung der britischen Zeitung iNews, die im März 2022 durchgeführt wurde, fand man in Russland 66 Lager für zwangsumgesiedelte Ukrainer:innen. Sie erstreckten sich über 11 Zeitzonen: von Belgorod im Westen über das Uralgebirge hinweg bis zur weit entfernten Halbinsel Kamtschatka und der Stadt Wladiwostok im Osten Russlands. Als Lagergebäude werden Sanatorien, Zentren für „patriotische Erziehung“, ehemalige Ferienlager und sogar Deponien für chemische Waffen genutzt.

Außerdem veranstalten Russen sogenannte „Integrationslager“ für ukrainische Jugendliche. Sie behaupten, sie würden ihnen „dabei helfen, mit den Schrecken des Krieges umzugehen“ und „sich in der Gesellschaft zu adaptieren“, doch in Wahrheit handelt es sich um erzwungene Assimilation und Aufzwingen von russischer Geschichte, Sprache und Kultur. Ein Beispiel dafür ist das Projekt des russischen Wohltätigkeitsfonds „Neuer Lehrer“, das Programm „Unterschiedlich gleich“. Auf der Website des Projektes heißt es, dass in den Lagern des Programms russische Lehrer:innen und Psycholog:innen mit ukrainischen Kindern arbeiten. Dass es sich dabei um deportierte oder zumindest „evakuierte“ Kinder handelt, wird natürlich nicht erwähnt. Es ist von „Kindern mit Migrationshintergrund“ oder „Kindern von Migranten“ die Rede.

Assimilation
Prozess der Gewöhnung und Angleichung einer Gemeinschaft an die Kultur und Bräuche einer anderen Gemeinschaft.

So werden solche Interaktionen von der Leiterin des Programms „Unterschiedlich gleich“, Irina Bjeloussowa, beschrieben:

„Die Kinder schrien, weinten manchmal. Die Lehrer kamen damit nicht zurecht, setzten sie unter Druck, diese [widersetzten] sich umso mehr, am Ende kam es zu einem Skandal. Die örtlichen Eltern hatten es auch nicht leicht. Sie waren angespannt und erschrocken, das übertrug sich auf die Kinder. Schon nach einem Monat gab es sehr viele nicht angesprochene Missverständnisse zwischen allen.“

Laut der Rechtsanalytikerin des Zentrums für Menschenrechte ZMINA, Onyssija Synjuk, erschwert die ideologische Umerziehung der ukrainischen Kinder das Verbrechen der Deportation zusätzlich und trägt zudem Anzeichen eines Genozids: „Das wichtigste Prinzip einer Evakuation, insbesondere bei Kindern, liegt darin, dass deren Ziel lediglich ihre Sicherheit während besonderer Umstände sein soll. Dafür kann es nur einen einzigen Grund geben: dringende Umstände, die den Gesundheitszustand oder notwendige Behandlungen betreffen.“

Zeugenberichte

Mit der Zeit kommen immer mehr solche Geschichten an die Oberfläche. Und so schmerzhaft jede dieser Erfahrungen ist, sie müssen alle festgehalten werden. Einerseits, um die Beweise für die Kriegsverbrechen Russlands zu sammeln, andererseits, um das Erlebte schnellstmöglich zu reflektieren.

Eine Bewohnerin des Dorfes Rubischne, in der Region Donezk, erzählte den Ermittlungsjournalisten von „Slidstwo.Info“ von den Verhören, denen sie sich während der Filtrationsmaßnahmen in Russland unterziehen musste. „Am schlimmsten waren die Gespräche mit den russischen Beamten. Sie redeten die Ukraine und unseren Präsidenten schlecht und machten Fotos von allen unseren Papieren.“

Walerija, deren Familie aus Rubischne (Stadt im zurzeit okkupierten Gebiet bei Luhansk) nach Russland deportiert wurde, erinnert sich während eines Gesprächs ebenfalls an Verhöre: „Auf jeder Etappe wurden sie verhört. Und zwar nicht nur meine Mutter, sondern auch ihre Kinder. Sie wurden psychologisch sehr stark unter Druck gesetzt. Man wollte wissen, wie ihre Haltung gegenüber der Ukraine und der ukrainischen Sprache war, ob es ihnen in Russland nicht gefallen hätte, warum sie nach Estland wollten…“

Die Londoner Journalistin der New York Times, Emma Bubola, verfolgte monatelang die Schicksale ukrainischer Kinder in Russland. Einige von ihnen erzählten, dass sie mit Gewalt dorthin gebracht oder getäuscht wurden, indem man ihnen in Russland ein bequemes Leben bei neuen Familien versprach. „Ich wollte nicht gehen, aber mich fragte keiner“, sagt die 14-jährige Anja, die aus einem Heim für Tuberkulosekranke bei Mariupol geflohen ist und sich zum Zeitpunkt des Gesprächs bei einer Pflegefamilie bei Moskau befand.

