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Eine ungewöhnliche Spurweite der Schmalspurbahn von 750 mm (normalerweise hat die Eisenbahn eine Weite von 1520 mm) beginnt mit einer Stationsstadt Antoniwka in Polissja und erstreckt sich über 106 km bis zum Bahnhof Saritschne. Dies ist die längste Schmalspurbahn Europas. Auf ihrem Weg sieht man die unberührte Schönheit von Pinienwäldern, blauen Seen und von wenig bekannten Touristenattraktionen. Die Eisenbahn ist ein Zeuge und ein direkter Teilnehmer der Geschichte von Verkehrsentwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Geschichte wird von den Einwohnern vor Ort sorgfältig heutzutage bewahrt. Und nicht nur bewahrt, sondern auch weiter entwickelt.

Die Schmalspurbahn Antoniwka-Saritschne, die die Einwohner „das Züglein“, „die Schmale“, „die Polissja-Straßenbahn“ oder „der Kuckuck“ nennen, ist seit mehr als 115 Jahren in Betrieb. Anfangs wurde die Eisenbahn für den Transport von Holz, und später von Torf, eingesetzt. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Schmalspurbahn zu einem wichtigen strategischen militärischen Objekt: man kämpfte darum, weil sie fast das einzige sich schnell bewegende Fahrzeug war, das Soldaten und Maschinen durch das Sumpfgebiet transportierte.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Bahnlinie zerstört. Jahrzehnte danach, in den 70er und 80er Jahren des 20.Jahrhunderts, hat die Schmalspurbahn ihr modernes Aussehen wieder bekommen. Die Transporter wurden mit Lokomotiven ersetzt, die alten Personenwagen wurden renoviert. So wurde ein neues Depot und eine Straße gebaut, die zwei Polissja-Rajone – Wolodymyrez und Saritschne verbindet.

Aufgrund der Wirtschaftskrise der 1990er Jahre wurde der Güterverkehr eingestellt. Fast alle Dieselloks wurden zum Schrott. Es gab eine Frage der Einstellung von Eisenbahn. Da die Polissja-Eisenbahn das wichtigste Fahrzeug für die Rajonzentren war, setzte sie ihren Betrieb jedoch fort und befördert nun täglich noch Passagiere.

Der Personenzug, der aus einer Diesellokomotive TU-2 und mehreren Wagen besteht, überquert eine einzigartige hölzerne Eisenbahnbrücke über den Fluss Styr, die Brücke ist einzigartig für die Ukraine und die längste Brücke dieser Art in Europa.

Antoniwka wurde sofort als Bahnhof gegründet, war nie bloß ein Dorf. Am Bahnhof wurden die ersten Häuser gebaut, die 1903 in Betrieb genommen wurden. Das heißt, vor dem Eisenbahnbau wurde hier eine Infrastruktur geschaffen.

Die Melnyks: eine Dynastie der Eisenbahner

Ljudmyla und Oleksandr Melnyk sind Aktivisten, Mitglieder der Assoziation für Erhaltung der Geschichte der Eisenbahnen in der Ukraine. Die Familie Melnyk pflegt die Schmalspurbahn Antoniwka-Saritschne, um die Geschichte zu bewahren und ihre Arbeit fortzusetzen. Diese Schmalspurbahn ist nach wie vor ein strategisch wichtiges Objekt, denn einige Siedlungen die Bahnstrecke entlang haben nur noch diese Verkehrsverbindung.

Das Familienhaus befindet sich in der Nähe vom Betriebshof und von den alten schmalen Eisenschienen, die aus dem Jahr 1895 hier geblieben sind. Dies ist nicht ohne Grund, da die Familiengeschichte von der Melnyk Familie mit der Schmalspurbahn eng verbunden ist.

