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Das Zirkusstudio Jin Roh hat in der Ukraine seit 10 Jahren einzigartige Shows der Weltklasse geschaffen und hat somit weltweit Gastspiele gegeben. Das Team des Studios ist in Cherson ansässig, aber zu Hause sind die Künstler sehr selten — so eine große Nachfrage nach ihren Shows gibt es im Ausland. Der Chef des Studios Roman Waschtschenko widmet sich ständig dem Studio und träumt davon, mehr in der Ukraine aufzutreten.

Die Geschichte von Jin Roh begann mit der Feuershow, die später mit choreografischen Elementen, Zirkus-Stunts und Akrobatik vervollständigt wurde. Der Leiter des Studios, Roman Waschtschenko, wusste von Anfang an, dass Jin Roh ein ungewöhnlicher Zirkus wäre, ohne Tiere und Clowns. Das Genre der Tätigkeit von Jin Roh definiert Roman als Zirkus-Theater und Varieté. Der Name Jin Roh bedeutet „Superkraft“, weil Zirkuskünstler immer Überstunden machen und jedes Mal Messlatte höher setzen. Das Projektlogo, das slawische Symbol Kolovrat (Kreislauf), bedeutet die Vereinigung von mehreren Elementen in einem einzigen schöpferischen Fluss.

„Wir sind alle im kreativen Sinne verrückt. Die Ukrainer feiern den Sonntag und wir feiern ab 09:00 Uhr bei der Arbeit. Die Zusammensetzung unserer Schauspieler besteht gerade aus Menschen, die bereit sind, ihr persönliches Leben zu opfern, um zur Probe zu kommen.“

Am 21. Oktober 2018 war Jin Roh 10 Jahre alt. In diesem Zeitraum bereiste der Zirkus mehr als 50 Länder der Welt mit Gastspielen und besuchte alle Kontinente außer dem kontinentalen Afrika. Performances von Jin Roh sind in Europa und Amerika gefragt, wo der Zirkus-Show-Markt stärker entwickelt ist. Mit dem Programm „Revolution“ bereiste der Zirkus viele arabische Länder. Die Shows, mit denen Jin Roh gastiert, sind englischsprachig. Um ein Gleichgewicht zwischen globaler und nationaler Kultur zu erhalten, arbeitet das Team mit bekannten ukrainischen Musikern zusammen, beispielsweise mit dem Band „The Hardkiss“, deren Musik bei ihren Shows verwendet wird.

Im vergangenen Jahr ist Jin Roh am meisten in China und Deutschland aufgetreten:

„In Deutschland ist der Besuch einer Vorstellung mit der ganzen Familie eine Routinesache, wie für uns der Besuch eines Cafes. Manchmal erkennen wir sogar die Gesichter der Zuschauer, die auf unseren vorherigen Shows waren.“

Jin Roh sammelt immer volle Konzerthallen in der Ukraine und gibt gelegentlich Benefizkonzerte in seiner Heimat Tawrija. Die Vorstellung „Gespräch mit dem Himmel“ wurde für Kinder aus Cherson kostenlos von dem Kollektiv aufgeführt.

Jin Roh ist jedoch in erster Linie ein Businessprojekt. Die technischen und logistischen Kosten einer Show betragen durchschnittlich 5 000 US-Dollar. Daher spricht der Zirkus eher für ein ausländisches Publikum, weil es, wie Roman behauptet, profitabler sei. Solches Zirkustourneeleben ist für die Künstler eine Art Herausforderung:

„Eine unserer Künstlerin hat geschätzt, dass sie in zwei Jahren 73 Flüge hatte. Es ist eine ganze Menge von Eindrücken, aber das Tempo ist immer noch erschöpfend.“

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Roman

Das Reiseleben und das Heimweh sind für Roman Waschtschenko von Kindheit an vertraut. Romans Vater ist Militärpilot. Die Familie zog oft von Ort zu Ort, bis sie sich in Cherson niederließ. Zu dieser Zeit war der Junge 5 Jahre alt. Heutzutage zieht es Roman während der Gastspiele im Ausland immer nach Hause:

