Russland behauptet immer wieder, ein „Friedensstifter“ zu sein, ein Land, das nach Frieden strebt. Seit Beginn des militärischen Konflikts in der Ukraine im Jahre 2014 gab es ein ständiges Narrativ über die „Rettung“ derjeniger, die Russland angeblich beschützen will. Zu ähnlichen Szenarien hat Russland bereits seit Jahrzehnten gegriffen, aber die Welt hat kaum darauf Acht gegeben. Nur durch den Widerstand der Ukraine und das Heldentum der ukrainischen Streitkräfte konnte die Welt verstehen, dass dies kein lokaler Konflikt, sondern ein durchaus globaler Krieg ist.
Prorussische Kämpfer aus transnistrien säubern ihre Waffen im April 1992 während der Kämpfe um die Stadt Dubossary. Nach dem Krieg blieb die Stadt in Transnistrien. Bild: Getty Images
1992-1993 – Russland besetzt Transnistrien (Prydnistrowien)
Nachdem Moldowa unabhängig wurde, erklärte ein Teil des Landes, wo damals die 14. russische Armee stationiert war, ihre Souveränität, die sich sofort in ein Regime unter der Führung des russischen Generals Ljebjed verwandelte. Ein Krieg brach aus, und verwandelte Transnistrien in eine von keinem Staat anerkannte Grauzone mit zerstörter Wirtschaft und internationaler Isolation.
In diesem 20 Monate gedauerten Krieg kamen zwischen 364 und 913 russische Soldaten und ihre Söldner um.
Ein Mann in der Stadt Gori (Georgien) steht vor den durch russische Bomben zerschlagene Wohnhäuser. Bild: Chris Hondros для Getty Images
1992-1993 – Russland provoziert den Krieg in Abchasien
Am 14. August 1992 provozierte Russland einen Krieg zwischen abchasischen Separatisten und der georgischen Regierung, indem es die Ersteren unterstützte. Abchasen bekamen russische Waffen, russische Flugzeuge bombardierten zivile Ziele in dem von Georgien kontrollierten Gebiet, Russland stellte seine Militärschiffe für den Beschuss von Suchumi zur Verfügung. Der Krieg endete mit Trennung Abchasiens von Georgien, was auch das Ziel von Russland war.
Während des einjährigen Krieges wurden ca. 2.220 Soldaten aus von Russland ünterstütztem Abchasien getötet.
Kämpfe um den Präsidentenpalaz in der Stadt Grosnyj, 1995. Bild: Mikhail Evstafiev
1994-1996 – erster russisch-tschetschenischer Krieg
Russland „unterstützte“ andere Nationen dabei, ihre Souveränität zu verlieren, und verstärkte auch separatistische Gefühle. Doch als das tschetschenische Volk versuchte, Unabhängigkeit von Russland zu erlangen, kam es zu einem brutalen Krieg. Die Kampagne 1994-1995 wurde mit einem zerstörerischen Kampf um die Stadt Grosnyj beendet. Russische Truppen versuchten auch, die Bergregionen Tschetscheniens unter ihre Kontrolle zu bringen. Trotz der quantitativen Überlegenheit und besseren Ausrüstung konnten sie dem Guerillakrieg nicht widerstehen. Allgemeine Demoralisierung und öffentliche Proteste gegen den brutalen Krieg zwangen die Regierung von Borys Jelzin 1996 zu einem Waffenstillstand.
Etwa 5.000 russische Soldaten wurden im Laufe des 20 Monate gedauerten Krieges getötet. Nach Angaben der Union der Soldatenmütter Russlands liegt die wirkliche Zahl bei ca. 14.000 Personen.
Russischer Militärangehöriger vor der ruinierten Brücke in Tschetschenien.
1999-2009 – zweiter russisch-tschetschenischer Krieg
Der zweite russisch-tschetschenische Krieg fand vom Sommer 1999 bis zum Frühjahr 2009 statt. Die Kämpfe wurden in Tschetschenien und den Grenzregionen des Nordkaukasus geführt. Die erste Kriegsphase dauerte bis zum Frühjahr 2000 und endete mit der Bildung einer pro-russischen tschetschenischen Regierung. Damit war der Krieg jedoch nicht beendet. In den nächsten 9 Jahren führten russische Spezialeinheiten einen Krieg gegen die aufständische Bewegung im Nordkaukasus. Die Journalistin mit ukrainischen Wurzeln, Anna Politkowska, schrieb ein Buch über diesen Krieg. Sie wurde 2006 genau an Putins Geburtstag ermordet. Ein Saal des Europäischen Parlaments in Brüssel wurde nach ihr benannt.
Offiziellen Angaben zufolge verlor die russische Armee in zehn Kriegsjahren etwa 7.300 Soldaten und Söldner, während die Union der Soldatenmütter Russlands die Zahl auf 14.000 schätzt.
Zchinwali, Südossetien. 10. August 2008. Bild: EPA
2008 – Russisch-georgischer Krieg
Am 8. August 2008 starteten russische Truppen unter dem Vorwand „Schutz der Bevölkerung“ eine Invasion Georgiens aus den Gebieten der separatistischen Republiken Nordossetien und Abchasien. Innerhalb von fünf Tagen führten russische Flugzeuge mehr als 100 Angriffe auf georgische Städte durch. Bomben wurden auf zivile Gebiete geworfen, wodurch unschuldige Menschen starben oder verletzt wurden. Seitdem ist Südossetien eine nicht anerkannte Republik unter russischer Kontrolle.
In 6 Kriegstagen kamen 170 russische Soldaten und ihre Söldner um.
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2015-2022 – Russische Invasion in Syrien
Die russische Invasion war ein entscheidender Moment im syrischen Bürgerkrieg, der 2011 begann. Bereits Anfang 2015 war die Regierung unter dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad dem Untergang nahe. Russische Waffen, Luftunterstützung und Truppen verstärkten Assads Diktatur und zerstörten das Leben von Millionen Menschen. Dieses Einschreiten im letzten Moment verhalf Assad zur militärischen Überlegenheit über die Rebellen zum Ende des Jahres 2017 und unterstützt ihn bis heute.
In den sechs Kriegsjahren kamen zwischen 321 und 444 russische Soldaten und Söldner um.
Ukrainische Soldaten im Flughafen von Donezk. Bild: Serhii Loyko
2014-2022 – Russisch-Ukrainischer Krieg
Im Frühjahr 2014 annektierte Russland die Krym und versuchte, die sog. „Volksrepubliken“ im Osten, Süden und Zentrum der Ukraine zu schaffen. Mit Unterstützung russischer Truppen übernahmen russische Bürger die Macht in den Städten Donezk und Luhansk unter dem Deckmantel der „Unabhängigkeitsbewegung“. Die Ukraine hat eine Anti-Terror-Operation gestartet. Nach heftigen Kämpfen in den Jahren 2014 und 2015 wurde der unerklärte Krieg in der Ostukraine auf Eis gelegt. Am 24. Februar 2022 griff Russland die Ukraine offiziell an, nannte es aber eine „Spezialoperation“.
In nur wenigen Tagen dieses Krieges kamen bereits mehr als 5.000 russische Soldaten um.
Im Jahre 2022 haben die Ukraine und die gesamte zivilisierte Welt die einmalige Chance, der militärischen Aggression des ehemaligen Reiches ein Ende zu legen. Alles, was Russland anfasst, wird auf der internationalen Bühne zu Asche und Leid. Auch wenn man es „Friedensmissionen“ oder „Spezialoperationen“ ausschließlich zum „Schutz der russischsprachigen und orthodoxen Bevölkerung“ nennt.