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Der karpatische Ort Slawske liegt im Tal des Flusses Opir und ist von allen Seiten von Bergen umgeben. Das Dorf ist bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts als ein Kurort bekannt, als hier die ersten Hotels und eine heilklimatische Station entstanden sind. In den 70-80er Jahren des 20. Jahrhunderts, mit dem Entstehen von Seilbahnen und dem Eröffnen von Wintersportschulen, wurde der Kurort bei den Wintersportfans und den Liebhabern aktiver Erholung beliebt.

Slawske wird permanent umgebaut und verändert. Jedoch sind diese Veränderungen nicht immer positiv. Anstelle von Abholzung der Wälder und chaotischer Bebauung bietet das Architekten-Ehepaar Eduard Pastuch und Olha Sucha aus Lwiw, für die Slawske auch ein Kultort ist, eine Alternative. Dieser Beitrag ist über Experimente mit dem ökologischen Bauen.

Das erste Skifahren

Die erste Fahrt nach Slawske ist laut Olha und Eduard eine Art Ritual für die Galizier, welches sie in unterschiedlichen Lebensabschnitten durchführen. Hier begegnen sie vorher ungesehenen malerischen Landschaften, lernen zum ersten Mal die Berge kennen und kosten Hausmannsgerichte von Einheimischen zubereitet:

„Das ist so eine romantische Erinnerung – die erste Skifahrt. Praktisch alle Einwohner von Lwiw begehen diese Initiation. Sie kommen hierher in den ersten Studienjahren. Es ist hier unglaublich schön im Winter: Sonne, Schnee, Tannenbäume mit Schnee zugeschüttet. Wer das Gespür für Harmonie und Schönheit in sich trägt – denjenigen wird dieser Ort begeistern. Umso mehr in den ersten Studienjahren – das ist die Zeit der ersten Liebe, der Partys und dies ist ein Kultort für Lwiwer, soweit ich weiß. Die Skier, Omas mit Warenyky, die Öfen. Es ist so eine Periode. Es ändert sich nichts. Diese Erinnerungen wärmen die Seele. Und dieser Ort ist derselbe wie vor 20 Jahren – die gleichen Omas, die gleichen Schlepplift-Leute, die gleichen gefährlichen Abfahrten.“

Das Ehepaar versichert – Slawske hat ein eigenes gewisses Etwas, welches einen zwingt, immer wieder hierher zurückzukehren. Sie sind keine Befürworter eines massiven Ausbaus des Kurorts, der zu einem zweiten Bukowel werden sollte. Hier, sagen sie, gebe es ein eigenes Charisma und eigene Gesetze, die nicht verändert werden müssen. Wenn jemand etwas anderes möchte, gibt es die Alpen dafür.

Beginn des ökologischen Bauens

Die ersten Gebäude, errichtet mit Verwendung von ökologischen Materialien und Technologien, entstanden in den 70er Jahren in den USA. Damals war das wichtigste Ziel, die Vorteile und der Effektivität solcher Häuser zu präsentieren. Zu diesem Zeitpunkt kam die Umweltbewegung gerade unter den amerikanischen Architekten und Ökologen in Schwung. Die Treibstoffpreise wuchsen immer weiter. Das hat die weitere Entwicklung des grünen Bauens beeinflusst — einer Bau- und Nutzungsart von Bauwerken, deren Ziel das Reduzieren von Energie- und Materialressourcen während des ganzen Existenzzyklus eines Gebäudes ist: von der Grundstückswahl bis zur Entwurfsphase, der Bauphase, der Nutzung, der Renovierung und dem Abriss.

Seit dem Ende der 70er und bis zum Beginn der 90er Jahre lag der Schwerpunkt der Architekten auf der Suche nach energieeffizienten Prozessen. Als Folge entstanden effektivere Solarzellen, es wurden die Abwassernutzung und die Nutzung des Tageslichts für die Reduzierung des Energieverbrauchs eingeführt.

Ökologisches Bauen soll dazu dienen, den negativen menschlichen Einfluss auf den Planeten zu verringern und die Gesundheit durch die Verbindung mit der Umwelt zu schützen.

