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Seit der Ansiedlung der Roma in Solotonoscha haben sich die Einstellung zu ihnen in der Region sowie ihr Lebensstil stark verändert. Vor allem dank lokalen Roma-Aktivisten, die einen Verein und sogar ein spezielles und einziges in der Ukraine Zentrum „Dialog der Generationen“ gegründet haben, wo Roma medizinische Hilfe bekommen, sich erholen, sich waschen und sich duschen können.

Roma gehen mit allen anderen zu den gleichen Schulen, Kirchen, Geschäfte und Märkten. Sie nehmen aktiv an städtischen und regionalen Veranstaltungen teil, aber bleiben noch immer nicht komplett in die Gesellschaft integriert.

Wie sind die Roma nach Solotonoscha gekommen?

Die Roma siedelten in Solotonoscha in den 1970ern Jahre an, seitdem ein Abkommen unterzeichnet wurde, danach wurde das Nomadenleben verboten (1956). Der Gründer der ersten Zigeunerkommune „Ame Roma“ Wolodymyr Bambula erzählt, dass es keine Repräsentanten dieser Nationalität vor dem Weltkrieg im Städtchen gab:

„Vielleicht eine oder zwei Familien, aber wir wissen es nicht genau, es gibt keine Geschichte dazu. Ich fragte eine ältere Zigeunerin, ich war damals noch so jung, und die Zigeunerin war so eine ältere Dame: ‚Warum gab es früher keine Zigeuner in Solotonoscha?‘ und sie sagte: ‚Wolodko, vor dem Krieg in Solotonoscha war die Stimmung der Einheimischen den Zigeunern gegenüber so, dass wir noch schlimmer als Hunde behandelt worden waren. Kein Hund von Zigeunern durfte sich über die Strasse rennen. Die Leute hassten uns einfach‘.“

Jetzt ist die Situation anders geworden, und man arbeitete jahrelang daran. Zuerst hatten die Bewohner von Solotonoscha Angst, als die Roma neben ihnen Häuser bauten, die wollten keine Arbeit ihnen geben. Aber dann verstanden sie, dass solche Nachbarn manchmal doch sehr wohl helfen könnten:

„Als ich mein erstes Haus da kaufte, hatten die Nachbarn Angst: ‚Hopala, die Roma kommen, die werden alles stehlen‘. Und das war eine Familie eines Staatsbeamten, einen ziemlich hohen Posten hat er gehabt, und ab und zu brachte er sehr viele wertvolle Sachen in dieses Haus mit. Es war so ein Lager von ihm früher. Und überall an anderen Stellen wurde immer wieder was geklaut, aber hier war alles in Ordnung, das Haus stand unbewohnt, und der Eigentümer des Hauses kam und sagte: ‚Wolodja, ich dachte, als ihr gekommen seid, dass ich alles verlieren werde, alles hier verschwinden wird, aber es ist umgekehrt. Überall sonst verschwindet alles und hier ist alles in Sicherheit‘.“

Die Roma von Solotonoscha sind vorwiegend im Handel und Privatunternehmen beschäftigt. Wolodymyr (der Vater) begann auch mit dem Handel. Es hatte seinen Bauernhof und züchtete Schweine, er dachte, er könnte da gut in diesem Geschäft verdienen, aber später kamen auch ähnliche Unternehmer. Der Mann machte Schluss mit dem Geschäft und begann Bilder zu malen und zu verkaufen:

„Man macht ein schönes Bild und geht zum Markt. Und dann erhält man ein Patent und reist so durch die ganze Ukraine. Tausende Zigeuner verkauften Bilder so. Ich verdiente gut, ich baute ein Haus, dann ein zweites Haus und brachte auch meinen Kindern bei, dass die so ernst, den Regeln nach immer leben sollen.“

Vor kurzem fingen die Roma in Solotonoscha an, Hühner von Bauernhöfen zu kaufen und in Dörfern zu verkaufen. Manche fuhren nach Lwiw oder Kaniw, um bei Betrieben und Agrarunternehmen zu arbeiten, die anderen haben Kleinunternehmen, arbeiten auf den Märkten oder als Kellner in Restaurants.

Der Roma-Verein

Die Stadt Solotonoscha hat die Bevölkerung von 30.000 Leuten, 2.000 davon sind Roma. Sie haben zwei Vereine gegründet: den Tscherkassyer regionalen Verein „Romani Rota“ und die Solotonoschaer Zigeunerkommune „Ame Roma“, dazu noch seit einem Jahr funktioniert das einzige in der Ukraine Roma-Zentrum „Dialog der Generationen“. Das Zentrum ist aber nicht nur für Roma bestimmt.