Der 12-jährige Saschko aus Mariupol berichtete während des Weltwirtschaftsforums in Davos von seinen Erlebnissen während des Aufenthalts in einem Filtrationslager. Zusätzlich zu dem durch das Interagieren mit den Okkupanten verursachten psychologischen Druck wurde er im März von seiner Mutter getrennt, ohne sich von ihr verabschieden zu können. Man sagte ihm, er käme in ein Kinderheim und würde anschließend zur Adoption freigegeben. Seitdem hat er seine Mutter nicht mehr gesehen.

Im Filtrationslager sagten ihm die Russen, seine Mutter wollte ihn nicht mehr und würde ihn nicht holen kommen, da sie in Gefangenschaft wäre. „Ich sagte, ich habe eine Großmutter in der Ukraine und dass ich zu ihr will. Doch sie erlaubten es nicht. Sie brachten mich nach Donezk in ein Krankenhaus, dort wurde ich am Auge behandelt. Ich hatte Omas Telefonnummer, deshalb bat ich meinen Zimmernachbarn um sein Telefon, kontaktierte meine Oma und sagte ihr, wo ich war. Sie begann die Dokumente zu sammeln, um mich abholen zu können“. Nun kümmert sich die Oma um Saschko, doch wo sich die Mutter befindet, ist immer noch nicht bekannt.

Es gibt nur wenige Berichte über Ukrainer:innen, die nach Belarus deportiert werden, denn dieses dient lediglich als „Sortierhub“, von wo aus die Menschen endgültig nach Russland gebracht werden.

Kriegspsychologin Natalija Sarezka, die sich mit den Zeugenaussagen der nach Belarus deportierten Personen befasst, erzählt in einem Interview, dass diese manchmal sagen: „Hauptsache wir sind am Leben“. Da sie mit den Normen des internationalen Rechts nicht vertraut sind, können sie die Verbrechen nicht selbständig erkennen. Natürlich können solche Behauptungen auch Folge eines psychischen Schutzmechanismus sein: Die Betroffenen wollen den erlebten Schrecken schnellstmöglich vergessen und zum gewohnten normalen Leben zurückkehren.

„Ein Mensch, der aus der Gefangenschaft freigelassen wurde, versteht, dass er sich vollständig in der Gewalt von anderen befand und das Allerschlimmste nicht eingetreten ist. Er kann daher sogar Dankbarkeit dafür empfinden, dass er deportiert und freigelassen, und nicht umgebracht wurde. Unter solchen Umständen ist das ganz natürlich“, erklärt Natalija Sarezka.

Geschichten von deportierten Ukrainer:innenn werden durch die NGO PR Army im Rahmen des Projektes „Where Are Our People?“ dokumentiert. Außerdem veröffentlichen sie Berichte darüber, dass solche Fälle in der ukrainischen Geschichte nicht erstmalig auftreten, denn Deportationen gab es auch schon in den 20er, 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Alle Artikel auf der Website sind in englischer Sprache verfasst, ihre Verbreitung kann daher nicht nur dabei helfen, über die Folgen des aktuellen Krieges zu informieren, sondern auch Mythen über das „große Russland“ und seine angeblichen demokratischen Werte zu zerstreuen.

Kampf um die Deportierten

Das Leben eines jeden Menschen hat den allerhöchsten Wert. Dieser Leitsatz steht in der Verfassung der Ukraine (Artikel 3) und dient Tausenden von Ukrainer:innen als tägliche Anleitung, insbesondere während des großangelegten Krieges. Während russische Soldaten ihre verwundeten Kameraden auf dem Schlachtfeld zurücklassen, als wären sie bloß Kanonenfutter, setzen Ukrainer:innen ihren Kampf für jeden, der in Gefangenschaft geriet oder deportiert wurde, fort. Das tun sie sowohl auf staatlicher als auch auf lokaler Ebene.

Die Anzahl der Deportierten sowie ihre Aufenthaltsorte sind immer noch nicht genau bekannt, daher findet die Arbeit der Menschenrechtsorganisationen auf mehreren Ebenen statt.

Die erste Arbeitsrichtung ist laut der Leiterin des Center for Civil Liberties (CCL) und der Preisträgerin des Friedensnobelpreises Oleksandra Matwijtschuk die Verbreitung von Informationen. Dafür hat das Team der Organisation Schritt-für-Schritt-Anleitungen erstellt, die erklären, was im Fall einer Deportation zu tun ist.