In der Ukraine gewinnen Häuser aus Stroh, Lehm, Hanf, Schilfrohr, Holztafeln und anderen natürlichen Baumaterialien zunehmend an Popularität. Es verbreitet sich auch nicht nur das Errichten von einzelnen Wohnhäusern, sondern auch von ganzen ökologischen Siedlungen (lest unseren Artikel über die Öko-Siedlung Pazkanjowo in Transkarpatien).

Olha und Eduard

Olha Sucha und Eduard Pastuch sind die Gründer von „Creative Residence MC-6“ in Slawske — einer Plattform für künstlerische Experimente an der Schnittstelle von verschiedenen Bereichen der Kunst, wie z.B. Land-Art, Konzeptkunst, Fotografie, experimentelle Medien, Sound-Projekte. Außer dem Gebäude der eigentlichen Residenz befinden sich hier das ökologische „Haus des Architekten“ und das Herrenhaus „Pid Trostjanom“.

Das Architekten-Ehepaar begann mit dem Öko-Bauen vor ca. 15 Jahren. Ihr erstes Projekt war ein Hotel in den Karpaten. Damals waren sie mit dem Entwerfen gewöhnlicher Häuser in Holzbauweise in der Nähe von Lwiw und Slawske beschäftigt. Aber kurzerhand entstand das innere Bedürfnis nach der Verwirklichung von neuen Methoden:

„Wir können es uns einfach nicht vorstellen ohne das Bauen, ohne Reisen, ohne Experimente.“

Die ersten Projekte von Öko-Häusern entstanden gerade nach den Reisen:

„Wir sind nach Holland gefahren. Wir haben Briefe an verschiedene Umweltorganisationen der Welt geschrieben: nach Belgien, Frankreich, Holland, Deutschland. Nur die Holländer haben sich gemeldet. Man hat uns zum Besuch eingeladen. Warum denn nicht? So sind wir zu den Holländern gefahren. Und sie sind so offene Menschen. Lasst uns, sagen sie, zu euch kommen. Wir versuchen, euch etwas zu zeigen. Zuerst gab es die Idee uns an einem Wandstück zu zeigen, wie man das Stroh verdichtet und mit Lehm arbeitet. Und dann kam das so unseriös vor. Was sollen wir mit einem Wandstück? Und so ist ein Häuschen entstanden.“

Eduard und Olha erzählen von dem „Haus des Architekten“ – einem Ökohaus, von dem aus man die karpatische Landschaft durch riesige Fenster bewundern kann:

„Hier ist alles aus Stroh. Es ist im Boden, in den Decken, im Dach. Es ist komplett ein Kokon aus Stroh. Dieses Haus besteht aus Strohballen. Ein holländisches Unternehmen hat es uns beigebracht.“

So ein Holzständer-Stroh-Bau ist sicher und langlebig. Das Haus ist außerdem sparsam, denn die Wärmeleitfähigkeit von Stroh ist viermal geringer als die von Holz und siebenfach als die von Mauerwerksziegeln. Das ermöglicht das Sparen von Heizkosten. Das wichtigste ist die Einhaltung der technischen Regeln:

„Öko-Bauen ist ein sehr spezifischer Bereich, der einen sorgfältigen Umgang mit Details erfordert. Viele tun das, aber deren Missachtung führt dann zu großen Katastrophen. Wenn man zum Beispiel in diesem Haus die Wände falsch streicht, mit der falschen Farbe, oder man die falsche Grundierung benutzt, dann hört die Wand auf, zu atmen, es sind Rückhalteprozesse möglich, und das Haus kann in 5 Jahren zu verfallen anfangen. Es ist also sehr wichtig, eine Technologie, die funktioniert, ohne irgendwelche Fantasien anzuwenden.“

Der Hanf

Auf dem Gelände der Residenz planen die Architekten Häuser nach verschiedenen Technologien zu errichten. Sie sind ständig auf der Suche nach natürlichen Materialien, denn Umweltfreundlichkeit setzt auch die Verwendung von lokalen Baustoffen voraus. Im Moment sind Stroh, Hanf, Erdöl und Lehm am beliebtesten:

„Da unten wird ein Haus gebaut, es wird aus Hanfschäben sein. Momentan ist es der interessanteste Baustoff, wirklich ökologisch, gut beschaffbar. Hanfschäben sind Reste des Hanfes. Es gibt den technischen Hanf – der ist riesig, um 4 Meter hoch – aus welchem seit jeher Kleidung gemacht wurde, er wurde oft im Alltag verwendet, zum Essen, Brei aus Hanf, Hanföl, Hanfsamen. Im inneren sehen wir ebenfalls Stoffe und Bettwäsche aus Hanf vor. Es gibt Leute, die den Hanf essen, sich mithilfe von Hanf kleiden, die Festivals und Seminare veranstalten. Bekannte von uns bereiten verschiedene Breie aus Hanfsamen zu. Wir haben vor, diese Richtung zu verfolgen – Interessenten können zu uns kommen, in einem Haus aus Hanf wohnen, Hanfspeisen essen, von welchen sich unsere Vorfahren ernährt haben. Es ist sicherlich ziemlich lecker.“

Das Hanfhaus, wird laut dem Ehepaar mindestens anderthalb Jahre lang gebaut. Die erste Phase ist die Gründung. Je nach Wetterbedingungen kann die Arbeit bis zu zwei Wochen dauern. Die zweite Phase ist das Errichten des Ständerwerks, an dem einige Monate lang gearbeitet wird. Die nächste Etappe ist das Bauen des Dachs, was auch einer mühsamen Arbeit bedarf. Der Zeitaufwand hängt von der Bauweise ab. Eduard und Olha haben für die Eindeckung ihres Häusleins Schindeln ausgesucht:

„Das Haus muss autonom sein – da hinten wird ein Erdkeller gebaut, wo man das ganze Jahr über Eingelegtes und Kartoffeln aufbewahren kann. Das Wasser kommt aus einer Quelle, unter Druck. Es bleiben Wärme und Strom. Wir werden versuchen, Solarzellen einzusetzen, um zu sehen, für wie viel das ausreicht, und eine gute Ofenheizung. In diesem Haus wollen wir einen Effekt der Verbundenheit zur Erde erzeugen.“

Projekte aus Hanf wurden vorher von dem Ehepaar bereits im Landkreis Jaworiw umgesetzt. Das Hanfhaus in Slawske ist das dritte Projekt dieser Art.

Das Erdöl

„Zuerst stellt man sich vor, das Erdöl sei etwas schwarzes, was schlecht riecht. In Wirklichkeit gibt es verschiedene Arten des Erdöls, verschiedene Farben und sie haben einen sehr angenehmen Geruch. Man merkt, dass es ein natürlicher Stoff ist und er der Wand die Möglichkeit des Luftaustauschs lässt. Genauso von innen: ein Holzhaus kann man mit Wachs oder Terpentinöl beschichten, solchen Sachen, die natürlich sind, die keine schädlichen Substanzen freisetzen. Dann kann man dieses Haus mehr oder weniger als ökologisch bezeichnen.“

Eduard und Olha verwenden braunes Erdöl. Sie sagen, es hätte seine Vorteile gegenüber dem üblichen:

„Das schwarze erzeugt einen negativen visuellen Effekt, und das braune ist Klasse für das Beschichten von Häusern – es ist günstig, effektiv und hat einen angenehmen Geruch.“

Der Lehm

Für Olha ist bei der Wahl und der Verarbeitung des Materials der taktile Sinn sehr wichtig:

„Für mich sind auch diese Gerüche wichtig. Ich habe eigenhändig den Fußboden gemacht, die Wände, all die Farben gemischt. Diese Wand zum Beispiel – da sind Wachs, Terpentinöl, Leinöl und Terrakotta-Farbstoff gemischt. Das ist auch ein sakraler Prozess. Der Bodenaufbau ist aus Asche, Lehm, Kalk und Terpentinöl. Alles wurde auf diesem Kanonenofen gekocht, es ist so eine Art Magie.“

Laut der Architektin, kann man den Fußbodenaufbau aus Lehm herstellen – einem einfachen und natürlichen Werkstoff, der schädliche Dämpfe absorbiert. Lehm ist ein langlebiger Werkstoff, er wird auch wiederverwendet, was ein Entstehen von Abfällen verhindert. Dank dem Lehm ist das Haus in der Lage, die Wärme selbst bei minimalem Heizverbrauch zu speichern.