Seit 17 Jahren beschäftigen sich Wolodymyr Bambula und sein Sohn Wolodymyr mit der öffentlichen Arbeit, die mit Sozialisierung, Ausbildung und rechtlichen Unterstützung verbunden ist.

Im Jahre 2001 hat Wolodymyr Bambula (der Vater) eine Zigeunerkommune „Ame Roma“ registrieren lassen. Nun ist er der Leiter der Kommune „Ame Roma“ und vom Tscherkasser Verein „Romani Rota“, die ein Büro auch teilen.

Der Mann sagt, dass der Verein vor allem der gegenseitigen Unterstützung von Roma dient. Wolodymyr konnte sich damals kaum vorstellen, was der Verein alles machen kann:

„Ich konnte mir kaum verstehen, dass es Vereine gäbe, dass man einen Verein gründen, dann alles organisieren und rechtlich geschützt sein könnte. Wir haben es einfach gemacht, weil man Unterstützung benötigt, wenn man zum Beispiel krank ist. Ich habe also beschlossen, alle zu versammeln, eigentlich nicht alle, sondern die Roma von der Stadt Solotonoscha, damals gab es weniger Roma da. Und also gründeten wir eine Gemeinde. Und wir hatten nie vor, etwas zu registrieren. Wir wollten eine Gemeindekasse zur gegenseitigen Unterstützung eigentlich machen.“

Die Repräsentanten der einzigen Roma-Zeitung der Ukraine „Romani Yagh“ haben Wolodymyr vorgeschlagen, einen Verein registrieren zu lassen. Zuerst wurden viele Briefe geschickt, dann ging er zum Stadtrat und 2001 wurde die NGO offiziell registriert.

Drei Jahre später erschien noch ein Verein „Romani Rota“ in der Stadt. Dank diesen Vereinen konnte die Roma-Gemeinde an mehreren Programmen teilnehmen, die mit der Ausbildung und mit der Unterstützung der sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen verbunden sind.

Die Opfer vom Roma-Holokaust bekamen auch eine einmalige Auszahlung, manche Roma bekamen auch eine minimale Pension. Wolodymyr (der Sohn) bemüht sich, verschiedene Programme und Ausschreibungen zu finden, er besucht auch Konferenzen und strebt nach einem besseren Leben für die Roma.

Er erzählt, dass der Verein aktiv mit dem Stadtrat arbeitet. Die Roma-Künstler nehmen an städtischen und regionalen Festivals, sowie am Leben der Stadtgemeinde teil:

„Die Behörden unterstützen uns immer, weil wir jetzt offiziell einen Verein haben, der alles unter Kontrolle halten kann, und wenn die Behörden was brauchen, wenden die sich immer an uns und wir suchen nach einer bestmöglichen Lösung. Oder wenn wir eine Unterstützung von der Stadt benötigen. Wir sind Vermittler, wenn eine Lösung benötigt wird, man findet sie dann effizienter.“

Das Zentrum „Dialog der Generationen“

Anfang dieses Jahres wurde dank der Unterstützung der deutschen Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ (EVZ) das Roma-Sozialzentrum „Dialog der Generationen“ eröffnet.

Das Zentrum wurde im Februar 2017 erbaut, und man hat das Gebäude repariert, Möbel besorgt, Anschlüsse installiert. Aber wegen eines starkes Sturms im vorigen Sommer, der das Gebäude beschädigt hat, musste man alles von Anfang an machen.

Nun gibt es im Zentrum Möbel, Dusche und Waschmaschine, Küche, Klimaanlage, Fernseher und Internet. Es gibt auch ein Zimmer, wo der Familienarzt an ausgewählten Tagen Termine für Patienten durchführt:

„Der Arzt verschreibt eine Behandlung und wir unterstützen mit Medikamenten, die Untersuchungen finden bei uns im Zentrum statt. Man kann da auch duschen oder sogar übernachten, fernsehen oder alle möglichen Infos auch bekommen.“

Im Zentrum „Dialog der Generationen“ versammeln sich die älteren Roma. Die unterhalten sich da, auch mit den Jugendlichen, erzählen gerne über Tänze, Kultur, teilen ihre Erinnerungen oder erholen sich einfach.

