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Die Russische Föderation hat bewiesen, dass sie nicht vorhat, sich an die Kriegsregeln des Völkerrechts zu halten. Neben der Bombardierung von Wohngebieten und ziviler Infrastruktur haben russische Truppen die internationale Sicherheit verletzt und zum Nuklearterrorismus gegriffen.

Am 24. Februar übernahmen die Truppen der Invasoren die Kontrolle über das Kernkraftwerk Tschornobyl, zu dem drei nicht in Betrieb befindliche Blöcke, ein Sarkophag über dem zerstörten Block und ein Lager für abgebrannte Brennelemente gehören. Das Kraftwerkspersonal wird als Geisel festgehalten, die Menschen sind erschöpft, da ein Wechsel nicht möglich ist. Am 9. März gab die IAEO (Internationale Atomenergie-Organisation) bekannt, dass es keine Verbindung zu ihren Überwachungsgeräten gibt, die signalisieren würden, dass alle Kernmaterialien von Tschornobyl an ihren Plätzen vorhanden sind.

Am 9. März (und zum zweiten Mal am 14. März) wurde das Kernkraftwerk Tschornobyl infolge der Aktionen der Invasoren vollständig vom Stromnetz genommen. Gleichzeitig erlaubten die Angreifer den Mitarbeitern des staatlichen Energieunternehmens „Ukrenergo“ nicht, Hochspannungsleitungen zu reparieren. Nach Angaben des Unternehmens „Energoatom“ hätte dies zu einer Katastrophe führen können, da die Kühlsysteme ohne Strom nicht funktionieren würden. Abgebrannte Kernbrennstoffe könnten sich erhitzen und radioaktive Stoffe freisetzen. Die Wolke dieser Stoffe könnte in das Gebiet der Nachbarländer gelangen. Sollte die Anlage aufgrund von Feindseligkeiten in Brand geraten, würde das Feuerlöschsystem ohne Strom nicht funktionieren, was ebenfalls eine Katastrophe darstellen würde. Am 13. und 15. März wurde die Energieversorgung des Kernkraftwerks Tschernobyl dank der Bemühungen ukrainischer Reparateure wiederhergestellt.

In der Nacht zum 4. März drangen Truppen der Invasoren mit etwa 100 Einheiten schweren Kriegsmaschinen in Enerhodar ein und beschossen das AKW Saporischschja, seine Bürogebäude und die Infrastruktur, zertrümmerten das Schulungsgebäude, trafen den Kraftwerksblock und beschädigten die Überführung der Wärmeversorgung nach Enerhodar. Lange Zeit erlaubten die russischen Truppen den Feuerwehrleuten nicht, das Feuer im Bürogebäude zu löschen.

Das AKW Saporischschja ist das größte Kraftwerk in Europa. Seine installierte Gesamtleistung beträgt 6.000 MW. Obwohl das AKW Saporischschja nach modernen Sicherheitsstandards betrieben wird, besteht im Falle von feindlichen Angriffen das Risiko einer Strahlen- und Umweltkatastrophe. Seit dem 15. März kontrolliert der Feind das Kraftwerk weiterhin, und die Betreibergesellschaft kann die nukleare Situation und die Strahlung im Kraftwerk nicht kontrollieren.

Die ganze Welt erinnert sich an das Ausmaß des Unfalls von Tschernobyl im Jahr 1986. Damals breitete sich die Strahlung auf 200 Tausend Quadratkilometer aus, und es kam zu einer erheblichen Verschmutzung auf dem Gebiet von Belarus und der Russischen Föderation. Auch die Länder Mitteleuropas, die skandinavische und die Balkanhalbinsel waren betroffen. 1986 wurde in Tschornobyl ein Kraftwerksblock beschädigt, während es im AKW Saporischschja sechs solcher Blöcke gibt. Die Folgen eines unprofessionellen Umgangs mit den Reaktorblöcken sind schwer abzuschätzen. Gleichzeitig wird das Personal des AKW Saporischschja als Geisel genommen, gefoltert und physisch und psychisch erschöpft. Am 14. März berichtete das Unternehmen „Energoatom“, dass das russische Militär einen Teil der Munition auf dem Gelände des besetzten Kernkraftwerks Saporischschja gezündet hat.