Bei Ljudmyla zum Beispiel arbeitete die ganze Familie bei der Eisenbahn:

„Der Ururgroßvater von meiner Mutter wurde hierher als Dampflokspezialist aus Chmelnyzkyj eingesetzt. Die ganze Familie Jarmoschyk, dies ist Familie meiner Mutter, sind eigentlich die Gründer davon, das sind die Leute, die diese Brücke gebaut haben. Der erste Meister der Nachkriegszeit, im Jahre 1945, war auch Jarmoschyk. Mein Großvater und ich arbeiteten hier im Lokomotivdepot und meine ganze Familie auch. Viele Cousins der Mutter waren Lokomotivführer, leitende Ingenieure hier. Dies ist eine interessante Familientradition. Mein ganzes Leben ist mit dieser Schmalspurbahn verbunden.“

Ljudmyla erzählt auch von ihrer Mutter Lidia Jarmoschyk, die seit 1980 bei der Schmalspurbahn arbeitete. Dann war sie Schaffnerin in einem kleinen Zug und wurde später zur Leiterin der Schaffner.

Schaut euch Video 360 an:

Ljudmyla sagt, dass die Fahrt aufgrund technischer Störungen um einige Tage verschoben werden könnte. Ihre Mama war immer auf solche Situationen vorbereitet:

„Sie hatte immer eine große Tüte mit. Da könnten Salo, unbedingt Konserven und etwas Brot dabei sein. Es ist gut, dass wir bei den Schmalspurbahnfahrzeugen keine große Distanz zwischen den Dörfern haben.“

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Ein paar Tage mitten im Walde zu bleiben, den Zug zu bewachen und die Passagiere zu füttern, war doch durchaus möglich:

„Zu einem solchen Transport gab es keine Alternativen: einen Zug und keine Straßen. Wenn der Zug kaputt war, dann warteten die Leute und wohnten dort. Die Schaffner, die Fahrer warteten, bis jemand kam, um die abzuholen.“

Bei einer der Reisen saßen auch die Chefs aus Kyjiw im Wagon von Lidia:

„Sie haben den ganzen Weg geredet, und meine Mutter hat eine Führung gemacht. Über jede Station, über jede Person, über jeden Baum hat sie erzählt. Mama wusste alles und es hat ihnen so gute gefallen, dass sie sie für weitere sechs Monate um die Arbeit gebeten haben. Tatsächlich hat meine Mutter diese touristische Bewegung, diese Exkursionen bei Schmalspureisenbahnen angefangen. Sie kannte diese Geschichte perfekt und was sie nicht wusste – fragte sie bei den Einheimischen.“

Ljudmyla ist glücklich, ihre Kindheitserinnerungen über die Schmalspurbahnreisen mit uns zu teilen.

„Es war nicht so interessant, bei der Nachtreise zu arbeiten. Und in der Früh, wenn die Sonne aufgeht, wenn das Kino des Waldes beginnt, das Spinnennetz und so Tautropfen darauf… Wieder sah ich sehr viele Elche. Dies ist das Denkwürdigste. Elche und Damhirsche. Es gab so viele Wildtiere da.“

Für Ljudmyla ist die Eisenbahn ihr wichtigste, aber nicht der erste Beruf. Bereits nach einer juristischen Ausbildung absolvierte sie die Schaffner-Kurse:

„Ich denke: ‚Wer weiß, vielleicht ist es notwendig, das Geschäft meiner Mutter fortzusetzen …‘.“

Oleksandr Melnyk, der Mann von Ljudmyla, bereitete sich seit seiner Kindheit darauf vor, bei der Eisenbahn zu arbeiten, was damals sehr nachgefragt gewesen war. Sein Großvater, sein Vater und sein älterer Bruder arbeiteten auch bei der Eisenbahn:

„Ich wusste, dass ich ein Eisenbahner sein würde. Ich begann als ein Leiter der Züge: schnell rennend, die Wagen umklammernd, mit der Funkstation die Flagge schwenkend. Und dann wurde ich allmählich zum Reparaturingenieur von Diesellokomotiven. Alles kam mit der Zeit.“

Ljudmyla fügt hinzu:

„Mein Mann ist mehr Techniker. In der Tat, das (die Lokomotive – Aut.) ist sein Kind. Er er wurde 2008 angestellt. Damals gab es zwei tote Lokomotiven und er bekam eine dritte dazu. Im Endeffekt hat er ein schönes Fahrzeug daraus gebaut.“

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Oleksandr erwähnt die Arbeit der Schmalspurbahnen in den 2000er Jahren, als es viel Frachtverkehr gab:

