Russische Propaganda verbreitet im Netz Information über die Fälle von Rassismus seitens ukrainischer Armee, Grenzwächter und Bürger der Ukraine. In den ausländischen Nachrichten wird berichtet, dass die dunkelhäutigen Personen die Grenze nicht überqueren können oder dass indische Studenten als Geisel während der „Befreiungsoperation“ von Russland benutzt werden. Sogar der russische Außenminister Lawrow hat dieses Thema in seiner Rede erwähnt und berichtet, dass ausländische Studenten daran gehindert werden, sich zu evakuieren.
Diese Spezialoperation der russischen Propaganda zielt auf die Diskreditierung der Ukrainer und des unkrainischen Staates und verwendet manipulierte Fakten.
Alle Grenzübergänge im Westen der Ukraine sind seit dem Beginn der grossflächigen Invasion überfüllt. Eine dringende Evakuierung von hunderttausenden Menschen, die Kriegsgebiete verlassen, wird durch unvorhersehbare Umstände und eine große Belastung auf die Systeme, die dafür nicht ausgelegt sind, begleitet. Kein Land der Welt kann sich auf eine plötzliche Evakuierung vorbereiten, so dass es nahtlos und kontrolliert verläuft, weil sie von einem großen psychologischen Druck begleitet wird.
Das Außenministerium der Ukraine hat eine Hotline für ausländische Staatsangehörige geschaffen, um optimale Optionen für die Evakuierung zu finden. Sie erreichen es unter: +380934185684
Letzte Woche haben sehr viele Ausländer die Ukraine verlassen: Studierende ukrainischer Hochschulen und Journalisten. Wir haben ungefähr hundert Ausländer, die die Grenze überquert haben, interviewt, und haben ihre persönlichen Erfahrungen festgehalten.
Afolabi Sogbesan (Nigeria)
Die Schlange an der Grenze war riesig, was verständlich ist, weil so viele Leute das Land verlassen wollten. Ich kann nichts Schlechtes über die Grenzbeamten sagen, weil sie nett und freundlich waren und haben versucht, so viele wie möglich durchzulassen. Jede rational denkende Person versteht gerade, dass sie mehr als genug Arbeit zurzeit haben.
Bernhard Clasen (Deutschland)
Ich reiste von der Ukraine nach Deutschland. Es gab Information, dass Ausländer die Grenze nicht überqueren können. Das stimmt nicht. Ich sah Tausende von Leuten aus Bangladesch, Indien, Serbien, arabischen Ländern und andere Nationalitäten, die die Grenze überquert haben. Jede Person, die die Grenze überqueren möchte, kann das tun — ukrainische Frauen und ausländische Frauen und Männer. Nur ukrainische Männer dürfen die Grenze nicht überqueren.
Luis Alejandro (Mexico)
An der Grenze merkte ich, dass es keine ordentliche Schlange war. Die Menschen haben versucht, aus unterschiedlichen Richtungen durchzukommen. Also die Grenzwächter haben die Männer nicht durchgelassen. Sie haben gesagt: „Nur Frauen und Kinder!“.
Sie haben geschrien, aber die Leute haben nicht verstanden, was sie sagen wollten und haben versucht, weiterzukommen.
Aber die Anweisungen der Grenzwächter waren ganz klar: „Nur Frauen und Männder“.
Also als noch mehr Männer gekommen sind, mussten wir eine Weile in einer separaten Schlange drinnen warten.
Hari Krisshnan (India)
Wir gingen dorthin mit dem Bus, also wir haben gewartet, bis wir dran sind. Zu diesem Zeitpunkt gab es etwa 300 Ausländer verschiedener Nationen in mehreren Bussen. Die Grenzwächter haben Routinefragen gestellt, Dokumente überprüft und die Menschen nacheinander durchgelassen. Es gab parallel eine Schlange aus Autos, und Menschen mit Kindern hatten Priorität.
Meiner Meinung nach behandeln dich die Menschen so wie du sie behandelst. Wenn du nicht nett zu den Menschen bist, kannst du eine gute Behandlung nicht erwarten.
Swati (Indien)
Ich habe die Grenze zu Rumänien am 1. März überquert.
Alles war so ruhig wie es nur ging dort.
Ich habe keine Diskriminierung erfahren. Der Grenzbeamte war sehr hilfsbereit. Meine Erfahrung an der Grenze war ok, das war nicht so hart, aber die Reise dorthin war natürlich sehr hart.
Xuan (China)
Während des Kriegs war ich von Kyjiw nach Lwiw evakuiert und danach nach Warschau. Am Grenzübergang gab es viele Leute, die die Ukraine verlassen wollten. Von Ukrainern konnten nur Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderung gehen. Die Beamten waren sehr gut und nach 3 Stunden an der Grenze konnten alle 40 Mitreisende im Bus die Grenze nach Polen überqueren.