Philosophie des ökologischen Bauens

Aus dem Griechischen übersetzt, bedeutet «oikos» das Haus, einen Haushalt. Das Zuhause hatte schon immer etwas sakrales, als ein besonderer Ort, der die Erde und den Himmel und die Menschen mit den höheren Mächten verbindet, ihren Platz im Raum der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft vorgibt. Es gibt immer die Magie des Zuhauses, das schützt, die Kräfte erneuert, Menschen mehrerer Generationen vereint.

Laut den Architekten, verbindet die Verwendung von natürlichen Baustoffen, welche von unseren Vorfahren benutzt wurden, nicht nur uns mit der Geschichte, sondern ermöglicht auch die Transformation früherer Erfahrung in modernen Gebäuden:

„Wozu ist das ganze? Es ist dafür, um die Magie des Archaischen, die Magie von natürlichen Sachen zu spüren. Viele Leute könnten das sehen und sagen: toll, aber nein, hier drin kann man nicht wohnen. Das ist nämlich, wegen des Mythos der Archaik – sie sei vergangen, überholt – und unsere ursprüngliche Idee besteht darin, diese Archaik zu modernisieren und eine emotionale Komponente zu erhalten, aber unter Verwendung aller technischen Vorzüge der modernen Zivilisation.“

Das Ehepaar erzählt, dass es sich während der Planungsphase größtenteils auf die Intuition verlasse, auf eigene Gefühle, aber gleichzeitig werden auch die Grundregeln des Bauens beachtet:

„Das Fundament ist eine sehr wichtige Sache, zum Beispiel die Ausrichtung des Gebäudes. In Wahrheit ein sehr schwieriger Prozess, zum Beispiel dieses Häuschen hier zu platzieren. Es war das erste in diesem Komplex. Wir haben uns überlegt, wohin damit: die Fenster dorthin, oder hierhin. Dieser erste Schritt ist so schwierig, etwas im Raum passend auszurichten. Das ist die größte Verantwortung.“

Olha spricht darüber, dass natürliche Materialien ihren eigenen Charakter besitzen, an den man sich anpassen muss:

„Ich empfinde unser Zuhause als so eine Art Schöpfung. Ich mag sogar jeden Makel daran. Diese Unebenheit. So was wird mit der Zeit ein Pluspunkt, ich weiß nicht, vielleicht ist es etwas Persönliches. Die Imperfektion ist perfekt. Du fängst an, mit Holz zu bauen, und du musst dem Holz das Recht geben, zu reißen. Es kann auch ein eigenes Leben haben. Also muss man das nicht tragisch sehen. Es wird arbeiten, es wird qualitativ sein, es wird zuverlässig sein, aber es gibt Dinge, die du dem Material ermöglichen musst, zu entfalten.“

Das Ehepaar lädt Perfektionisten zu sich ein, hier zu leben und herauszufinden, ob ihnen diese Haltung und die Sicht der Dinge passt:

„Diese Materialien haben ihr eigenes Leben. Und alle haben das Recht so zu sein, wie sie sind.“

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Slawske hat Olha und Eduard gelehrt, die menschliche Psychologie zu verstehen:

„Die Beziehung zu den Menschen ist eine der wichtigsten Sachen. Alle Menschen sind positiv, alle haben irgendeine positive Seite, die man festhalten muss und auf diesem Niveau kommunizieren muss. Man muss die Leute einfach respektieren, mit denen man arbeitet. Selbst den einfachen Arbeiter, der eine Baugrube erstellt. Das ist nicht das einfachste, was es gibt. Es ist am günstigsten, am einfachsten und am effektivsten, ihn einfach zu respektieren. Zu schätzen, dass er seine Zeit für dich opfert, es schließlich für dich macht. Es gibt keine schlechten Menschen. Wie du dich mit ihnen verhältst, so verhalten sie sich auch mit dir.“

Für Eduard und Olha ist jeder wichtig, der am Bauprozess teilnimmt. Das Projekt des Komplexes nehmen sie nicht mehr wahr, als ihr eigenes, da es eine Mischung der Leistung von allen ist, die zur Entwicklung der Residenz beigetragen haben.