Die zweite Richtung ist die praktische Hilfe. Die in Tschechien registrierte internationale Organisation „Helping to leave“ hilft den deportierten Ukrainer:innen bei der Ausreise aus Russland mit Dokumenten und Logistik (Ticketkauf, Routenerstellung). Man kann sich außerdem bei der Organisation „I support Ukraine“ melden, die von ehemaligen Bewohner:innen von Mariupol gegründet wurde. Ihre Tipps zur Ausreise sind in einer Anleitung zusammengefasst.

Die dritte Richtung ist die Arbeit an besonders komplizierten Einzelfällen. Als Beispiel führt Oleksandra Matwijtschuk die Geschichte eines deportierten Mannes und seiner hochschwangeren Ehefrau an, die weder einen ukrainischen Pass noch andere Papiere bei sich hatten. Damals hat man zuerst die Ehefrau aus Russland rausgeholt, damit das Kind außerhalb des Landes geboren wird und nicht zwangsweise die russische Staatsbürgerschaft erhält. Anschließend suchte man nach Wegen, dem Mann seine Papiere aus der Ukraine zu übergeben, um seine Ausreise aus Russland zu ermöglichen.

Wenn deportierte Ukrainer:innen es aus Russland in europäische Länder schaffen, gelten dort spezielle Programme für Flüchtlinge. In jedem Land wurden Hilfsangebote geschaffen, die genutzt werden können.

Laut Oleksandra Matwijtschuk ist die Lage bei der Rückholung deportierter Kinder, die sich aus unterschiedlichen Gründen ohne ihre Eltern auf russischem Gebiet befinden, am schwierigsten. Oft wissen die Menschenrechtler:innen, wo junge Ukrainer:innen untergebracht werden, doch können ihre Personalien nicht feststellen, denn die russische Seite gibt weder Informationen frei noch ermöglicht sie den Zugang zu den Kindern. Deshalb wird gerade hier die Unterstützung von staatlicher Seite sowie von NGOs und internationalen Kinderhilfsorganisationen benötigt.

Foto: Walentyn Kusan

Zur Zeit bieten weder die UN noch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz den Deportationsopfern systematische Hilfe an. Im März veröffentlichte die Menschenrechtsorganisation „Euromaidan SOS“ ein offenes Statement über die Unzulässigkeit einer internationalen „Abmachung“ bzgl. der Zwangsdeportationen von Ukrainer:innen nach Russland. Im Statement ist auch die Rede davon, dass das russische Rote Kreuz unmittelbar an den illegalen Deportationen beteiligt ist. Eine solche Zusammenarbeit untergräbt das Vertrauen zur UN und wirkt wie eine Legitimierung dieses Kriegsverbrechens durch die Organisation. Oleksandra Matwijtschuk betont:

„Während eines Krieges sind die Möglichkeiten der Ukraine ihre Bürger:innen, die sich in Russland befinden, zu schützen, sehr begrenzt. Die Rolle der internationalen Organisationen ist an dieser Stelle entscheidend. Sie dürfen sich nicht von dieser Verantwortung freisprechen. Denn in diesem Fall wird die Sinnhaftigkeit des ganzen internationalen Friedens- und Sicherheitssystems, das seit Jahren durch viele Länder finanziert wird und sich zunehmend bürokratisiert hat, in Frage gestellt. Sie müssen dringend aktiv werden und ebenfalls etwas tun.“

Der großangelegte Krieg dauert an, und somit auch die Verbrechen Russlands, darunter auch Deportationen von Ukrainer:innen. Nur der Sieg der Ukraine und die Kapitulation des Terroristenstaates können dem ein Ende bereiten. Bis dahin ist es unsere Aufgabe, alle solchen Fälle festzuhalten, sie publik zu machen.

Als positives Beispiel hierfür kann die kürzliche Rückkehr des 16-jährigen Serhij dienen, der fast 8 Monate in Russland verbrachte, wo ihn eine russische Familie „adoptiert“ hat. Der Junge schrieb einem ukrainischen Chat-Bot, dass er zurückkehren möchte und bekam Hilfe zugesichert. Und am 19. Dezember konnte er in die Ukraine zurückgeholt werden.

Beitragende

Gründer von Ukraїner:

Bogdan Logwynenko

Autorin des Textes:

Tonja Andrijtschuk

Chefredakteurin:

Anja Jablutschna

Redakteurin:

Wiktorija Didkowsjka

Bildredakteur:

Jurij Stefanjak

Content-Managerin:

Kateryna Jusefyk

Übersetzer:

Olena Saltuk

Koordinator der Übersetzung:

Alla Mandzjuk

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