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Wolodymyr Wawilow ist ein Holzarbeiter und selbst erlernter Autobauer aus der kleinen Stadt Makariw. Er träumte von einem Auto, das jeden beeindrucken würde. Also fing er 2015 an, es zu bauen. Der Prozess ist noch im Gange, aber jeder in Makariw weiß, wo genau das bekannte Auto steht, an dem selten jemand vorbeikommt, ohne ein Foto zu machen. Es ist ein Auto mit sechs Rädern, das einem Raumschiff ähnelt, auf dessen Dach die Figur eines Außerirdischen sitzt. Das Auto hat acht Auspuffrohre, beleuchtete Räder und mehrere Fernseher im Innenraum. Selbst die Automessen sind bereit Wolodymyrs Auto auf eigene Kosten auszustellen, weil es immer die meisten Besucherinnen und Besucher um sich herum versammelt.

Schon in jungen Jahren hatte Wolodymyr vor, sich mit kreativen Arbeiten sein Geld zu verdienen. Nachdem er ein Studium an der Glière-Musikakademie und an der Nationalen Universität für Kultur und Kunst in Kyjiw abgeschlossen hatte, wurde er Akkordeonspieler. Eine Weile arbeitete er als Musiklehrer und spielte nebenbei auf Hochzeiten.

Dann kamen die 90er Jahre. Wolodymyr nennt diese Zeit „die hungrige Musik“, denn das Akkordeonspielen brachte ihm fast kein Geld ein. So verkaufte er sein Musikinstrument und widmete sich einer praktischen Tätigkeit — der Holzbearbeitung. 1992 begann Wolodymyr mit der Tischlerei. Sein Vater brachte ihm die Grundlagen der Holzbearbeitung bei, und weitere Kenntnisse erwarb er später in der Praxis.

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Er stellte Möbel her, die sowohl aus der Ukraine als auch dem Ausland bestellt wurden. Billardtische waren und sind jedoch das Hauptprodukt des Tischlers. Auch in diesem Bereich verwirklichte er sein persönliches Know-how:

„Ich beschloss, einen Billardtisch zu bauen, den ich niemals verkaufen würde. Um ihn fertigzustellen, braucht man mehr Geld und Zeit als für den Bau eines Autos. Hier gibt es Beleuchtung: Also hier werden die Glühbirnen leuchten. Wenn bemalt, wird es wie die Stadt Troja aussehen. Auch wird es an vier Ketten im Billardsaal hängen und sich einem Schloss ähneln. Alle Tischbeine sind aus Holz gefertigt. Es hat acht Monate gedauert, bis die Beine fertig waren, obwohl ich einen gewöhnlichen Billardtisch in elf Tagen machen kann. Verstehen Sie das? Und hier wurde ein Monat für ein Tischbein gebraucht.“

Das Auto

2015 kaufte Wolodymyr einen alten Fiat für 4.000 Hrywnja. So begann die Geschichte des Wunderautos:

„Ich habe einen polnischen Fiat 126 von 1974 gekauft. Der war absolute Null und ein bisschen verrottet. Ich dachte mir, dass ich etwas Interessantes daraus machen könnte. Es gab keinen Motor, absolut nichts. Ursprünglich hatte es vier Räder. Ich machte daraus so ein kleines Auto mit einem 1,6 Liter Hubraum-Motor aus dem Volkswagen Passat, und dann dachte ich: ‚Wieso arbeite ich so hart und investiere Geld, wenn daraus nur ein ganz normales Auto wird.‘ Es war Zeit, etwas Besonderes zu machen, etwas, das die Aufmerksamkeit der Leute erregt. So habe ich mich entschieden, ein größeres Auto zu bauen.“

Wolodymyr kaufte einen BMW 730 von 1992 und baute hinten einen weiteren Motor ein. Das Auto hat acht Auspuffrohre, von denen jedes an einen eigenen Zylinder angeschlossen ist. Ein solches Fahrzeug wiegt bis zu drei Tonnen. Es hat etwa 2.000 Glühbirnen verschiedener Größen, die das Auto nachts beleuchten. Im Innenraum gibt es mehrere Fernseher und noch externe Kameras, die das Bild auf den Bildschirmen anzeigen. Die Autoscheiben sind getönt, damit man die Menschen um sich herum unbemerkt über Video beobachten kann.

Als Wolodymyr begann, das Auto umzubauen, erinnerte es ihn an ein Raumschiff. So entstand die Idee, eine Alien-Figur mit einem Maschinengewehr in der Hand zu bauen. Dafür gab er 3000 US-Dollar aus.

Wolodymyr sagt, dass er für die Alien-Figur 350 kg Metalldraht verwendet hat. Am Anfang wusste er nicht, wie er ihn richtig verbinden sollte, um die Grundform zu erlangen. Doch der Meister fand ein Video mit Bauanleitung für die Figur auf YouTube. Allmählich, Draht für Draht und ohne jegliche Hilfe baute er die Gestalt, die nun das Wunderauto ziert.