Im Büro arbeiten Buchhalter und Juristen, und es gibt auch eine soziale Nähwerkstatt, sie unterstützt diejenige Roma, die den Status „Kinder des Krieges“ haben. Hier können nicht nur Roma, sondern auch alle anderen Einwohner der Stadt, die in Bedarf sind, ihre Kleider reparieren lassen:

„Wenn jemand dann zum zweiten Mal kommt, werden die Reparaturen um 50% des Preises gemacht und dann gehen diese Mittel für die Werkstatt, man muss da Fäden kaufen und Stoffe. So leben und arbeiten wir da.“

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Ab und zu treffen sich die älteren Roma bei Wolodymyr zu Hause. Dorthin kommen die Gäste aus Perejaslaw-Chmelnyzkyj. Der Abend wird am großen Tisch mit Musik, Liedern und sogar Tänzen verbracht.

„Sie verstehen, dass jemand sich um sie kümmert. Es gibt hier Lehrer, Schuldirektoren oder einfache Arbeiter dabei, aber es gibt niemanden ohne Beruf.“

Die Stellungnahme zu den Roma in Solotonoscha

Sowohl der Vater, als auch der Sohn sagen, dass die Stellungnahme zu den Roma in der Stadt nicht ganz eindeutig ist. Sie haben viele Freunde unter den Einwohnern, sie besuchen einander gerne. Es gibt auch gemischte Familien, die Kinder besuchen ganz normale Schulen und sind in die Gesellschaft integriert. Dabei gibt es aber auch unangenehme Fälle. So erzählt Wolodymyr, sind die Roma manchmal gezwungen, ihre Rechte auch vor Gericht zu verteidigen, die lokalen Medien zu überwachen, weil da ab und zu negative kriminelle Mitteilungen über Roma erscheinen:

„Es ist ganz einfach, was Gutes zu hören, und noch besser hört man was Schlechtes. Wir haben auch so viele Filme über Roma gemacht, mein Vater hat zwei Bücher geschrieben, aber niemand berichtet darüber.“

Es gibt in Solotonoscha keine Nomaden-Roma, aber es gibt schon intern Vertriebene, die wohnen da sporadisch und manchmal auch unter sehr schlechten Bedingungen. Wolodymyr (der Vater) erzählt, dass niemand möchte ihnen Arbeit geben oder Häuser vermieten, weil sie keine Dokumente haben und so kompliziert in die einheimische Gesellschaft integriert werden.

Dazu noch gibt es sozial ununterstützte einheimische Roma. Wolodymyr (der Sohn) erzählt, dass sie im Rahmen des Vereins sich bemühen, eine Unterstützung vom Ausland zu finden und mit allen möglichen Mitteln die Situation zu verändern.

Die einheimischen Roma mussten auch eingebürgert und integriert werden. Der Vater von Wolodymyr erinnert sich, dass früher ganz viele Roma bei den Bauarbeiten eingesetzt worden waren, und um eine normale Arbeit finden zu können, man Ukrainisch beherrschen musste. Deswegen sprechen die jungen Roma von Solotonoscha Ukrainisch und manchmal können sie kein einziges Wort auf Romani sagen:

„Die Jugendlichen beherrschen die eigene Sprache kaum, und die Älteren können schon ein Paar Wörter sagen. Früher machten die Zigeuner Dächer und es war so: du kommst, um eine Arbeit zu kriegen, und du bist schwarz und dazu noch kannst du die Sprache nicht und also muss man Ukrainisch lernen. Sie haben sich daran gewöhnt und die Sprache gelernt.“

Die Familie Bambula wird von den Einheimischen verehrt, aber trotzdem gibt es diejenigen, die alle Roma nicht gerne haben:

„Und jetzt wissen Sie, haben wir ganz viele Freunde in Solotonoscha. Ich komme zum Markt und ich treffe meine Freunde dort. 99% davon sind sehr gute und normale Leute in Solotonoscha, aber 1% davon sind die Jugendlichen, die nichts in der Politik verstehen, nichts im Leben verstehen, sie verstehen kaum, was für ein Leben wir da auf dieser Welt haben. Sie verstehen nicht, es kommt auch Zeit, dass sie auch sterben, wir alle werden früher oder später sterben und vor dem Gott stehen und für uns Verantwortung tragen. Und es ist nicht meine Schuld, dass ich als Zigeuner zu dieser Welt gekommen bin.“

Bücher und Forschung

Wolodymyr (der Vater) hat den ersten Roma-Verein in der Stadt gegründet und dazu zwei Bücher geschrieben: „Das Zigeuner-Schicksal – wie der Wind im Feld“ und „Angeheiratete Kinder der Welt“. Die beinhalten die historischen Tatsachen, sowie die gesammelten Geschichten der Roma von den 1930ern Jahren bis heute. Sehr viel Aufmerksamkeit wird den Zeiten von Holodomor und von Holokaust gewidmet: wo und wie haben die Roma diese schwierigen Zeiten überlebt. Der Mann hat auch das Thema der Servitka Roma erforscht, weil er selbst zu dieser ethnischen Roma-Gruppe gehört. (Mehr über die Servitka Roma lest in der Geschichte „Roma aus Winnyzja“). Der Autor erinnert sich an seine Kindheit, als er in einem Dorf gewohnt hat:

„Und ich gehe so durch das Dorf, und das Dorf ist so wirklich riesengroß… und die Frauen kommen aus den Höfen und schauen mich mit Angst zu, die alle waren so unfreundlich, obwohl ich nur ein Schulkind war, ich war auch der Klassenälteste, und auch in der Schule beliebt. Ich hatte immer ein Buch mit, überall hatte ich Bücher mit, ich las so gerne. Und dann bald schrieb ich meine eigene Bücher.“

In seinen Büchern beschreibt Wolodymyr die Roma-Geschichten, erzählt über ihre Schicksale. So ist der Titel eines der Bücher:

„Warum habe mein Buch ‚Das Zigeuner-Schicksal – wie der Wind im Feld‘ genannt? Es ist so einfach. Und mein zweites Buch ist ‚Angeheiratete Kinder der Welt‘. Und so sehe ich die Zigeuner. Jedes Land hat seine eigene Leute: Ukraine – die Ukrainer, Russland – die Russen, Amerika – die Amerikaner, Deutschland – die Deutschen, Japan – die Japaner. Jede Nation hat ihr eigenes Land. Das Land ist so wie eine Mutter, und für die Zigeuner gibt es niemanden, die wohnen in diesem Land und sind quasi adoptiert, angeheiratet.“

Die Bücher von Wolodymyr Bambula sind auf Ukrainisch, wobei die Mehrheit der Bücher zu diesem Thema vorwiegend auf Russisch ist. Die Leser und die Kritiker aus der Roma-Gemeinde meinen, dass die Bücher fein und ehrlich geschrieben sind.

Offiziell werden die Roma schon nicht mehr Zigeuner genannt, aber Wolodymyr benutzt trotzdem dieses Wort in seinen Texten. Er sagt, der erste offizielle Roma-Kongress fand 1971 in Großbritanien statt, und vorher wurden die Roma in verschiedenen Ländern der Welt unterschiedlich genannt:

„Zum Beispiel, in der Ukraine und in Russland wurden wir ‚Zyhane‘ genannt, in Asien sagt man ‚Ljuli‘, in Indien sagte man ‚Domy‘, in England – ‚Gipsy‘. Und so ganz unterschiedlich ist es in verschiedenen Ländern der Welt. Und bei diesem Kongress wurde es zum ersten Mal offiziell der Name für alle Zigeuner bestimmt – ‚Roma‘ (lest unsere Geschichte „Roma aus Pawlohrad“).“

Roma sind ein freies Volk

Es gibt so viele Stereotype über Roma, besonders über die Nomaden. Jetzt ist es schon nicht so aktuell, aber bei jeder Familie hat jeder von uns so was erlebt, zumindest in Kindheit. Wolodymyr (der Vater) erzählt eine Sage darüber, warum die Roma überall in der Welt wohnen:

„In der Ukraine sagt man, dass als der Gott das Land für die Leute verteilte, alle bekamen schon was, aber die Ukrainer waren zu spät dran und die waren nicht rechtzeitig dabei. Sie sagten: ‚Ja, Herrgott, wir haben uns verspätet, aber wir benötigen das Land so sehr, bitte hilf uns‘ und der Gott sagte: ‚Ich habe das beste Land für mich behalten, ihr könnt ein Teil davon haben – das ist die Ukraine‘. Und es ist wirklich so, das Land kann alles haben, man muss es nur normal leiten. Und die Roma kamen noch später dran, und dann kamen sie zum Gott: ‚Und wir sind auch da, wir haben da alles verpasst, verschlafen…‘. Aber der Gott hatte nichts mehr zu vergeben, und er sagte: ‚Ich gebe euch die ganze Erde, ihr könnt da überall wohnen‘ und so vielleicht deswegen wohnen wir überall in der Welt.“

Laut Wolodymyr, wandern die Roma weiter auch jetzt, manche suchen nach einem anderen Leben, manche wandern auch mit Zelten für einige Tage für Romantik und um sich an eigene Wurzeln zu erinnern:

„Roma sind eigentlich so ein freies Volk, sie bewegen sich sehr gerne. Man kann auch nicht an einem Platz bleiben, man liebt Romantik, man ist immer auf der Suche nach einem anderen, vielleicht auch nicht besseren Leben. Versteht ihr, es ist immer so, wenn es solche sporadische Ansiedlungen gibt. Und sogar mehr verbreitet ist es in Transkarpatien, aber die wandern nirgendwohin weiter. Sie müssen auch vor Ort ihren sozialen Status verbessern (lest auch unsere Geschichte „Roma in Transkarpatien“).“