„Ohne Zusammenarbeit und Gedankenaustausch hat kein Projekt eine Zukunft und bleibt ein Traum — findet das Ehepaar.“

Mangel an Informationen

In der Ukraine wird umweltfreundliche Architektur mit Vorsicht wahrgenommen. Die Entscheidung, sich mit dem grünen Bauen zu befassen, sei, laut den Architekten, wirklich risikoreich. Es müssen sich sowohl die Auftraggeber als auch die Auftragnehmer auf einen langfristigen Prozess einstellen, auf die Einhaltung der Technologie:

„Warum wollen so wenige Leute sich mit ökologischen Häusern beschäftigen? Also viele wollen schon, aber nach den ersten Versuchen beenden sie es, da die Probleme auftauchen – etwas wurde nicht berücksichtigt. Erstens dauert es viel länger. Es kann einem nicht gefallen, dass es auch noch teurer ist. Du schaust im Internet nach, liest über eine Technologie und findest sie super. Aber du kennst nicht die Nebenwirkungen, von denen keiner spricht. Diese Nebeneffekte erweisen sich als ausschlaggebend und die Technologie verliert ihren Sinn.“

Laut Eduard sind die Vorstellungen der Menschen vom ökologischen Wohnen sehr unterschiedlich:

„Die einen denken, es muss sehr billig sein, die anderen, dass es überteuer sei. In Wirklichkeit muss es ein mittelmäßiger, bezahlbarer Preis sein. Ein Quadratmeter solcher Häuser kostet 450-600 US-Dollar. Wenn es ein kleineres Haus ist, ist es etwas teurer, da eine größere Fläche im Schnitt günstiger wird. Also sind es normale, bezahlbare Dinge. Der einzige Knackpunkt – es dauert viel länger, muss länger trocknen, die Wände müssen durchlüftet werden.“

Gewöhnlich, erklären die Architekten, entsteht der Wunsch, ein ökologisches Haus zu bauen, aus mehreren Gründen: die Sorge um die eigene Gesundheit, die Möglichkeit, einen Komfort auf modernem Niveau zu erschaffen, und auch das Reduzieren des Energieverbrauchs und der Emissionen:

„Ehrlich gesagt, ist bei dem Begriff ‚ökologisch‘, also bei seinen Kriterien, alles gemischt. Es gibt sowohl soziale Aspekte, als auch gesundheitliche Aspekte. Laut Forschungsarbeiten, interessieren sich nur 13 Prozent der Menschen für die sozialen Komponente: ob das für den Planeten nützlich ist, wie man ein Minimum an Energie verwendet. Die meisten Leute interessiert eigene Gesundheit. Bezüglich der Solarkollektoren und -zellen fragen sich alle – wann wird sich das auszahlen? Ich antworte, dass es sich nicht auf der Stelle auszahlen wird. Aber wenn du ein Bedürfnis hast, zu fühlen, dass dank dir die Belastung des Planeten gesunken ist, dann wird es angenehm für dich sein. Dann hat es sich im Grunde schon ausgezahlt. Also solche Sachen, die du richtig machst – Mülltrennung – das ist ökologisch. Das ist von Serhij Schadan, glaube ich, aus ‚Depeche Mode‘. Er meinte, wenn du dich an Regeln hältst – die Zähne putzt, eine alte Frau über die Straße führst, mit deinem Freund etwas teilst – es fängt an, zu funktionieren. Und so ist es mit der Umweltfreundlichkeit. Wenn du die Möglichkeit hast, hast du 5 Tausend für die Installation von Solarpaneelen, damit sie das Wasser erwärmen, das ist bereits ein sozialer Aspekt. Außerdem, wenn du ein Zuhause erschaffen kannst, in dem man keine Klimaanlage benötigt und eine gute Raumluft hat, das ist Umweltfreundlichkeit. Wenn man keinen zusätzlichen Geruch von Pressspanplatten hat, fühlt man sich da schon wohl.“

