Transkarpatien, die Wiege des neuen ukrainischen Animationsfilms

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Die Ukraine grenzt an sieben Länder, an vier davon von der transkarpatischen Seite, und zwar an Rumänien, Ungarn, die Slowakei und Polen. Dadurch ist Transkarpatien eine Region mit einer einzigartigen Mischung von Völkern, Sprachen und Kulturen.

Dieser Artikel handelt von zwei jungen Männern, die mit Witz und Satire über ihre einzigartige Heimat erzählen. Es sind die Autoren der Trickfilmserie „Nascha Fajta“ (Üb. – Unsere Familie), die man in etwa mit „Futurama“, „Family Guy“, „Bob’s Burgers“ und „King of the Hill“ vergleichen kann. Sie waren die ersten, die lokale Besonderheiten Transkarpatiens zum Gegenstand ihres Humors machten. Außerdem sind sie die ersten in der Ukraine, die so eine Zeichentrickfilmserie produzieren und seit drei Jahren daran selber arbeiten, zumindest die ersten, die die Ergebnisse ihrer Arbeiten im Internet präsentieren. Obwohl sie in ihrer Heimat „weltberühmt“ sind und ihre Trickfilme über eine Million Zuschauer im Internet haben, ist dies die erste große Veröffentlichung über Mychajlo Karpenko und Paul Mandzytsch. Zielscheiben ihrer Satire sind sowohl der „Eintagespräsident“ der Karpatenukraine Augustin Woloschin, der transkarpatische Klerus, aber auch die lokalen Ordnungshüter, fast nur aus Schlaglöchern bestehende Straßen sowie ominöse Kahlschläge in transkarpatischen Naturreservaten.

Eine kurze Geschichte des ukrainischen Humors

Die Geschichte des ukrainischen Trickfilmhumors (und eigentlich auch die Geschichte des Landes selbst) erinnert gelegentlich an einen Scheintoten, der ab und zu mit Elekroschocks belebt wird, um dann in Phasen hektischer Aktivität zu fallen. In den frühen 50er Jahren konnte man mit einigem Recht behaupten, dass der ukrainische Humor eines Ostap Wyschnja und der Zeitschrift „Perez“, die von Ostap und Wassyl Ellan Blakytnyj gegründet wurde, praktisch komplett verschwunden war.

Ein Wiederaufleben begann mit dem auch heute noch in den meisten Nachfolgestaaten der Sowjetunion bekannten Format KWK (Klub der Lustige und der Findige). Diese als Wettkampf zwischen sowjetischen Universitäten organisierte Veranstaltung begann 1961 mit dem Moderator Albert Askerold zuerst nur in Moskau, verbreitete sich dann auf die Prestigeuniversitäten der Sowjetunion und wurde sehr schnell zum sozialen Phänomen mit Mannschaften in fast allen Universitäten der UdSSR. Seit dieser Zeit von Alexander Masljakow moderiert, wurde „Der Klub der Lustige“ sogar einmal kurz verboten, nämlich ab 1972, als die Studenten der Universität für Volkswirtschaft in Odessa gewonnen hatten. Als Resultat wurden die meisten ihrer Auftritte in der letzten Sendung zensiert.

In der UdSSR begann nun die „Breschnev-Stagnation“ und beinahe jede Art von Humor galt als Bedrohung der nationalen Sicherheit. Es klingt absurd, aber es war sogar verboten, auf der Bühne mit einem Bart aufzutreten, weil es automatisch als Verspottung Karl Marx aufgefasst wurde. Der KWK selbst wurde für lange 15 Jahre verboten, die Humorliga gab es aber weiterhin an den Universitäten, jetzt aber ohne Fernsehübertragung bis 1986, ein Jahr vor dem Beginn der „Perestroika“.

Doch warum ist die Geschichte des KWK so wichtig für die Ukraine? Die Folgen der sowjetischen Humorliga sind heute noch zu spüren, obwohl ukrainische Mannschaften schon längst am russischen KWK nicht mehr teilnehmen. Die letzte ukrainische Mannschaft gewann in Moskau 1997, also zwei Jahre vor der Ära von „Huylo“ (ukr. Spitzname von Putin) und der Rückkehr zur strengen Zensur im russischen Fernsehen. So kommt es auch, dass die meisten heutigen TV-Stars dort ihre Wurzeln haben, beim „guten, alten KWK“. Von Selensky bis Prytula, von Sywocha bis zum ukrainischen Volkskünstler Israel Levinson.