„Du kannst einen ganzen Monat lang durch wunderschöne Parks spazieren gehen und auf guten Autobahnen fahren, aber plötzlich willst du nach Cherson, merkwürdig und nicht für alle begreiflich, zurück. Es zieht dich nach Parks von Cherson, nach Dnipro, nicht ganz sauber, aber trotzdem. Vielleicht ist das meine Vorstellung vom Zuhause.“

Trotz der höheren Rentabilität der ausländischen Auftritte wollen die Künstler mehr zu Hause Aufführungen machen:

„Ich träume, immer öfter in der Ukraine aufzutreten. Ich glaube nicht, dass die Tatsache, dass nur 10% unserer Auftritte in der Ukraine stattfinden und dass wir die Restlichen für Export vorbereiten, eine gute Situation ist.“

Eines der größten Zirkuskollektive der Ukraine besteht insgesamt aus etwa 300 Menschen, davon mehr als 100 erfahrene Künstler, und die übrigen sind die Schüler von Akrobatik- und Tanzschulen. Fast das ganze Team kommt aus Cherson. Es gibt noch einige Teilnehmer aus Bila Zerkwa und Kyjiw.

Meistens kamen die Künstlerinnen und Künstler in den Zirkus aus dem Profisport — Akrobatik und Gymnastik. Laut Roman ist das Einkommen im Bereich Sport in der Ukraine dem Einkommen eines Zirkuskünstlers unterlegen. Und jeder Fachmann will eine angemessene Vergütung für seine Arbeit erhalten. Die Karriere des Zirkuskünstlers und des Trainers im Zirkusstudio dauert länger als die Karriere des Sportlers. Und der Darsteller im Zirkus kann sich einen breiteren Phantasieflug leisten, so dass der künstlerische Bereich für viele attraktiver erscheint.

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Jetzt hat Jin Roh eine eigene Requisiten- und Schneiderwerkstatt, in der die Schneiderinnen die Originalkostüme nähen.

Bei der Gründung des Studios wurde Roman Waschtschenko seinerzeit von der französischen „Cirque du Soleil“ — das erste nicht schablonenhafte Massenprojekt im Bereich der Zirkuskunst — inspiriert. In der Ukraine gibt es noch immer kein ähnliches Zirkus-Theater im Sinne von Maßstab. Einzigartige kleine Kollektive mit einer klaren und sehr interessanten Handschrift und Regie entstehen jedoch:

„Unter den ukrainischen Projekten müssen wir der Kreativität des Kollektivs ‚Bingo‘ und der Zirkusakademie in Kyjiw Tribut zollen. In Dnipro, Charkiw und Lwiw gibt es auch leistungsfähige Zirkusprojekte. Wir versuchen alle, etwas grundlegend anderes zu schaffen. Wettbewerb ist genau das, was Einzigartigkeit erzeugt. Ich habe viel vom Kollektiv ‚Todes‘ gelernt. Im Allgemeinen erwerbe ich ständig neue Kenntnisse, um das Team für Experimente zu begeistern.“

Roman begleitet das Team fast immer auf der Tournee, er will, dass seine Kollegen verstehen, dass sie in Fällen höherer Gewalt und in Konfliktsituationen eine zuverlässige Rückendeckung haben:

„Mein Kollektiv ist für mich dasselbe wie ein Kind für die Eltern. Um ihn herum ist mein Leben aufgebaut. Und nicht nur mein Leben, sondern auch das Leben einer großen Anzahl von Menschen. Meine Arbeit ist mein ganzes Leben, ich nehme praktisch an allem teil — Kostümschneiderei, Erstellung von Requisiten. Aus vielen Tropfen entsteht ein Ozean. Meine Aufgabe ist es, alles zu machen, damit mein Team sich in die Show verliebt.“

Kinder des Zirkus

Jin Roh hat eine Kinderakrobatik- und Tanzschule, die mittlerweile fast 200 Schüler besuchen. Ein Teil der Absolventen bleiben bei Jin Roh arbeiten, während der Rest eigenen Weg außerhalb der Region und manchmal auch des Landes wählt. Die Trainer unterstützen die Wahl ihrer Schüler.