Wenn Menschen das Bedürfnis haben, ein ökologisches Haus zu bauen, und die Möglichkeit dazu haben, ist das oft die Reflexion ihrer Wünsche nach Veränderungen im Leben:

„Der Beginn der Errichtung ist ein spezifischer Prozess, denn es kommen Menschen, die ein Haus bauen möchten, und sie haben eine Menge von Vorstellungen davon, die seit der Kindheit aufgezwungen wurden oder durch soziale Aspekte, Statussymbole, nicht realisierte Träume, und aus all dem muss man verstehen, was der eigentliche Wunsch und was aufgezwungen ist.“

Zum Beispiel kann jemand, der zu wenig Kommunikation hat, ein riesiges Esszimmer mit einem großen Tisch bestellen, statt rauszugehen und sich mit Freunden zu unterhalten. Es war während des Bauens sehr interessant zu beobachten, wie sich die menschlichen Schicksale ergeben. Wenn ein Mensch alles bekommt, was er wollte, heißt das nicht, dass all seine Träume sich verwirklicht haben. Also es sind nicht sofort alle zum Besuch an diesen Tisch gekommen, verstehen Sie? Es ist ein sehr spezifischer und verantwortungsvoller Prozess, man entwirft nicht einfach nur Wände, sondern das Gefühl eines Menschen in diesem Raum.

Das Architekten-Ehepaar definiert Umweltfreundlichkeit so:

„Umweltfreundlichkeit — das sind optimale Räume, die man zum Leben braucht, ihre Charakteristiken, es ist die Fähigkeit, Sachen zu verwerfen, die unnötig sind. Es ist das Verständnis davon, was wirklich nötig ist.“

Das Kommunizieren schätzen

Für die Architekten ist der soziale Bestandteil eines ökologischen Projektes enorm wichtig. Olha und Eduard begannen verschiedene kreative Programme zu entwickeln, Freunde und Bekannte für einen Erfahrungs-, Wissens- und Ideenaustausch einzuladen – von Architektur und grünen Technologien bis hin zu Projekten mit Fotografen, Malern und Journalisten. Sie betonen die Bedeutung der Kommunikation, denn gerade im Diskussionsprozess entstehen verrückte Ideen, die später Realität werden können, es werden Gleichgesinnte gefunden:

„Die menschliche Kommunikation ist eine besondere Gabe. Was sie bewirken kann, ist unfassbar. Es gab mal eine Umfrage von älteren Menschen, die ihr ganzes Leben hinter sich hatten, sie wurden gefragt was ihnen am meisten fehle, was sie gern wieder hätten. Sie sagten, dass sie sich zu wenig mit ihren Freunden unterhalten hätten. Stattdessen waren sie auf ihre Arbeit konzentriert, auf irgendwelche Fantasien, auf die Zukunft. Beim Kommunizieren entstehen Dinge. Und diesen Raum möchten wir für einen synergetischen Austausch zwischen den Menschen erschaffen. Angenommen haben Sie Ideen, die niemandem interessant erscheinen, und hier sind sie vielleicht interessant, verstehen Sie? Man kann hierher kommen, sich unterhalten, diverse Sachen erfinden.“

Jetzt kommen in die Residenz verschiedene Theatergruppen mit ihren Programmen. Oft gibt es hier Kunst-Therapien, Yoga-Kurse oder Kunst-Workshops. Olha und Eduard freuen sich auf alle Interessenten:

„Wir haben nie ein Endziel, wir reagieren spontan, nach Emotionen oder Wünschen. Also wenn es einen ursprünglichen Wunsch gibt, wird alles andere an das Projekt angepasst.“