Ein weiterer riskanter Aspekt ist der abgebrannte Kernbrennstoff. Auf dem Gelände des Kraftwerks werden 150 Behälter gelagert. Sollte ein Projektil das Lager treffen, könnte es zu einer radioaktiven Freisetzung und einer Umweltkatastrophe kommen.

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft hat ein Verfahren unter dem Titel „Ökozid“ wegen des russischen Vorgehens in den Kernkraftwerken Tschernobyl und Saporischschja eingeleitet.

ÖKOZID
Massenhafte Zerstörung von Flora und Fauna, Vergiftung der Atmosphäre oder der Wasserressourcen sowie andere Handlungen, die eine Umweltkatastrophe verursachen können. Die Verletzung des menschlichen Lebensraums infolge von Feindseligkeiten ist eine besonders schwere Form des Ökozids.

Am 6. und 10. März beschossen russische Angreifer das Physikalisch-Technische Institut in Charkiw mit dem „Grad“. Das Institut beherbergt eine Nuklearanlage mit 37 Kernbrennstoffzellen. Die Beschädigung von Anlagen oder Kernmaterial kann auch zur Freisetzung von Radioaktivität führen.

Am 11. März teilte die Hauptnachrichtendirektion des ukrainischen Verteidigungsministeriums mit, dass der Präsident der Russischen Föderation den Befehl gegeben habe, einen Terroranschlag auf das Kernkraftwerk Tschernobyl vorzubereiten. Die russischen Truppen, die das Kernkraftwerk kontrollieren, wollen eine von Menschen verursachte Katastrophe herbeiführen und die Verantwortung dafür der Ukraine zuschieben.

Solche Ereignisse zeigen, dass Russland vor keinem Mittel zurückschreckt, um seine Ziele zu erreichen. Russland setzt Kernkraftwerke buchstäblich als Waffe ein und droht mit einer nuklearen Katastrophe, um die Welt zu erpressen. Die Besatzer verwandeln Kernkraftwerke in Militäreinrichtungen, indem sie sie beschießen und schweres Gerät auf ihrem Territorium platzieren. Nach der mit Hilfe der OSZE entwickelten staatlichen Terminologie können solche Aktionen als Akte des Nuklearterrorismus eingestuft werden.

Am 3. März verabschiedete die IAEO eine Resolution, in der sie das Vorgehen Russlands in der Ukraine und insbesondere die Besetzung des Kernkraftwerks Tschernobyl durch russische Truppen verurteilte. Um den Nuklearterrorismus zu stoppen, muss die internationale Gemeinschaft jedoch entschlossener handeln, da er eine direkte Bedrohung für die Umweltsicherheit der Region und der ganzen Welt darstellt. Eines der wichtigsten Ziele der IAEO ist es, zu verhindern, dass die Kernenergie als Waffe eingesetzt wird. Es ist das erste Mal in der Geschichte der IAEO, dass ein Mitgliedstaat die Atomanlagen eines anderen Mitgliedstaates angegriffen hat. Die internationale Organisation und die Länder des „Nuklearclubs“ müssen sich unverzüglich für die Einführung eines geschlossenen Luftraums über der Ukraine einsetzen, insbesondere zum Schutz kritischer Infrastrukturen.

NUKLEARER CLUB
Die inoffizielle Bezeichnung für eine Gruppe von Ländern, die im Besitz von Atomwaffen sind.
Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autorin des Textes:

Daryna Kulaha

Redakteurin:

Natalija Ponedilok

Bildredakteur:

Jurij Stefanjak

Content-Managerin:

Kateryna Jusefyk

Übersetzerin:

Wiktorija Mychajlowa

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