„Die Schmalspurbahn war nicht immer so, die nur 2 Personenkraftwagen fuhr. Es war ein Transport vor allem für: Holz, Konserven, Diesel, Benzin, Erdölprodukte. Die Schmalspurbahn hatte vier Züge pro Tag: zwei Frachtzüge, zwei Passagierzüge. Es gab sechs Diesellokomotiven. Es war tatsächlich eine sehr große Eisenbahn.“

Oleksandr war einmal ein Abgeordneter des Rajonrates und schlug vor, die Arbeit der Schmalspurbahnen durch die Befestigung an den Güterverkehr im Zusammenhang mit der Torfgewinnung zu intensivieren:

„Ich wollte, dass die Schmalspurbahn Gewinne für sich macht. Zum Beispiel, wird in Antoniwka Torf als Rohstoff transportiert. In Antoniwka ist er zusammengepresst, und wir haben einen Übergangspunkt von einem weiten zu einem schmalen Gleis dort. Als die Eisenbahn noch nicht demontiert wurde, wäre es möglich, den Torf in Weiten Wagen umzuladen und rajonmäßig zu transportieren. Denn jetzt gibt es in unserem Land ein wichtiges Thema der alternativen Kraftstoffe. Wir sagen, Kohle ist nicht genug, Rohstoffe sind nicht genug. Alles liegt auf dem Boden, aber niemand nimmt es!.“

Laut Melnyk gibt es im Nachbardorf Luko eine große Torfentwicklung auf 370 Hektar Grund, wo das Grundwasser abgebaut wurde. Dieser Prozess hielt einmal die Frage des Treibstofftransports auf, weil es dort gar keine Straße gab.

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Ein Vorschlag von Oleksandr über den Einsatz von Schmalspurbahnen war in Sumpfgebiet wirtschaftlich und sozial ausgeprägt, da er dadurch Transportkosten reduzierte und neue Arbeitsplätze und Investitionen ermöglichte. Oleksandr erklärt die Effizienz der Umsetzung seines Plans mit einfachen Beispielen:

„Schmalspurbahntransport ist eigentlich sehr günstig. Um eine Fracht von 10 Tonnen pro 100 Kilometer zu transportieren, wird jedes Auto 50 Liter Kraftstoff verbrauchen. Und der Zug kann 200 Tonnen transportieren und dabei 100 Liter Treibstoff verbrennen. Die Schmalspurstraße macht es sehr einfach: Gleise, Schwellen sind viel billiger als eine asphaltierte Straße.“

Die lokale Verwaltung unterstützte seine Idee jedoch nicht:

„Die Rajonverwaltung hat das abgelehnt, weil sie 60 km Asphaltstraße bauen und den Torf durch diese Straße exportieren wollten. Sie wurden von der Tatsache überwältigt, dass, wenn sie diese Straße bauen, wird es ein Plus für die Gegend sein. Aber die Frage ist, dass der Staat nicht in der Lage ist, so viel Geld in den Sumpf zu werfen, um eine Strasse da zu erbauen.“

Museum unter freiem Himmel

Am Hof von Melnyks befindet sich eine massive rote Diesellokomotive TU-6, die sich von anderen durch mechanisches Getriebe, Sparsamkeit und Komfort im Betrieb unterscheidet.

Ljudmyla erzählt uns, dass Dmytro Babaryk diese Lokomotive hierher gebracht hat, der nach seinem Besuch in diesen Regionen von der Idee fasziniert war, Schmalspurbahnen aufzubewahren. Damals war Dmytro ein Transportstudent, der an einen exotischen Polissja-Zug interessiert war und darin große Aussichten auch sah:

„Jetzt ist er (Dmytro – Aut.) der stellvertretende Vorsitzende der Assoziation für Erhaltung der Geschichte der Eisenbahnen in der Ukraine. Ein sehr guter Mensch ist er, sehr offen. Damals war er erst 20 Jahre alt. Er kam mit der Idee von Schmalspurbahn und wurde so zu einem großen Fan davon.“

Im Jahre 2006 hatte die Schmalspurbahn nicht ihre besten Zeiten. Dieselloks waren defekt und Ersatzteile fehlten. Dmytro, zusammen mit seinen Gleichgesinnten, brachte eine Lokomotive aus Transkarpatien mit. Sie haben auch neue Teile für ihn gekauft. Nach Antoniwka sind die Leute aus Kyjiw, Lwiw, Donezk gekommen, um sich der Wiederherstellung der Geschichte anzuschließen. Im Laufe der Zeit traten Freiwillige aus Polen, Deutschland und Russland der Initiative bei.