Das bereits erwähntes Magazin „Perez“ war nicht der einzige Zweig des ukrainischer Satire, abgesehen vom KWK, der wie gesagt auch zeitweise verboten wurde. Allgemeiner Beliebtheit in der ganzen UdSSR erfreuten sich auch Schtepsel aus Odessa und Tarapunka aus Poltawa, sowie das schöne Resultat der „Perestroika“ und des Talents des Regisseurs Perebyjnis, nämlich das Duett „Kroliki“ (Kaninchen). Bereits in den 90er Jahren gab es im ukrainischen Fernsehen Humorsendungen mit Sketchen, wie „Solotyj Hus (Goldene Gans), die aber schon bald keine goldenen Eier mehr legte.

Der heutige Fernsehhumor beschränkt sich zumeist auf Stand-Up-Comedy nach westlichem Muster, die letzten Atemzüge der einst legendären Studentenliga KWK und die eher regierungsfreundlichen Brachialkomödianten vom „95. Quartal“.

Und während die „Jumorine“ in Odessa einen eher wehmütig an bessere Zeiten denken lässt und die Parodisten aus Krywyj Rih immer schwerer vom Original zu unterscheiden sind, trifft sich 2013 in Transkarpatien eine kleine Gruppe ehemaliger lokaler KWK-Größen, um dann praktisch über Nacht bekannt zu werden.

Sie nennen sich „Nascha Fajta“ (Unsere Familie), ihre Themen sind regional, ihr Humor ist sehr speziell und damit wenig verständlich für breite Öffentlichkeit oder diejenigen, die mit den Besonderheiten des transkarpatischen Idioms unzureichend vertraut ist, genau wie mit anderen transkarpatischen Eigenheiten, man denke hier nur an die lokale Küche oder das transkarpatische Zeitverständnis. Dieses junge Team arbeitet unabhängig vom Fernsehen, ausschließlich für sich und ihr Publikum, das zurzeit ziemlich groß ist.

In drei Jahren haben sie lediglich fünf Folgen gedreht, auch weil sie ihren Trickfilm ausschließlich in ihrer Freizeit machen. In dieser Zeit haben sie über eine Million Zuschauer online, was immerhin der gesamten Bevölkerung von Transkarpatien entspricht.

In Uschhhorod wurde ein ganzes Büro mit einem schönen Schild von „Nascha Fajta“ bezogen. Bis vor drei Jahren hieß ihre kreative Künstlervereinigung „Studia KarMan“, nach dem Erfolg der Trickfilmserie haben sie sich unbenannt und sind jetzt als „Nascha Fajta“ bekannt. Unter diesem Namen produzieren sie nicht nur den Zeichentrickfilm, sondern verdienen ihr Geld ebenso mit der Organisation von Events. Da sowohl die Stimmen von Michael als auch von Paul dem Zuschauer aus den Trickfilmen bekannt sind, fühlt man sich in ihrer Gesellschaft sofort als Figur in einer ihrer neuen Geschichten – ein seltsames Gefühl.

Wie alles begann

Mychajlo: Es war ursprünglich nicht unser Ziel, sich hinzusetzen und die erste transkarpatische Zeichentrickfilmserie zu machen. Es war einfach eine chaotische Suche im Internet, und ich stieß da auf die Arbeit eines Studenten der medizinischen Fakultät, der zum Tag des Erstsemesters ein fünfzehn- oder dreizehn Minuten langes Video gemacht hatte, in dem er unsere Dozenten, unsere pädagogische Fakultät, ihre Witze darstellte. Die Animation war ziemlich primitiv. Wir waren damals noch im KWK aber diese Epoche in unserem Leben näherte sich gerade dem Ende, wir mussten uns überlegen, was wir weiter machen. So haben wir uns gedacht, warum nicht der Zeichentrickfilm? Wir waren eben nach „Family Guy“ und anderen amerikanischen coolen Trickfilmserien süchtig und dachten uns, warum können wir nicht etwas Ähnliches machen? Wir haben in Transkarpatien viel komisches Material, uns kamen sofort all die ungarischen Pässe, der Schmuggel, unser Dialekt in den Sinn. Wir dachten damals nicht, dass wir den ganzen Trickfilm in diesem Dialekt machen würden. Wir dachten, dass er ukrainisch, mit Elementen des transkarpatischen Dialekts, sein wird, um nur ein bisschen unser Andersartigkeit zu betonen. Dann haben wir verstanden, dass vor allem dieses lokale Flair den Menschen am meisten gefällt, so änderte sich der Trickfilm mit jeder Folge, er ändert sich immer noch. Jetzt ist er nicht mehr so, wie er am Anfang war. Wir haben versucht, wenigstens in der letzten Folge, zu berücksichtigen, welche Art von Humor unseren transkarpatischen Zuschauern am besten gefällt. Es kommt uns so vor, als hätten wir noch nie so lange im Leben an etwas gearbeitet, wie an diesen 25 Minuten.