Im Studio Jin Roh lernen die Kinder, ihre eigenen Ängste einzudämmen. Es ist ein Raum, der nicht so viel Druck ausübt wie eine Schule oder die Eltern, die einem Kind ihre Zukunftsvorstellungen aufzwingen können:

„Ich habe oft Fälle beobachtet, in denen Eltern größere Ambitionen hinsichtlich der Zukunft des Kindes hatten als das Kind selbst. Das bricht den Charakter eines Mädchens oder eines Jungen.“

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Diejenigen aber, die alle Bewährungsprobe bestehen, setzen fort, ihre Lieblingsbeschäftigung mit Unterstützung von Lehrern weiterhin auszuüben:

„Wir sind alle von Natur aus faul, und manchmal brauchen wir einen Lehrer, der uns anregt vollen Einsatz zu zeigen. Unsere Aufgabe als Lehrer ist es, den Schüler mit den Worten anzufeuern, dass alles so läuft, wie es soll, und zum tausendsten Mal wird alles bei ihm oder ihr perfekt herauskommen. Ich bin keinesfalls ein Unterstützer der Pädagogik, die die Flügel einem Kind mit Kritik schneidet.“

Außer der Unterstützung von Lehrern ist auch die Einstellung der Schüler wichtig, wie stark ihr inneres Bedürfnis ist, den Beruf des Zirkuskünstlers zu beherrschen:

„Jeder Mensch braucht eine besondere Herangehensweise. Ich begegnete talentierte Menschen, die sich nicht bereitwillig zeigten, viel zu arbeiten und die Menschen, die weniger talentiert, aber sehr hartnäckig waren. Ich muss sagen, dass im zweiten Fall die Erfolgschancen größer sind. Wir versuchen an einen Menschen zu glauben, was auch kommen mag. Vielleicht hat er später einen Wendepunkt im Leben, und dann versteht, dass diese Tätigkeit genau die ist, mit der man sein ganzes Leben beschäftigt werden will.“

Roman Waschtschenko hat keine Gelegenheit, sich im Theater auszuruhen. Anstatt die Show anzuschauen, passt er auf die Pose des Tänzers, auf das Licht und die Dekorationen auf. Auf solche Weise geschieht ein kontinuierlicher Prozess der Generierung neuer Ideen für zukünftige Projekte.

Das Programm des Studios ist in den kommenden Monaten bereits voll mit Konzerten und Flügen: Im Dezember — eine Show in Mykolajiw, zu Weihnachten wird der Zirkus in Beirut gastieren, im Januar — in Argentinien mit der Aufführung, im Februar — in Australien und im April — in Neuseeland.

Die Superkraft des Jin Roh-Teams ist in erster Linie auf die Unterstützung des Publikums zurückzuführen:

„Den Zuschauer mit Energie zu laden und dann diese Energie von ihm zu spüren — das ist die Euphorie. Wenn der ganze Raum im Stehen applaudiert, versteht der Künstler, dass seine Arbeit nicht vergeblich ist. Ich glaube, dass wir etwas Cooles getan haben, wenn der emotionale Zustand einer Person nach unserer Aufführung vollständig verändert und sie danach für starke und gute Taten inspiriert ist.“

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autorin des Textes:

Lessja Djak

Redakteurin:

Jewhenija Saposchnykowa

Projektproduzentin:

Olha Schor

Fotografin:

Alina Kondratenko

Kameramann,

Tontechniker:

Pawlo Paschko

Kameramann:

Oleksandr Sloboda

Filmeditorin:

Marija Terebus

Regisseur:

Mykola Nossok

Drehbuchautorin:

Karyna Piljugina

Bildredakteur:

Olexandr Chomenko

Transkriptionistin:

Anna Iwanowa

Folge der Expedition