Wolodymyr meint, dass die Roma mit dem Nomaden-Leben aufhören könnten, wenn man Arbeitsplätze für sie schaffen und ein minimaler Lebensunterhalt für sie garantiert wäre:

„Die Leute wandern nicht auf die Müllkippe oder in den Wald mit ihren Kindern, weil sie ihr Glück schon gefunden haben. Die suchen, wie sie zumindest überleben können. Wenn man für solche Leute einen Arbeitsplatz und eine minimale Lebensunterhalt garantieren könnte, damit sie mit ihrer Familie normal leben, dann würden sie auch nicht weiter Nomaden-Leben treiben.“

Ausbildung und soziale Integration

Alle Roma-Kinder in Solotonoscha besuchen Schule. Es gibt auch Vorbereitungsgruppen beim Verein „Romani Rota“. Aber es gibt auch ein Problem, sowie bei allen anderen Roma: nicht alle Kinder beenden die Schule und gehen dann an die Hochschule. Es gibt es Ausbildungsprogramme für die Roma-Kinder, trotzdem wählen sie einen anderen Weg für sich.

Wolodymyr (der Sohn) sagt, dass die Kinder einfach keine Perspektive bei der Ausbildung sehen, weil man 5-6 Jahre lang an der Uni studiert und dann sowieso was auf den Märkten verkauft. Es gibt auch ein Misstrauen, deswegen wählen sie vorwiegend eine physische Arbeit aus:

„Ich kenne keinen einzigen Rom in der Tscherkassy Oblast, der an der Macht wäre. Es gibt so viele Stereotype.“

Wolodymyr erklärt dieses Prpblem dadurch, dass es keine Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft durchgeführt wird, und es auch Zeiten gab, als diese Stereotype auch in den Schulbüchern angeführt worden waren:

„Ich kann mich gut daran erinnern, dass 2008 oder 2009 gab es ein Lehrbuch darüber, wie die Kinder sich in der Schule benehmen müssen, für die 4. Oder 5. Klasse. Und da wurde gezeigt, wie eine Zigeunerin in die Tür läutet und sagt: ‚Macht die Tür nicht auf, wenn es eine unbekannte Person ist‘. Und dabei sieht man so deutlich die Roma-Identität und die Roma-Bekleidung. Und das Kind schaut das sich an und denkt: ‚Aha, man darf die Zigeuner nicht reinlassen‘, weil es so im Buch gemalt steht. Und jetzt haben wir es erreicht, so was wird nicht mehr auf solche Weise dargestellt. Aber die Leute haben sowieso solche Stereotype. Du kannst 100 Mal was Gutes machen und wenn du einmal was Böses machst, wird sofort alles Gute vergessen, man beachtet das nicht mehr.“

Es gibt auch ein Problem bei den Roma mit einer niedrigeren Lebensqualität, das mit der Ausbildung und Unternehmensentwicklung eng verbunden ist. Aber die Roma in Solotonoscha unterstützen einander und teilen die Menschen nicht in reichen und armen:

„Bei uns gibt es sowas nicht, dass wenn man arm ist, dann kommunizieren wir nicht, oder ist man dann schlecht behandelt. Alle sind bei uns gleich behandelt.“

Die Roma hier wollen alle gleich sein, auch mit Ukrainern und auf allen Niveaus. Die öffnen die Türe ihres Zentrums und ihrer Häuser für die anderen, sie erwarten das gleiche Wahrnehmen von der anderen Seite, und machen alles Mögliche dafür.

„Das Ziel ist, die Roma in die ukrainische Gesellschaft zu integrieren, und ich bin ein Ukrainer mit der Roma-Herkunft, so könnten wir alle über uns sagen. Es gibt Ukrainer aus dem Westen und aus dem Osten — wir alle sind Ukrainer, wir alle müssen unseren Staat entwickeln, das ist unser Haus und da sollen wir die möglichen Provokationen nicht beachten.“

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autorin des Textes:

Maryna Odnorog

Interviewerin,

Projektproduzentin:

Olha Schor

Redakteurin:

Tetjana Rodionowa

Korrektorin:

Marija Prochorenko

Fotografin:

Alina Kondratenko

Kameramann,

Tontechniker:

Pawlo Paschko

Kameramann:

Oleg Solohub

Filmeditor:

Lisa Lytwynenko

Regisseur:

Mykola Nossok

Bildredakteur:

Olexandr Chomenko

Transkriptionistin:

Sofija Basko

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