Pawlo: Am wenigsten verstehen uns diejenigen, die auf Russisch kommentieren, sie verstehen überhaupt nicht, worum es geht. Allerdings gibt es unter den 200-300 Kommentaren auf Youtube einige, die auf Ukrainisch schreiben: «Mein Gott, ihr lacht über Transkarpatien!». Manche Einheimische meinten, wir machen es völlig verkehrt, weil wir nicht zeigen, wie großartig es hier ist. Aber wir glauben, dass man mit Humor erzählen kann, dass wir cool und originell sind, wir sind einzigartig, wir unterscheiden uns von den anderen. Wir haben 3 Grenzen, 2 Pässe, ein Tunnel und solche Sachen. Warum soll man darüber nicht sprechen? Das gucken doch alle. Auf Youtube kann man verfolgen, aus welchen Ländern die Zuschauer waren. Ab und zu kommt dort auch Nigeria oder Ruanda vor, und es ist immer interessant zu wissen, woher sie über uns erfahren haben. Einmal hat man uns geschrieben: «Hallo, ich bin aus Nigeria, ich beschäftige mich hier mit …

Mychajlo: … Sklaverei! [lachen]

Pawlo: Nein, mit slowakischen Autos beschäftigt er sich, womit denn sonst? [lachen] Nein, in Wirklichkeit ist er irgendwie mit Medizin verbunden. Also schreibt er: «Sehr cooler Trickfilm, uns hat er gefallen. Wir sind bereit es zu finanzieren, wenn ihr für uns ähnliches Video macht. Synchronisierung übernehmen wir».

Mychajlo: Welche Sprache spricht man in Nigeria?

Pawlo: Na Ungarisch! [lachen] Sie sagen also, wir schreiben den Text, machen die Sprachausgabe, und ihr zeichnet. Aber wir hatten gerade die Hochzeitssaison, und die Idee ist soweit in Stocken geraten. Wir machen das aber. Wir zeichnen schon. Ein sehr cooles Projekt, von dem wir bald mehr erzählen werden, ist ein Musikvideo für ein sehr berühmtes ukrainisches Band. Sie passt vom Stil her gut zu uns. Sie machen Popmusik, aber sind auch sehr selbstironisch. Ihre Lieder sind unserem Trickfilm sehr ähnlich. Sie haben uns genauso über Youtube gefunden und geschrieben, dass sie unseren Trickfilm schauen. Die meisten Views der Trickfilmserie „Nascha Fajta“ stammen natürlich nicht aus Nigeria. Bei den Zuschauern führen Transkarpatien und ganze Ukraine, dann folgen Russland, Portugal, Tschechien und Ungarn, also die Länder,in denen die meisten Transkarpatier arbeiten. In der letzten Folge gibt es sogar eine Hymne der Gastarbeiter „Solotije Spatelja“ (Goldene Spachtel).

Mychajlo: Eine Bekannte arbeitete im Hauptquartier der UNO in New York, und da gibt es eine Herberge für Ukrainer. Einmal ist sie in die Gemeinschaftsküche gekommen, wo irgendein cooler Typ gerade unseren Trickfilm angeschaut hat. Er hat ihr das dann gezeigt : „Schau, wie cool, hast du das gesehen?“ Und sie kommt aus Transkarpatien und hat mal mit uns gearbeitet. Damals haben wir gelernt, dass die Welt tatsächlich klein und Transkarpatien überhaupt nur ein kleines Dorf ist.

