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Im Dezember 2021, schon während des russisch-ukrainischen Kriegs im Donbass, aber vor dem Überfall der Russischen Föderation auf die Ukraine, gab es unter den Militärkräften der Ukraine 57.000 Frauen, etwa 22% des gesamten militärischen Personals. Circa 32.000 davon sind Militärs (über 12%). Anfang 2022 gab es in der Ukraine 13.000 Frauen, die an den Kampfhandlungen teilnahmen, darunter Panzersoldatinnen, Drohnenpilotinnen, Artilleristinnen, Kompanieführerinnen etc.

Frauen dienen auch in der Nationalgarde der Ukraine (im letzten Jahr – 5.500, 9% des gesamten Personals, davon über 360 in leitenden Positionen) und in der Nationalpolizei (etwa 22% des gesamten Personal). Im Verwaltungsdienst der Notstandverfahren sind 11.000 Frauen tätig, was ein fünftel von der gesamten Zahl ausmacht. In der Territorialverteidigung, die in den letzten Monaten vor dem Krieg durch Zivilist:innen verschiedener Berufe ergänzt wurde, machten die Frauen am Anfang des Jahres 8% aller Beteiligten aus.

Frauen, die hinter diesen Statistiken stehen, nehmen an der Verteidigung der Ukraine teil.

93te Brigade „Holodny Yar“. Oksana hilft den Kolleg*innen aus anderen Einheiten der Brigade, die Evakuierung der Verletzten in das nächste Spital zu organisieren.

Heutzutage gibt es keine offizielle Information darüber, wie viele Frauen mit der Waffe in der Hand die Ukraine verteidigen, aber die Zahlen sind bestimmt hoch.

Frauen verschiedenster Berufe (Schriftstellerinnen, Künstlerinnen, Musikerinnen, Hotelierinnen, Friseurinnen, Lehrerinnen, Museumarbeiterinnen) und unterschiedlichsten Alters (darunter Rentnerinnen) tragen ihr Möglichstes dazu bei, dass der Sieg über den russischen Terrorstaat beschleunigt wird. Sie flechten zum Beispiel Tarnnetze, helfen Flüchtlingen, kochen für die Soldaten, füllen Molotow-Cocktails, übersetzen Nachrichten über die Ereignisse in der Ukraine für ausländische Medien.

Photo: Mikhail Palintschak. Kyjiw 28.02

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Photo: Mikhail Palintschak. Kyjiw 27.02

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Photo: Mstyslav Chernov

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Tatsachen:

· Die erste Offizierin in Europa war die Ukrainerin: Olena Stepaniw (1892-1963), die am 1. Weltkrieg teilnahm. An der Front hat sie den Zug „Ukrainischer Sitsch Schützen“ (Українські січові стрільці) geführt. Sie wurde für die Schlacht am Makiwka-Berg ausgezeichnet (1915).

· Zwischen 2008, d.h. vor dem Krieg im Donbass, und 2018 vervielfältigten sich Anzahl weiblicher Militärangehöriger um den Faktor15.

2015 startete das Projekt „Das unsichtbare Bataillon“ («Невидимий батальйон»). Die Dokumentation widmete sich nicht allein der Rolle der Frauen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine, sondern wandte sich auch gegen jegliche Form der Diskriminierung in den Streitkräften der Ukraine. Eine Kampagne zum Schutz des „unsichtbaren Bataillons“ wurde ins Leben gerufen: die Liste ihrer Kampfaktivitäten wurde erweitert;

2018 wurde in der Ukraine das Gesetz verabschiedet, welches „die gleichen Rechte und Möglichkeiten von Frauen und Männern während des Militärdienst beiden Streitkräften der Ukraine und anderer militärischer Gruppierungen“ regelt.

Photo: Mykolaj Tymtschenko Kyjiw 06.03

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Photo: Mykolaj Tymtschenko Kyjiw 06.03

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· Im 2018 erschien das Buch „Mädchen lassen ihre Locken schneiden“ («Дівчата зрізають коси») – 25 Geschichten über Verteidigerinnen der Ukraine (eine Übersetzung ins Englische: „Girls Cutting Their Locks“ folgte). Die Autorin war Yevgeniya Podobna.

