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In der Ukraine gibt es ein riesiges Problem mit Tieren, die unter schrecklichen Bedingungen im Zirkus, sowie in privaten Zoos oder sogar bei den Tankstationen gehalten werden. In der Ukraine gibt es etwa 200 Tiere und etwa die gleiche Anzahl von Tieren, die in Gefangenschaft gehalten werden. In der Welt finden zahlreiche Kampagnen statt, um die Bären zu schützen. Zu den häufigsten Methoden der Rettung von Bären vor illegaler Ausbeutung gehört die Schaffung von Bärenunterkünften. Eine solcher Unterkünfte ist „Domaschyr“ in der Nähe von Lwiw.

Die Bärenunterkunft „Domaschyr“ befindet sich auf dem Gebiet der Ökozone Rostotschja mitten im hügeligen Strang, der sich von Lwiw bis zur polnischen Tomaszów erstreckt. Hier liegt die Wasserscheide zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer, so dass das Gebiet reich an Vegetation ist. Der Ort wurde von der österreichischen Zoostiftung „Vier Pfoten“ gewählt und mit Hilfe der lokalen Verwaltung wurde hier das Rehabilitationszentrum für Bären gegründet, die von menschlichen Aktivitäten betroffen worden sind.

Das Entstehen der Unterkunft

In den USA und Kanada gibt es Bärenunterkünfte, auch in tropischen Ländern wie Malaysia oder Indonesien gibt es Unterkünfte, die vor dem drohenden Verschwinden malaiischer Bären (besser bekannt als Sonnenbär) schützen. Die Bärenunterkunft ist ein großes Waldgebiet, umgeben von schützenden Zäunen, in dem Bären, die vor schrecklichen Bedingungen gerettet werden, den Rest ihres Lebens in einer natürlichen Umgebung verbringen können. Hier schwimmen sie in den Wasserbecken, steigen auf Bäumen auf und laufen auf der Erde herum, denn für viele von ihnen ist sowas zum ersten Mal in ihrem Leben.

Die Idee von „Domalschyr“ entstand 2012, die Verkörperung der Bärenunterkunft kam im Mai 2016, als der Bau begann. Ihor Nykolyn, Direktor des Rehabilitationszentrums, erinnert sich:

„Der erste Stein wurde in den Räumen gelegt, die wir ‚Willkommenszone‘ nennen. Dies ist ein Ausgangspunkt für Führungen, bei denen die Besucher unsere Haustiere beobachten können. Die Bären in ‚Domaschyr‘ leben mitten im Wald, also unter Bedingungen, die wir naturnah angelegt haben. Tiere, die sich in Gefangenschaft befinden, können nicht zu 100% wieder selbständig werden. Sie werden nie wieder in die Wildnis zurückkehren. Die Ukraine hat ein Problem damit, den Braunbären zu erhalten, der in die Rote Liste gefährdeter Arten eingetragen ist.“

Diese Bären haben eine unlustige Vergangenheit: Jemand kam aus einem mobilen Zoo oder aus einem Zirkus. Nachdem solche Unterhaltungen in der Ukraine verboten wurden, schaffte man es, solche Bären aus einer Jagdstation oder aus einem Jagdgebiet zu retten. Die Organisation von Ausflügen in Domaschyr hofft, den Besuchern eine verantwortungsvolle Wahrnehmung der lebendigen Natur zu vermitteln, das Leben in Harmonie mit den wilden Tieren zu zeigen. Daher ist einer der wichtigsten Bereiche des Projekts die Öko-Bildung.

Wohnbedingungen der Schützlinge

Das Unterkunftsgebiet ist derzeit fast 8 Hektar groß, mit 7 Freigehegen mit der gesamten Bäreninfrastruktur (inklusive Spielzeug für natürliche Kompetenzentwicklung oder Badeteich). Nach den Sicherheitsstandards der Stiftung „Vier Pfoten“ wird das Rehabilitationszentrum durch einen doppelten Elektrozaun vom Wald abgegrenzt. Die Vierbeiner haben keinen Grund zu fliehen, aber es ist notwendig, im Falle ihrer Forschernatur die Unterkunft abzusichern: Bären neigen dazu, ein großes Gebiet auf der Suche nach Nahrung zu erforschen, und ihre Pfoten sind angepasst, damit sie große Unterlaufen graben können. Ihor teilt seine Beobachtungen mit uns:

„Im Sinne von Entwicklung sind die Bären sehr intelligente Tiere. Sie kennen unsere Stimmen, sie reagieren darauf und neigen dazu, sehr aktiv zu sein. Vor allem im Sommer, morgens und abends. Am Tag können die Bären schlafen, auch den Besuchern garantieren wir nicht, dass sie alle Bären sehen würden. Auf diesem großen Gebiet können sich die Tiere leicht verstecken, sie haben ihren sicheren Platz. Wir haben auch beim Aufbau der Bärengruben mitgeholfen und hoffen, dass die Bären in diesem Winter schlafen.“

Zur Zeit befinden sich 9 Tiere in Domaschyr bei der Rehabilitation. Alles begann im vergangenen Juli, das erste Tier da war Potap. Es wurde dank der Aktivisten gefunden, die berichteten, dass in der Nähe des Restaurants im Park ein Käfig mit einem Bären ist. Der bisherige Besitzer verließ einfach den Bären, nachdem er ein Geschäft in Polen gegründet hatte. Später kamen Tyson, Maschutka, Manja und anderen dazu:

„Tyson kam von einer Jagdstation in der Nähe von Kolomyja, und Maschutka lebte in einem engen Käfig, sie wurde für die Ausbildung der Hunde verwendet. Sie waren beide sehr dünn, jetzt ist es interessant zu beobachten, wie sie ihr Gewicht gewinnen.“

Alle Tiere, die sich jetzt in der Unterkunft befinden, hatten weder richtigen Lebensbedingungen, noch eine richtige Ernährung. Aber jetzt werden sie richtig gefüttert:

„Um 80% ist ihre Ernährung vegetarisch, das heißt Obst, Gemüse, Kürbisse, Äpfel, Pflaumen, Pfirsiche, Orangen. Sie essen sehr gerne Fisch, wir geben ihnen auch Hühnchen und nicht viele Süßigkeiten. Und das Brot ist, aber nur schwarz. Viele Tiere haben hier Zahnprobleme. Wir hoffen, dass sie in diesem Winter in den Winterschlaf gehen. Früher konnten sie es wegen einer mangelhaften Ernährung und schlechter Lebensbedingungen nicht tun.“

Rettung und Perspektiven für Bären

Die Aktivisten aus „Domaschyr“ überwachen die Situation mit Bären in der ganzen Ukraine. Sie haben eine Liste mit 40 Tieren, die sich jetzt in Gefangenschaft befinden und potenziell eine Unterkunft erfordern. Leider, ist es auf einmal unmöglich, allen zu helfen. Nach Standards muss der Bär auf dem Gebiet leben, das nicht kleiner als ein halber Hektar ist. Außerdem muss jedes Tier ein Zimmer (einen Boxen) besitzen, in dem es sich verstecken kann. Das erfordert erhebliche Investitionen. Im Vordergrund stehen für die Unterkunft die Tiere, die am meisten gelitten haben.

Der Prozess der Überführung des Bären von den Besitzern ins Rehabilitationszentrum beginnt mit den Verhandlungen, wobei die Besitzer davon überzeugt werden, das Tier unter die Vormundschaft freiwillig zu geben. In einem anderen Fall wird das Problem durch Vermittlung von Umweltinstitutionen und Gericht gelöst. Nach der Gesetzgebung kann nur so die Entnahme von Tieren erfolgen. Ihor erzählt uns, dass eine Bärin Christina, eine Vertreterin einer besonderen Unterart von Braunbären aus Tian Shang, so in die Unterkunft gekommen ist:

„Dabei handelt es sich um eine sehr alte Bärin, die in einem Zirkus eingesetzt wurde. Sie ging von Stadt zu Stadt und hatte ihren Auftritt. Eines Tages kam sie sogar ins Fernsehen, in ein Unterhaltungsprogramm. Dann wollte der Besitzer einen solchen Vorteil nicht verlieren. Er hielt Christina in einem Minibus in einem Käfig 1mx1,5m breit. Sie war gezwungen, an den fragwürdigen Shows teilzunehmen, sie war immer an der Leine. Also wir sind auf ein ernstes Gegenmittel gestoßen und versuchten Christine zu entnehmen. Alles wurde dank der Unterstützung von Aktivisten gelöst.“

Weiter werden die Aktivisten von „Domaschyr” auch von ausländischen Kollegen unterstützt, ab und zu kommt ein Team von Fachleuten des Berliner Instituts für Zoologie. Ihor betont den Mangel an Spezialisten für die Raubtierpflege und teilt seine Pläne zum Bau eines großen Bildungszentrums für Wildtiere.