Die einzige moderne satirische Zeichentrickserie der Ukraine – ein Hobbyprojekt einer Handvoll Transkarpatier

In der Ukraine gab es bis jetzt nur eine satirische Zeichentrickserie, und zwar „Die Kosaken“. Ihre Geschichte beginnt 1967. Die zweite satirische Trickfilmserie und erste, die nicht für Kinder ist, ist „Nascha Faijta“. Für die Autoren ist die Trickfilmanimation nur ein Hobby, sie könnten mehr Folgen produzieren, wenn sie finanzielle Unterstützung hätten. Die Jungs leben vom Eventmanagement, hauptsächlich als Hochzeitsmoderatoren, wie übrigens die meisten Veteranen von KWK.

Pawlo: Wir sind Verrückte. [lachen] Tatsächlich nimmt der Trickfilm ziemlich viel Zeit in Anspruch. Wir haben im Laufe des Jahres auf Hochzeiten zu tun und organisieren verschiedene Events, und nur, wenn wir mal eine oder zwei Wochen Zeit dazwischen haben, können wir uns zusammensetzen und Texte schreiben.

Mychajlo: In Wirklichkeit beginnt die Arbeit am Trickfilm dann, wenn die Fastenzeit beginnt.

Pawlo: Ja, in der Fastenzeit wird nicht geheiratet, dann haben wir Ruhe, schreiben den Text für den Trickfilm und zeichnen. Das Zeichnen geht schnell. Unser Künstler braucht einen Monat für eine Folge. Wenn alles fertig ist.

Mychajlo: Wenn die Tonspur fertig ist, ist der Text fertig und man muss nichts mehr ändern.

Pawlo: Wir machen in Wirklichkeit alles sehr transkarpatisch. In der Regel zeichnen die Künstler alles, dann kommt die Tonspur von den Schauspielern. Bei uns ist alles umgekehrt. Wir nehmen zuerst den Ton auf, und dann zeichnet unser Künstler. Keiner auf der Welt macht das so. Aber er will das so haben und wir machen das.

Was kostet die Produktion der mittlerweile sehr beliebten Trickfilmserie?

Mychajlo: Der Trickfilm wird von uns finanziert. Komplett. Die Finanzierung umfasst alle Ausgaben, wir bezahlen vor allem die Arbeit des Künstlers. Das Studio haben wir uns z.B. selbst eingerichtet. In den ersten zwei Folgen haben uns Freunde, die sich mit Tontechnik beschäftigen, geholfen. Dann haben wir uns gedacht, dass wir eigenes Studio brauchen und so kam es dann auch.

Pawlo: Das hat unsere Arbeit sehr erleichtert, weil der Künstler ohne Tonspur nicht arbeiten kann. Bevor wir unser eigenes Studio hatten, haben wir natürlich nicht jede einzelne Szene aufgenommen, sondern gewartet, bis alle Szenen komplett waren. Dementsprechend musste auch der Zeichner warten, bis es dann plötzlich hieß: «Du hast 2 Wochen Zeit. Los!». Und er hatte dann natürlich Stress und schlaflose Nächte. Wenn uns jetzt etwas einfällt, schicken wir ihm die neuen Szenen und er zeichnet gleich los.

Mychajlo: Solche Trickfilme gibt es bisher kaum in der Ukraine. Die meisten, ca. 90% machen das aus rein kommerziellen Gründen. Sie zeichnen und schicken die Ergebnisse in andere Länder, arbeiten sozusagen als Künstler auf Bestellung. Aber so als Hobbyprojekt, wo sich jemand denkt: «Ich mach mal was, lade es auf Youtube hoch und bekomme die Zuschauer!» Nein, so arbeitet hier leider sonst keiner.

Pawlo: Außer uns. Wir hatten schon die Situation, dass wir einen zweiten Zeichner brauchten, weil es knapp mit der Zeit war. Wir haben gesucht, aber niemanden gefunden.