· Seit 2019 existiert in der Ukraine die Organisation „Frauenveteranenbewegung“. Zwischen 2020-2021 entstand ein Filmprojekt, das aus acht Dokumentarfilmen besteht und von Frauen berichtet, die im Laufe des Krieges im Donbass ihr Leben verloren.

· Am jeweils 14. Oktober begeht die Ukraine den „Tag des Verteidigers der Ukraine“. 2021 wurde dieser Feiertag umbenannt in den „Tag der Verteidiger:innen der Ukraine“. Wenn sich heutzutage der ukrainische Präsident an den Militärkräfte wendet, spricht er zu den: „Verteidigern und Verteidigerinnen“.

Switlana Chromaljuk

Krankenschwester

„Ich trat den Streitkräften bei, weil man mich hier braucht. In der Einheit gab und gibt es viele jungen Soldaten, die professionelle medizinische Hilfe benötigen. Sie können sich kaum vorstellen, wie sie mich anschauen. Aber seither (seit 24.02) wurden wir zu einer Familie. Wir haben Kälte, Hunger und alle möglichen Prüfungen zusammen überstanden. Die Jungen werden vor meinen Augen zu erwachsenen Männern. Die erste Frage, die sie mir stellten, nachdem wir einen sicheren Ort erreichten, war: ‚Sie werden uns nicht verlassen, nicht wahr…?‘ Ich bin einfach sprachlos.“

Julia Jewstratowa

Psychologin im Rang einer Leutnantin der Streitkräfte der Ukraine

„Ich komme aus den Süden. Ich habe viele Verwandte auf der Krim. Als die Krim 2014 von Russland besetzt wurde, sah ich keine Alternative. Ich musste den Streitkräften beitreten und meinen Staat verteidigen. Jetzt gehöre ich zur Nachhut. Seit dem 24. Februar beginne ich jede Nachricht, die ich an meine Militärfreunde in Krisenzonen richte, mit einem: ‚Wie geht es dir?‘. Oder mit einem ‚Ich liebe dich‘.“

Julia, Rufzeichen „Vega“

Militär

„Als der Militärzustand ausgerufen wurde, ging ich ins Kriegskomissariat und wurde mobilisiert. Heute gehöre ich zu den Streitkräften der 80. Luftangriffseinheit. Dieser Schritt war eine logische Folge meiner Teilnahme am Krieg zwischen 2014-2016. Wie viele Freiwilligen war ich, wenn es nötig würde. bereit mich zu mobilisieren. Heute habe ich wieder meine Lieblingswaffe dabei, den panzerbrechenden Granatenwerfer RPG-7.3. Hier habe ich mehr Bekannten und Freunden getroffen als in allen diesen Jahren nach meiner Demobilisierung im 2016.“

Photo: Tais Yastremska

Bohdana Romantsowa

Redakteurin. Vom Anfang des Krieges – Freiwillige des Roten Kreuzes

„Ich habe einer alten Frau geholfen, in den Bus einzusteigen. Ihr Haus wurde völlig zerstört. Wie auch einer Mutter mit einem 5-monatigen Kind, das sie mit einer Hand fest an ihre Brust gedrückt hielt. In der anderen Hand trug sie einen winzigen Koffer. Und auch der Mutter mit einem Kind im Jugendalter, die sich beide sehr große Sorge um ihre Katze machten. Wird man die Katze wirklich mitnehmen dürfen? Was passiert mit ihr an der Grenze? Ich habe einen Vater gesehen, der mit seiner schwangeren Frau unbedingt ausreisen wollte: sie würde das Kind sehr bald zur Welt bringen. Wir haben ihm aufrichtig gesagt, dass er nicht über die Grenze darf. Er stand einfach da und schaute ins Leere. ‚Wie wird es ihr dort gehen, ohne mich? Das ist doch ein ganz fremdes Land… Wie schafft sie das allein?‘ Ich habe in diesen Tagen so viele Tränen und so viel Hoffnung gesehen, die ich in den 30 Jahren meines Lebens nicht gesehen habe.“