Dmytro hilft immer noch mit seinen Freunden, die notwendigen Details für die Schmalspurbahn zu bekommen, organisiert Führungen an die Schmalspurbahnen der Ukraine. Die Eisenbahn gruppierte um sich die nicht-gleichgültigen Menschen, und die authentischen Objekte, wie Lokomotiven und Draisinen, das alles erhielt schließlich einen enormen Wert. Früher, laut der Melnyk Familie, schien das alles bloß Altmetall zu sein.

Das erste Exponat im zukünftigen Museum war im Jahre 2007 die alte Draisine. Sie wurde für den Transport von offiziellem Personal, für Inspektionsfahrten, Reparaturarbeiten verwendet. Oleksandr rettete selbst die Technik vor Verrottung auf der Mülldeponie, kaufte und restaurierte sie vollständig. Dank der Finanzierung eines Österreichers Wolfram Vendelin, eines Mitglieds des Europäischen Verbandes für Erhaltung der Schmalspurbahnen, wurde die Generalüberholung des Motors möglich. Interessanterweise, als Oleksandr seinem österreichischen Kollegen einen Vorschlag gemacht hat, einen Mercedes-Sitz in die Draisine zu setzen, reagierte Vendelin kategorisch darauf: „Alles sollte so sein, wie es ist“. Oleksandr selbst stimmte zu, dass das Objekt sein ursprüngliches Aussehen haben sollte, so dem Original nah, wie möglich.

Ein anderes gerettetes Exponat ist ein Eimer. Zu seiner Zeit wurde es mit Kohle auf dem Boden gefüllt und dann mit einem Kran angehoben und auf einen Zug zum Transport gesetzt. Oleksandr freut sich, dass er eine solche Ausstellung in seiner Sammlung hat, da ihr Wert mit der Zeit immer größer wird.

Lokomotiv-Depot

Es sieht so aus, als hätte sich das Leben damals um die Schmalspurbahn gedreht:

„Die Eisenbahn ist das Leben. Das ist das Wichtigste. Wir haben hier unsere gesamte Kindheit verbracht. Das ist die coolste Straße eigentlich. Wenn das Licht komplett ausgeschaltet wurde (in der Ukraine der 90er Jahre gab es massive Stromausfälle und systematische Abschaltungen – Üb.), war dies bei uns nicht der Fall und alle Jugendlichen kamen hier zusammen. Auf unserer Straße gab es viele Mädchen und im Dorf gab es viele Jungen. Und alle spielten hier ‚Blindekuh‘ oder ‚Räuber und Gendarm‘. Es war eine jüngere Generation, und wir sind älter und wir waren sehr neugierig, was sie machten. Die waren schon in der 10. Klasse, und sie spielten wie kleine Kinder ‚Räuber und Gendarm‘.“

Die Familie Melnyk zeigt alte Fotografien, die noch ein hölzernes Depot zeigen. Das moderne Depot sieht seit 1945 so aus.

Im Lokomotivdepot ist jedes Exponat – sei es eine riesige Lokomotive oder ein kleines Detail – wie ein alter Bekannte, wie Freunde, die hier bekannt und geehrt sind, auf die man stolz und bereitet ist, begeistert von ihren zahlreichen Vorteilen zu sprechen. Oleksandr spricht über Lokomotiven und betont ihre Vorteile:

„Das ist TU-7 hier, unsere Lokomotive. Die Lokomotive TU-7 ist weder elektrisch, noch mechanisch, es ist ein hydraulisches Getriebe. Dies ist die dritte Art von Lokomotiven. Nicht so einfach wie TU-6 – mechanisch. Und das ist ein elektrischer Antrieb.“

Warum genau ein elektrischer Antrieb? Er ist moderner, weil die elektrische Energie nur die sanfteste Bewegung nach vorne bringt, den Beginn der Bewegung ist sanfter. Und mechanisch – es kann ein menschlicher Fehler sein, kann ein Fuß vom Pedal rutschen: Es wird einen Stoß geben, Passagiere bekommen alles mit. Und die Kraftübertragung, wenn man eine richtige Position hat – das alles, gibt eine glatte Bewegung und dann spüren die Passagiere so ein Unbehagen nicht.