Mychajlo: Dann haben wir Burschen aus Kyjiw gefunden, rufen an, und einer sagt: „Kein Problem, wir können uns sofort an die Arbeit machen, die Minute kostet bei uns 500 USD». Ich sage ihm: «Weisst du, 500 USD sind bei uns das Budget für 2 Folgen zu je 25 Minuten». Er hat gelacht, wir haben gelacht …

Pawlo: … und dann hat er aufgelegt. [lachen]

Mychajlo: Klar, wenn wir mehr Zeit und weniger Arbeit hätten, würden wir mehr machen. Vielleicht ändern wir das Format und bemühen uns, regelmäßiger zu erscheinen. Viele haben uns geraten, kürzere Videos zu machen. Im Trickfilm kommen 15-20 Sekunden lange Skizzen an besser an. Die kann man sich leichter ausdenken, und die Handlung ist nicht so lang. Aber nur Skizzen zu machen ist irgendwie unseriös. Es gibt z.B. so ein Channel «Kid stupid», sie machen sich nichts draus, jede Woche laden sie 2-3 Skizzen hoch und fertig. Natürlich ist nicht jede davon witzig, aber es wird angeschaut und sie haben ihr Publikum. Das Wichtigste ist hier die Arbeit mit YouTube, dass dein Content regelmäßig erscheint. Wenn du das schaffst, bekommst du garantiert auch steigende Zuschauerzahlen.

Pawlo: Der Verdienst auf YouTube ist sehr niedrig, vor allem im ukrainischsprachigen Segment. Da sind bloß Kopeken, außerdem hat man es für uns völlig geschlossen.

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Wie ein ukrainischer Sender „Nascha Fajta“ erpresste

In einem der Videos von „Fajta“ gab es einen kurzen Clip eines Fußballspiel, das der Sender «1+1» übertragen hatte. Dieser Sender zeigte das bei YouTube an, und die Jungs mussten nicht nur das Video löschen, sondern auch noch Strafe zahlen.

Mychajlo: Wir sind Amateure, die das zum ersten Mal machen. Mittlerweile haben wir viele Dinge gelernt, die man berücksichtigten muss. Bei uns weiß man kaum etwas über Urheberrecht. Zuerst gab es einige Szenen mit Musik. Die konnten wir überhaupt nicht veröffentlichen, weil sie deshalb illegal sind. Wir haben es beherzigt und begonnen, nur eigene Musik, die von unseren Bekannten ist oder urheberrechtsfreie Stücke, im Zeichentrickfilm zu nutzen. Als wir die Sendung gedreht haben, in der Kinder über Ereignisse in der Welt berichten, haben wir ohne zu überlegen einfach die Videos von den Nachrichten übernommen, ein, zwei, drei Videos. Kurze, 30-Sekunden lange Videos. Die Beschwerde wurde sehr ernst genommen, so hat man unseren Kanal in vielen Funktionen für ein halbes Jahr blockiert. Die letzte Folge haben wir jetzt nicht auf unseren Hauptkanal hochgeladen, sondern auf einen zusätzlichen, dank dem Sender “1+1” oder unseren mangelnden Kenntnissen des Urheberrechts. So dürfen wir keine Videos hochladen, die länger als 15 Minuten sind Das war im Januar passiert. Da hat man uns diese Einschränkungen auferlegt. Jetzt im Juli sollte das vorbei sein, wir wissen aber nicht, ob der Kanal dann wieder komplett freigeschaltet wird.

Pawlo: Falls ja, können wir uns ein Tattoo machen lassen: „Von Anfang bis Ende“ (so sagt man bei uns, wenn man eine Gefängnisstrafe abgesessen hat).

Wer ist wer in „Nascha Fajta“?

Mychajlo: Die Figuren im Trickfilm ähneln den Menschen, denen wir im Leben begegnen. Ich habe es nie ganz geglaubt, wenn jemand in einem Interview sagte, dass alle Ideen aus dem Leben kommen. Aber es scheint so zu sein. Wir treffen sehr viele völlig unterschiedliche Menschen in ganz Transkarpatien. Meistens auf den Hochzeiten, weil wir 90% unseres Lebens genau dort verbringen, so traurig das auch klingen mag. Die 2 Hauptfiguren-Seryj und sein Kater Miki-sind uns beiden sehr ähnlich. So kommt es auch, dass wir ihre Rollen selbst sprechen.

Pawlo: Es kommt jetzt wirklich gelegentlich vor, dass man uns an den Stimmen erkennt. Vom Aussehen erkennt man dich nicht, nur eben an der Stimme. Dann heißt es: «Sind Sie zufällig nicht der Kater?»

Mychajlo: Hast du uns wegen Telefonsex angerufen? (Im Trickfilm gibt es eine Szene über Telefonsex auf Transkarpatisch, — mit Ukraїnern) Letztes Mal sagte man dann: «Sie schon wieder?»