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Die Idee des Wunderautos war sehr einfach — sich von anderen zu unterscheiden:

„Das Ziel war, ein Auto zu bauen, das besser ist als alle anderen. Wenn Bentleys oder ähnliche Autos vorfahren, sehen die Leute das gar nicht. Sie sehen nur meins.“

Er baute das Auto aus dem verfügbaren Schrott und hat 12.000 US-Dollar investiert. Er sagt, dass ihm noch 5.000 Dollar fehlen, um sein Werk zu vollenden.

Wolodymyr wollte, dass sein Auto von anderen bemerkt wird. Und es wurde nicht nur von den Einwohnern von Makariw bemerkt. Wolodymyr wurde auch von Filmemachern kontaktiert: Sie wollten das Auto für Dreharbeiten verwenden. Als sie jedoch erfuhren, dass das Auto nicht fahren kann, lehnten sie diese Option ab.

Trotz der Hindernisse

In der Ukraine kann dieses Auto nicht für den Verkehr zugelassen werden. Es ist zu groß und schwer. So kann es nur mit anderen Verkehrsmitteln von Ort zu Ort transportiert werden.

Wenn Wolodymyr den Motor anlässt, macht das einen unglaublichen Krach. Mit diesem Auto schnell zu fahren ist unmöglich. Es wäre extrem laut.

Trotzdem hat es Wolodymyr ein paar Mal geschafft, auf der Fernstraße zu fahren. Wenn die Polizei ihn angehalten hat, wollten die Polizisten nur ein Foto vor dem Hintergrund des ungewöhnlichen Autos machen.

Ehrlich gesagt, ist nicht jeder von Wolodymyrs Werk beeindruckt:

„Zunächst gefiel es den Nachbarn, doch dann fing das Auto an, ihre Hühner und Katzen zu überfahren, weil sie nicht auf die Straße achteten. ‚Nimm es weg, die Autos töten unsere Tiere!‘, sagten sie.“

Auch Freunde und Verwandte teilen die Begeisterung von Wolodymyr nicht:

„Dieses Auto hat mich meine Familie gekostet. Weder die Familie noch meine Frau verstehen es. Sie lebt zwar mit mir zusammen, aber sie teilt meine Meinungen diesbezüglich nicht. Sie ist sicher, dass dieses Auto seltsam und schrecklich ist, und dass es für keinen interessant sein kann. Wenn ich manchmal Autoshows in Kyjiw besuche, sage ich: ‚Komm und schau dir den Andrang an!‘ Nein, nein, das tut sie nicht. Meine Familie hat es nicht akzeptiert, andere Leute aber schon.“

Doch das hält Wolodymyr nicht auf. Auf den Automessen will jeder ein Foto neben seinem Wunderauto machen. Einmal erlaubten die Organisatoren, dass die Leute sogar für das Fotografieren zahlen — ausnahmsweise für Wolodymyr. So hat er in vier Tagen mehr als 7.000 Hrywnja verdient.

„Hör nicht auf die anderen. Sobald du dich für etwas entschieden hast, solltest du es tun. Das ist das Prinzip, dem wir folgen sollten. So viele Meinungen wie Köpfe, verstehst du?“

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Wolodymyr hat sein Auto schon auf dem Chreschtschatyk und am Sophienplatz in Kyjiw präsentiert. Es gibt immer Andrang: Jeder möchte ein Foto machen. Als er einmal gefragt wurde, ob er sein Werk jetzt verkaufen würde, musste er nachdenken. Die Antwort war „Nein“. Obwohl er den Preis für das Auto mit 500.000 US-Dollar angibt. Doch die Arbeit und Kreativität, die er über die Jahre in sein „Weltraumauto“ investiert hat und weiterhin investiert, lässt sich nicht in Geld bemessen.

„Wenn jemand sagt: ‚Lass das, sowas braucht keiner‘, dann soll man das erst recht tun. Das Auto beeindruckt jeden.“

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autor des Textes:

Oleksij Dsjuba

Redakteurin:

Jewhenija Saposchnykowa

Korrektorin:

Olha Schtscherbak

Projektproduzentin:

Olha Schor

Fotografin:

Kateryna Akwarelna

Kameramann:

Pawlo Paschko

Oleg Solohub

Filmeditorin:

Julija Rublewska

Regisseur:

Mykola Nossok

Bildredakteur:

Olexandr Chomenko

Transkriptionistin:

Aljona Kabaljuk

Content-Manager:

Kateryna Jusefyk

Übersetzer:

Andrii Yevchuk

Übersetzungsredakteurin:

Constanze Aka

Solomija Hussak

Koordinator der Übersetzung:

Jana Stowbur

Folge der Expedition