Um das Tier für die Umsiedlung vorzubereiten, wird es mit einem Beruhigungsmittel betäubt und tierärztlich untersucht. Wir verwenden moderne Spezialgeräte für Ultraschalluntersuchungen, Blutanalyse, Zahnkontrolle. Danach wird der Bär in einen Käfig verlegt, aus Schlaf erwacht und transportiert. Am ersten Tag muss er sich gewöhnen, und schließlich wird der Bär in einem weitläufigen Waldanlage gehalten. Das Team der Unterkunft beobachtet die ersten Schritte des Tieres in einem neuen angepassten Umfeld ganz genau.

Im Rehabilitationszentrum leben die Tiere unter humanen Bedingungen. Das durchschnittliche Leben eines solchen Tieres dauert 30 Jahre lang. Die Schützlinge von Domaschyr sind 5-6 Jahre alt – es ist eine Zeit der Aktivität und Erwachsenenleben für diese Tiere. Zum Nachwuchs bei diesen Bären wird es nicht kommen, die Richtlinien der Stiftung sehen eine Sterilisation solcher Tiere vor. Ihor erklärt:

„Die Erziehung der Bärenkinder in der Natur erfolgt innerhalb von 2–3 Jahren, und dann sind sie bereits im selbständigen Leben. Aber unsere Bären werden das nie schaffen können, weil sie die nötigen Fähigkeiten verloren haben, um alleine im Wilden zu überleben. Jetzt fällt eine Menge Eicheln, wenn man sie durch den Netz den Bären wirft, werden sie diese essen, aber sie holen nichts selbständig auf. Dies deutet darauf hin, dass diese Bären vom Menschen abhängig sind.“

Die Situation unter Kontrolle haben

„Domaschyr“ plant künftig, sich in zwei große Waldanlagen auszudehnen, um die weiteren 5–6 Tiere zu retten. Ihor stellt fest, dass es schwierig sei, unabhängig dabei zu handeln:

„Da wir nicht alle Probleme lösen können, benötigen wir ein ganzheitliches Staatsprogramm. In den letzten Jahren geht es wirklich etwas in diese Richtung: Es gibt Gesetzesänderungen mit den Anforderungen an besseren Bedingungen für die Erhaltung der Wildtiere. Ich möchte sogar gute Worte an das Umweltministerium sagen, sie erkennen das Vorhandensein des Problems und versuchen zu handeln.“

Wilde Bären leben auf dem Territorium der Ukraine in den Karpaten nahe der rumänischen Grenze. Vor allem wird vermutet, dass südlich von Rachiw die größte Gruppe zu finden ist. Mehrere Dutzend leben in Skoliwski Beskydy. Eine so geringe Anzahl von Tieren sieht einen besonderen Schutzbedarf dieser Art vor.

„Domaschyr“ ist nicht die einzige Bärenunterkunft in der Ukraine. In der Nähe befindet sich der See Synewyr, wo das Rehabilitationszentrum für Braunbären unter der Leitung des Umweltministeriums organisiert wurde. Auch im Nationalpark in Halytschyna werden mehrere Tiere betreut, die aus der Region Cherson umgesiedelt wurden. In Beresiwka in der Nähe von Schytomyr gibt es ein kleines Zentrum, das von der Stiftung „White Rock“ unterstützt wird. Ihor ist getröstet:

„Es ist gut, dass wir nicht die einzigen sind, denn je mehr solche Unterkünfte existieren werden, desto mehr Möglichkeiten entstehen, dieses Problem zu lösen. Je mehr Menschen, die verstehen, dass man sich in die Natur nicht einmischen daft, desto besseren Chancen haben wir, die Population der Tiere unter natürlichen Bedingungen zu erhöhen.“

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autor des Textes:

Maryna Sarazschyn

Redakteur:

Kateryna Lehka

Projektproduzentin:

Olha Schor

Fotografin,

Kamerafrau:

Pawlo Paschko

Fotografin:

Alina Rudja

Kameramann:

Maksym Sawallja

Filmeditorin:

Marija Terebus

Regisseur:

Mykola Nossok

Bildredakteur:

Olexandr Chomenko

Transkriptionist:

Wiktorija Woljanska

Übersetzer:

Elina Fojinska

Folge der Expedition