Oleksandr zeigt uns einen seltenen Schweißer:

„Schaut, wir haben einen Generator-Konverter – eine Schweißmaschine. Warum ist sie einzigartig? Es gibt nichts besonderes beim ersten Anblick, aber sie ist insofern einzigartig, weil sie 1942 in Deutschland produziert wurde. Und vielleicht könnte diese bei ‚Tigern‘ (deutsche schwere Panzer vom Zweiten Weltkrieg – Aut.) deren Turm und Rüstung schweißen. Oder vielleicht hat einfach den Fahrrädern die Pedale eingeschweißt.“

Der Bernsteinweg

Seit 2007 ist Antoniwka Gastgeber des Festivals „Bernsteinweg“, an dem die lokale Eisenbahn aktiv beteiligt ist. Es ist eine dreitägige Veranstaltung mit Auftritten von ethnischen Bands und Meisterklassen der ukrainischen Volkshandwerk, der Zug rollt Touristenroute Antoniwka – Bile. Ljudmyla und Oleksandr sind als Reiseführer und Organisatoren da, machen die Besucher mit dem Museum für Geschichte vom Schmalspureisenbahndepot und Polissja in Antoniwka bekannt. Ihre Ausflüge sind nicht nur mit Informationen über die Eisenbahn gefüllt, sondern auch mit lokalen Geschichten, Witzen. Das Ehepaar arbeitet als Reiseführer dank ihrer langjährigen Erfahrung sehr gerne:

„Tatsächlich wurde das Festival dank meiner Frau gegründet, die diese Idee der Rajonverwaltung vorlegte. Da hörten sie ihr zu, obwohl es 2007 eine solche Frage gab, dass die Schmalspurbahn überhaupt eingestellt werden sollte. Dann haben sie sich dieses Festival ausgedacht, um sie öffentlich zu machen. Werbung, um jedem zu sagen, was es ist. Nach der Bekanntmachung und Werbung, wurde die Schmalspurbahn zu den sieben Wundern der Riwne Oblast erklärt.“

Es stellte sich heraus, dass zu dieser Zeit nur wenige Menschen von deren Existenz wussten, und noch weniger die Schmalspurbahn mit eigenen Augen – den Polissja-Radwunder – sahen.

„Das Festival, das wir anfangs als ‚Straßenbahn von Polissja‘ bezeichneten, ist so wie „Karpatenstraßenbahn“ ähnlich. Aber die Rajonverwaltung entschied, dass es das Ethnofestival ‚Bernsteinweg‘ genannt wäre. Und das ist ein sehr guter Name. Sie werden dies verstehen, wenn Sie mit der Schmalspurbahn fast bis zum Ende fahren, werden Sie diesen Namen sehen. Sie werden die Gruben sehen, die Auskolkungen. Diese Straße entlang ist der Bernsteinweg.“

Dank den Bemühungen von Aktivisten ist das Festival auf die regionale Ebene gestiegen. Die Aktivisten glauben, dass je mehr Menschen diese malerischen Orte sehen und mit der Bahn reisen, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine der drei bestehenden Schmalspurbahnen in der Ukraine in Zukunft „das grüne Licht“ haben wird.

Die Ideen der Veränderung

Ljudmyla und Oleksandr sind heute davon überzeugt, dass die Schmalspurbahn nicht nur für den Personenverkehr, sondern auch insbesondere für den internationalen Tourismus genutzt werden soll. Ihnen zufolge wird Antoniwka von einer großen Anzahl von Europäern besucht: Österreichern, Polen, Serben, Slowaken, Franzosen, Kanadiern und Deutschen. Bis jetzt wird die Organisation von Besichtigungstouren durch den Polissja „Kuckuck“ und die Verkostung der ukrainischen Küche auf der Initiative von Aktivisten gehalten:

„Ich möchte, dass Menschen mit einer Seele hierher kommen. Wir sind gerade dabei, einen Verein für Erhaltung des historischen und kulturellen Erbes von Polissya ‚Rodyna‘ (ukr. ‚Familie‘) zu gründen. Warum denn ‚Rodyna‘? Denn wer auch immer zu uns kam, dann vergisst man sofort, dass man nur ein Gast da ist. Du bist schon ein Familienmitglied. Du bist zu deinem Bruder, zu deiner Schwester, zu deiner Familie gekommen. Das machen wir gerade.“

Oleksandr teilt seine Ideen über den Wiederaufbau des Zuges. Die erste Idee ist, eines der Wagen in eine bequemere Klasse zu verwandeln:

„Im Winter sind diese Wagen sehr kalt und im Sommer ist es sehr heiß da. Sie sind steif, Geräuschisolierung kann nicht standhalten. Als Rajonabgeordnete habe ich einen Vorschlag gemacht, einen Wagen bequemer zu machen, mit weichen Auflagen, auf Rädern einen Generator aufzustellen, eine Klimaanlage, eine Videoanlage zu setzen. Man zahlt 12 oder 11 UAH bis Saritschne für eine Strecke von 100 km – das ist wie in einer Marschrutka in Kyjiw 2 Haltestellen zu fahren. Und sie können 100 UAH bis Saritschne machen, aber mit mehr Komfort. Und dazu Limonade oder was anderes. Alles kann da getan werden. Wenn es heiß ist, wird es eine normale Temperatur im Wagen geben, wenn man will, kann man sich ein Video anschauen oder Kwas trinken.“

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Oleksandr möchte, dass Sightseeing-Touren für verschiedene Bevölkerungsgruppen möglich wären. Er argumentiert, dass es unter Touristen oft Leute aus dem Westen gäbe, die einen großen Wunsch hätten, eine ganze Lokomotive oder einen Wagen zu zahlen und eine Fahrt für sich privat organisieren zu lassen. Auch dafür ist Unterstützung durch die Staatseisenbahnen nötig:

„Es gibt wenige von denen, aber sie zahlen viel und diese Mittel würden dafür benutzt, dass Ukrsalisnyzja keine Millionen-Verluste hat. Und sie beginnt allmählich, etwas Geld für Touristen zu sammeln. Popularisierung ist eine Sache, und ein bequemer Wagen wird dazu sicher beitragen. Es fahren zwei Wagen, und der dritte ist bequem. Und es stellt sich heraus, dass es in dem 2 Menschen geben wird, und sie werden den gleichen Preis, wie ein voller Wagen, zahlen. Aber es gibt Getränke dort.“

Viele Touristen reisen laut Oleksandr mit der Schmalspurbahn mit dem Fahrrad. Und die Wagen da sind noch nicht dafür geeignet, also es wird überlegt, wie man auch solchen Reisenden Komfort anbieten könnte.

Es gibt viele Möglichkeiten, den „Kuckuck“ von Polissja zu entwickeln, und sein touristisches Potential ist wirklich riesig. Die Familie Melnyk ist froh, dass es aktive Menschen gibt, die trotz des Versuchs, die Schmalspurbahn einzustellen, die Idee ihrer Entwicklung weiter pflegen. Die Schmalspurbahn setzt ihr mehr als ein Jahrhundert langes Leben fort: Menschen in der Umgebung gründen Vereine, Informationen werden verbreitet, dank Bemühungen der Einheimischen und der Rajonverwaltung wird da manches verbessert.

Wie wir gefilmt haben

Über die Vorbereitung und den Start der Expedition nach Polissja; über unseren Weg zum ersten Punkt dieser Expedition – Antoniwka und über die Reise mit der Schmalspurbahn Antoniwka-Saritschne schaut euch unsere Videoblogs an:

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autorin des Textes:

Wasylyna Haran

Redakteurin:

Jewhenija Saposchnykowa

Fotograf:

Serhij Korovajnyj

Kameramann:

Oleg Solohub

Kameramann,

Tontechniker:

Pawlo Paschko

Regisseur,

Filmeditor:

Mykola Nossok

Projektproduzentin:

Olha Schor

Drehbuchautorin:

Karyna Piljugina

Bildredakteur:

Olexandr Chomenko

Transkriptionistin:

Wira Brezschnewa

Übersetzerin:

Elina Fojinska

Folge der Expedition