Projekte statt Träume

„Vielleicht interpretiere ich das Wort ‚Traum‘ falsch, aber für mich ist es irgendwie surreal. Es ist etwas, wovon du träumst, und es kann nicht wahr werden. Und bei uns gibt es so etwas nicht. Wir handeln einfach. Es ist respektvoll, wenn man das macht, was man will, und es mit den Leuten verbunden ist, mit denen man es tun will.“

„Das Glücksgefühl jeden Moment zu haben ist wahrscheinlich die größte Errungenschaft.“

Im Moment wird auf dem Gelände von „Creative Residence“ ein Öko-Restaurant gebaut, wohin Köche zu den Workshops und zum Bekanntmachen mit den Geschmäckern und Küchen der Welt eingeladen werden:

„Hier ist durch die Klinker die Küche getrennt, dort wird es einen Ofen geben, in dem wir das Essen zubereiten werden, auf dieser Seite wird es einen Heizofen geben. Man wird hier verschiedene Sachen zubereiten können, verschiedene Leute einladen, die etwas Interessantes kochen und experimentieren können.“

Außerdem hat die Familie der Architekten die Idee einer Ausstellung der Erfolge des ökologischen Bauens. Es werden hierher Leute kommen, die sich in der Sinnigkeit von ökologischen Technologien überzeugen wollen:

„Wir wollen Dinge bauen und schauen, wie sie sich verhalten. Damit Menschen, die sich dafür interessieren, hier wohnen, alles anfassen und schauen können, ob es ihnen überhaupt passt.“

Hier angekommen, kann jeder ein Verständnis darüber bekommen, wie beispielsweise Solarkollektoren funktionieren. Wie effektiv sie im Winter sind, wie viel Wärme sie liefern, wie man diese Energiequelle mit den traditionellen Energiequellen vergleichen kann.

Momentan arbeiten Olha und Eduard an einer Residenz-Werkstatt für Künstler, wo diese schaffen können, neue Ideen für Projekte erarbeiten können. Die Architekten sagen, dass sie zum ersten Mal von solchen Künstlerresidenzen während ihrer Reisen erfahren haben:

„Es gibt so eine beliebte Sache — die Residenzen. Ein Maler oder Schriftsteller kommt für einen Monat, arbeitet an seinem Werk, und das Ergebnis seiner künstlerischen Tätigkeit wird zu einer Ausstellung. Damit wollen wir uns auch beschäftigen. Wir sind auch extra nach Spanien gereist, in der Nähe von Barcelona haben wir ähnliche Residenzen gefunden, Leute kennen gelernt. Die eine Residenz wird von Holländern betrieben, die andere – von Norwegern. Die Welt ist so verflochten.“

Die zukünftige Residenz ist ein Ort, an dem sich die Wege von kreativen Menschen überqueren und verschiedene Kunstrichtungen sich verbinden werden:

„Bei der Überschneidung von verschiedenen Disziplinen entstehen im Grunde die genialen Dinge. Das wichtigste ist, eine Atmosphäre zu erzeugen, um die Menschen zum Schaffen anzuregen. Sodass man hierher wieder kommen will…“

Wie wir gefilmt haben

Schaut euch unseren Videoblog über das Losfahren aus Kyjiw, den langen Weg über Lwiw und Morschyn, kurze Exkursionen an den Orten unserer Partner und, schließlich, das Ankommen bei Olha und Eduard, den Architekten, die ihre eigene experimentelle Plattform für das Öko-Bauen in Slawske erschaffen haben, an:

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autorin des Textes:

Wasylyna Haran

Redakteurin:

Jewhenija Saposchnykowa

Fotograf:

Dmytro Bartosch

Projektproduzentin:

Olha Schor

Kameramann:

Wasyl Hoschowskyj

Kameramann,

Filmeditor,

Tontechniker:

Pawlo Paschko

Filmeditor:

Oleksij Sobtschuk

Regisseur:

Mykola Nossok

Bildredakteur:

Olexandr Chomenko

Transkriptionistin:

Julija Kostenko

Übersetzer:

Petro Jurkewych

Folge der Expedition