Jewhenija Nesterowytsch

Kulturmanagerin. Vom Anfang des Krieges – Freiwillige. 28.02.2022

„Heute haben wir in 7 Minuten 12 Liter Borschtsch verteilt. Kinder und Mütter waren sehr froh. Man hätte zweimal so viel verteilen können. Aber dann hat man plötzlich die Ankunft des nächsten Zuges angekündigt. Unsere Landsleute benehmen sich sehr anständig. Sie sagen: ‚Gott segne Sie‘. Sie machen Witze, hüpfen und kaspern. Einige sagen ab, die Decken zu nehmen, denn sie sollten bald los. Vielleicht kommt jemand, sagen sie, der diese Decke mehr brauchen würde. Danke ihnen für eure Tapferkeit. Es ist für mich eine Ehre, Seite an Seite mit ihnen zu stehen.“

Photo: Olha Sakrewska

Halyna Tytysch

Leiterin von GO „Smart Osvita“, Freiwillige

Heute haben die Kinder die Möglichkeit verloren, in die Schule zu gehen. Sie fühlen sich nicht mehr geschützt, und sie können jetzt keinen Schulunterricht bekommen. Vielmehr, sind sie bei ihren gestressten Eltern geblieben, die keine Zeit für sie haben. Deswegen haben wir entschieden, ein pädagogisches Angebot zu organisieren. Hier sammeln sich LehrerInnen von aller Disziplinen. Sie reden mit den Kindern, unterrichten sie. Die Zahl der Kinder ist jedes Mal anders. Meistens etwa 100-200. Aber manchmal sammeln sich 300, sogar 500. Jeden Tag kommen neue LehrerInnen, neue Initiativen werden vorgeschlagen. In der nächsten Woche wird man ihnen zB. die UN und SWIF erklären. Das ist sicher kein Schulprogramm, aber Kinder finden diese Information interessant. Dazu haben wir ein Offline-Zentrum der Kunsttherapie gegründet. Wir haben eine Schule gefunden, die einen Bunker besitzt. Morgen beginnen die ersten Klassen.

Photo: Kateryna Akwarelna

Oksana Kis

Forscherin der Frauengeschichte, PhD, Historikerin, Freiwillige

„Während der letzten Tage habe ich als Freiwillige im Sortierungszentrum für humanitäre Hilfe gearbeitet. Sachen, die man aus Polen geschickt hat… Während ich die Sachen ausgepackt und sortiert habe, verstand ich, dass all dies von den FRAUEN gepackt wurde: Verschiedene Kindernahrung nach Alter, neue Fläschchen, Nuckel, Windeln, Feuchttücher für die Säuglinge, Kinderkleidung und Spielzeuge… Kein Mann würde sowas sammeln können. Spülmittel, Abwaschlappen… Welcher Mann würde an sowas denken?

Was mich aber am meisten beeindruckt hat, war der Überfluss von Damenhygieneartikeln (Tampons, Kotex-Binde von allen möglichen Größen). Nur Frauen können an sowas denken, an die Schwester in Not, die das unbedingt brauchen würden. Denn, wenn man eigenes Kind rettet und mit einem kleinen Koffer weglaufen muss, denkt man kaum an eigene Hygiene… Und wie schrecklich soll es sein, wenn man in ein provisorisches Flüchtlingsheim gerät und plötzlich Periode hat. Mein Herz war voll der Liebe und Dankbarkeit für diese geschwisterliche Solidarität. Ich bin überzeugte Feministin, aber sowas habe ich nie zuvor erlebt. Das ist für mich eine besondere weibliche Ethik: Frauen sorgen sich um alle (Soldaten, Verwundete, Alte, Kranke, Kinder, Tiere). Männer könnten sich auch um sie kümmern. Aber nur Frauen können sich so um andere Frauen kümmern.“

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autor des Textes:

Anastasija Lewkowa

Übersetzer:

Roksolana Sviato

Content-Managerin:

Anastasija Schochowa

Folge der Expedition