Pawlo: Wir haben das letzte Mal noch nicht bezahlt… [lachen]

Die Nächsten Folgen und der transkarpatische Da Vinci

Mychajlo: In der nächsten Folge wird es um Uschhorod gehen, dann um Mukatschewo. Aber wann? Das ist eine sehr gute Frage. Ich glaube, dass es im Sommer soweit sein wird. Ich weiß noch nicht wie, aber sie wird auf jeden Fall gemacht.

Pawlo: Nein, nicht so. Wenn wir uns einen Termin vorgeben, dauert es immer 3-4-mal so lange.

Mychajlo: Dann sagen wir es so: in drei Jahren auf jeden Fall. [lachen]

Tatsächlich haben wir in dieser Folge über Uschhorod beschlossen, vom üblichen Schema abzuweichen, bei dem sich der Zuschauer in der Realität befindet, also in der Gegenwart. Es wurde beschlossen, dass Uschhorod zu mehreren Zeiten dargestellt werden soll. Also von der Steinzeit bis in die Zukunft. Der Witz besteht darin, dass sich die Zukunft von der Gegenwart nicht unterscheidet. Im Jahr 2100 ist also alles wie heute.

Eigentlich haben wir nur einen einzigen Zeichner, er heißt Erwin-Alexander Nimez. Er hat einen ganz eigenen Stil, den man mit nichts sonst vergleichen kann. Wenn wir mit ihm Werbespots machen, ist er sehr leicht zu erkennen. Leute, die diese Videos gesehen haben, merken es sofort: „Ah, das ist ja Nascha Fajta!“

Pawlo: Er hat immer so einen Tick, dass er in die Filme Dinge einschiebt, die für nur manche klar sind, während andere sie überhaupt nicht bemerken. Zum Beispiel die Kostüme aus dem Fallout (Fallout — eine Reihe von post-apokalyptischen Computer-Rollen-Videospielen, — Ukraїner).

Mychajlo: Er ist auf seine Art unser Uschhoroder Da Vinci. Man kann den Trickfilm in jeder beliebigen Sekunde stoppen und in jeder Szene etwas merkwürdiges sehen. Und seltsamerweise gibt es Leute, die das bemerken. In jedem hundertsten Kommentar liest man dann : „Habt ihr bemerkt, dass da Rollschuhe standen und drauf stand:“ЦОЙ ЖИВ“oder etwas ähnliches. Er erklärt uns das nicht, wir merken es selber auch nicht immer sofort.

Pawlo: Ja, wir senden ihm die Tonspur und beschreiben, wie es aussehen soll. Er schickt uns dann die fertige Version. Wir sehen es durch, kommentieren und schicken es zurück. Er überarbeitet alles, bis die Endversion so ist, wie wir sie uns vorgestellt haben.

Mychajlo: Gerade kam ein Kommentar: «Habt ihr gesehen, dass bei euch in der letzten Folge im Zimmer die Schüssel von Deadpool liegen?» (eng. Deadpool — amerikanische Fantasy-Thriller-Komödie 2016, — Ukraїner). Wir schauen nach und da liegt er wirklich.

Pawlo: Wahrscheinlich mag er Marvel-Comics.

Mychajlo: Es könnte auch sein, er macht nebenher noch einen Haufen anderer Trickfilme und bringt sie durcheinander. [lachen]

Wir sehen uns übrigens auch immer die Episoden an, die es nicht in die Serien oder Filme geschafft haben. Wir haben davon eine ganze Sammlung, dazu gehört auch unser allererste Skizze, die wir gezeichnet haben, aber dann nicht wussten, wohin damit. Später, glaube ich, zeigen wir auch mal diese Sammlung.

Wir werden oft gefragt: welche Unterstützung braucht ihr von euren Zuschauern? Nichts. Nur ansehen und teilen und natürlich liken. Wir möchten, dass es den Zuschauern gefällt. Wir sind gern bereit, auch weiter zu arbeiten und eigenes Geld investieren. Momentan macht uns das noch Spass. Der eine investiert in die Sanierung von Mehrfamilienhäusern, wir investieren eben in Trickfilme.

Beitragende

Autor des Textes,

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Kameramann:

Dmytro Ochrimenko

Filmeditor:

Mykola Nossok

Fotograf:

Taras Kowaltschuk

Transkriptionist:

Serhij Husenkow

Folge der Expedition